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Heaven Shall Burn verwandeln Tübinger Sudhaus in Mini-Wacken

Die Metal-Bands Heaven Shall Burn und Bleed From Within begeisterten nicht nur in Wacken und auf dem Summerbreeze sondern auch 1.000 Rockfans im Tübinger Sudhaus.

Heaven Shall Burn auf der Sudhaus-Waldbühne.
Heaven Shall Burn auf der Sudhaus-Waldbühne. Foto: Martin Zimmermann
Heaven Shall Burn auf der Sudhaus-Waldbühne.
Foto: Martin Zimmermann

TÜBINGEN. Ein Wacken-Headliner, der letztes Wochenende noch auf dem Summerbreeze in Dinkelsbühl gespielt hatte, machte am Donnerstagabend mit Heaven Shall Burn in Tübingen Station und verwandelte die Waldbühne im Sudhaus in ein Mini-Wacken. Mit der Metalcore-Band Bleed From Within aus Glasgow hatten sich die Thüringer einen Support Act mitgebracht, für den das Wort »Vorgruppe« eine Untertreibung ist, denn auch die Schotten hatten zuvor auf dem Summerbreeze gespielt.

Die 600 Stehplätze auf der Waldbühne waren seit Wochen ausverkauft, an der Abendkasse gingen noch die 400 Sitzplätze auf den Steinstufen weg, die der Waldbühne die Atmosphäre eines römischen Amphiteaters verleihen.

Sänger Marcus Bischoff beim Auftritt von Heaven Shall Burn auf der Sudhaus-Waldbühne.
Sänger Marcus Bischoff beim Auftritt von Heaven Shall Burn auf der Sudhaus-Waldbühne. Foto: Martin Zimmermann
Sänger Marcus Bischoff beim Auftritt von Heaven Shall Burn auf der Sudhaus-Waldbühne.
Foto: Martin Zimmermann

Fans sind weit gereist

Die Hardcore-Fans in der ersten Reihe hatten teilweise eine weite Anreise. Pia, 29, ist Lehrerin für Deutsch und Geschichte an einer Mittelschule in Horn in Niederösterreich. Sie nutzt die Schulferien, um der Thüringer Band gemeinsam mit ihrem Freund Lukas hinterher zu reisen. Beide haben sich das Bandlogo auf den Unterarm tätowieren lassen. Michael, ein 35-jähriger Rettungssanitäter, ist aus Würselen bei Aachen angereist. Auch Uwe »Crazy« Frank, der Veranstalter des Nuclear Winterstorm Festivals im Rottenburger Jugendhaus, ist da. Er kommt aus Thüringen und hat die Band aus Saalfeld seit ihren Anfängen verfolgt. Eine junge Wachendorferin ist begeistert: »Ich habe die Band in Wacken gesehen, aber hier ist man so viel näher dran an der Bühne!«

Engagement gegen Rassismus und die AfD

Heaven Shall Burn sind bekannt als Anti-Rockstars. Alle Bandmitglieder sind Vegetarier, vier der fünf Musiker sogar Veganer und Straight Edge, das heißt, sie verzichten auch auf Alkohol und Drogen. Diese Haltung findet sich auch in einigen Texten wieder. Sie sind Trikotsponsor des FC Carl Zeiss Jena und engagieren sich gegen Rassismus und die AfD, was sich auch in Tübingen in Ansagen deutlich machten. Außerdem sind sie bekannt dafür, dass sie trotz ihres musikalischen Erfolgs weiter in ihren gelernten Berufen arbeiten, weshalb sie auch weniger touren als andere Bands. In Tübingen spielten sie das erste Mal.

Pia, Deutsch- und Geografielehrerin aus Horn in Österreich, und ihr Freund Lukas haben sich den Bandnamen Heaven Shall Burn auf
Pia, Deutsch- und Geografielehrerin aus Horn in Österreich, und ihr Freund Lukas haben sich den Bandnamen Heaven Shall Burn auf den Unterarm tätowieren lassen. Foto: Martin Zimmermann
Pia, Deutsch- und Geografielehrerin aus Horn in Österreich, und ihr Freund Lukas haben sich den Bandnamen Heaven Shall Burn auf den Unterarm tätowieren lassen.
Foto: Martin Zimmermann

Als im März 2020 das Album »Of Truth and Sacrifice« Pietro Lombardi von der Spitze der deutschen Charts verdrängte, arbeitete Sänger Marcus Bischoff als Krankenpfleger und rief in dramatischen Appellen über die sozialen Netzwerke seine Fans auf, während der Pandemie zu Hause zu bleiben.

Inspirierende Vorgruppe

Nachdem bereits die schottische Vorgruppe »Bleed From Within« die Fans inspiriert hatte, in einem »Moshpit« im Kreis zu rennen und in einer »Wall of Death« gegeneinander zu springen, weiteten sich die Aktivitäten der Menge bei Heaven Shall Burn noch aus. Security-Mann Niko aus Römerstein, im Hauptberuf Gerüstbauer, der bereits in Wacken vor Heaven Shall Burn im Graben gestanden hatte, und seine Kollegen hatten alle Hände voll zu tun. Im Minutentakt waren Crowdsurfer aus der Menge in den Graben zu ziehen.

Muskalisch begann die Band ihr Konzert gleich mit ihrem ersten eigenen Hit »Endzeit«. Der Text ist Deutsch und Englisch und beschäftigt sich mit dem Klimawandel, was aber aufgrund des aggressiven Growling von Bischoff beim Livekonzert kaum zu verstehen war. Anschließend gab es weitere Hits wie »Übermacht«, »My Heart And The Ocean« oder »Hunters Will Be Hunted«, deren Texte sich mit Anti-Rassismus und dem Schutz der Meere beschäftigen. Stilistisch ließ sich im Konzert die Wandlung der Band vom Metalcore zum Melodic Death Metal nachvollziehen, wobei einige Songs auch stark in Richtung Thrash Metal gehen.

Als Zugabe gab es das Blind-Guardian-Cover »Valhalla«, den einzigen Sing-along-Song der Band, den die Fans noch minutenlang grölten, als die Musiker bereits verschwunden waren.