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Aktuell Kammermusik

Heimspiel für Jakob Spahn: Tübinger Meisterkonzert zusammen

Mit instrumentalem Gesang und Gebet, Träumerei und Tanz haben Jakob Spahn und Jonathan Aner in Tübingen ein Meisterkonzert gestaltet.

Pianist Jonathan Aner und Cellist Jakob Spahn im Tübinger Silchersaal.
Pianist Jonathan Aner und Cellist Jakob Spahn im Tübinger Silchersaal. Foto: Christoph B. Ströhle
Pianist Jonathan Aner und Cellist Jakob Spahn im Tübinger Silchersaal.
Foto: Christoph B. Ströhle

TÜBINGEN. Es war einer dieser Konzertabende, bei denen, was das Programm angeht, kaum ein Wunsch offen blieb. Dafür sorgten Jakob Spahn (Violoncello) und Jonathan Aner (Klavier) im Tübinger Silchersaal nicht zuletzt mit vier Zugaben: dem in wunderbarer Verspielt- und Unheimlichkeit dargebotenen »Gnomentanz« von David Popper, der von Anmut durchströmten »Vocalise« von Sergej Rachmaninow, der heiter-temperamentvollen »Serenade Espagnole« von Alexander Glasunow und dem »Schwan« aus Camille Saint-Saëns' »Karneval der Tiere«, bei dem das Cello in würdevoller tenoraler Stimmlage über sanft vom Klavier ausgesandten Wellen glänzte.

Der Auftakt der zweiten Auflage der Veranstaltungsreihe »Meisterkonzerte Tübingen« war für Jakob Spahn, ehemaliger Stipendiat der Reutlinger Christel-Guthörle-Stiftung, ein Heimspiel. Der gebürtige Berliner, mittlerweile Solocellist im Bayerischen Staatsorchester und Professor an der Musikhochschule Nürnberg, ist in Tübingen aufgewachsen. Der israelische Pianist Jonathan Aner wurde im vergangenen Jahr für das Album »Roots« zusammen mit Shirley Brill mit dem Opus Klassik in der Kategorie »Kammermusikeinspielung des Jahres« geehrt. Die Veranstaltungsreihe der Museumsgesellschaft Tübingen will an Auftritte großer Meister des 19. und 20. Jahrhunderts im Museum Tübingen anknüpfen, darunter Franz Liszt, Clara Schumann, Pablo de Sarasate und Richard Strauss.

Klangspiele und Arabesken

Herzstück des Abends war Edvard Griegs Sonate für Violoncello und Klavier a-Moll op. 36, die die Interpreten mit Rita Strohls Stück »Solitude« darauf hinführend quasi zu einer Gesamtkomposition verschmolzen. Dabei spannte sich ein Bogen von der Träumerei über Klangspiele, Arabesken und impressionistische Farbflächen zu pochender Dringlichkeit und Obsession. Zur schillernden Aura gesellten sich Kantilenen und ein Sichaufbäumen zum Fortissimo. Auch das Klavier übernahm an einer Stelle energisch die Führung. Zarte Klänge leiteten zu tänzerisch-kapriziösen über. Da war große Meisterschaft in der Darbietung zu spüren. Ein großartiges Zusammenspiel.

Max Bruchs »Kol Nidrei«, basierend auf einem jüdischen Gebet, geriet elegisch und voller Andacht, wechselnd zwischen Moll und Dur. In Robert Schumanns Adagio und Allegro op. 70 loteten Spahn und Aner kunstvoll Intro- und Extrovertiertheit aus. Sanglich, aber mit abgründigen Einzeltönen im Cello. Versonnen und expressiv.

Mit Herzblut

Eingeleitet hatten der Cellist und der Pianist den vom Publikum begeistert aufgenommenen Abend mit Ludwig van Beethovens »Sieben Variationen über 'Bei Männern, welche Liebe fühlen' aus Mozarts 'Die Zauberflöte'«. Fein zeichnend, melancholiegetränkt, quirlig und fröhlich, versonnen und verspielt, hüpfend und unbeschwert, mit Herzblut. (GEA)