METZINGEN/WANNWEIL. Er hat als Kinderstar im »Tarzan«-Musical begeistert, er hat die Klassik für sich entdeckt und ist nun auf dem Weg zum Opernsänger: Hannes Nedele, 21-jährige Gesangsbegabung aus Wannweil, lässt sich mal wieder in der Region hören. Zum Auftritt am 24. Mai im Metzinger Kreissparkassenforum bringt er seine Studienkollegin Lara Rieken, 22, mit, die zuletzt in Wettbewerben erfolgreich war. Zusammen stellen sie ein Programm vor, das Oper, Operette und Liedkunst mischt.
»Es sind viele Ohrwürmer dabei, die älteren Hörer werden so manches aus ihrer Jugend kennen«, verspricht Sopranistin Lara Rieken. Einiges aus Mozarts »Zauberflöte« kommt zu Gehör. Bariton Nedele wird in die Rolle des Papageno schlüpfen und kann dort sein Talent für Komik ausleben; Sopranistin Rieken wird sich mal in Prinzessin Pamina, mal in Papagena verwandeln. Mozart lieben sie beide. »Bei dem ist alles so genau ausnotiert, da steht alles, was man braucht, in den Noten drin«, lobt die Sopranistin.
Konzertinfo
Lara Rieken und Hannes Nedele treten unter dem Motto »Frühlingsliebe« am Freitag, 24. Mai, um 20 Uhr im Metzinger Kreissparkassenforum auf. Am Klavier begleitet werden sie von Doriana Tchakarova. Auf dem Programm stehen Arien, Lieder und Duette von Mozart bis Bernstein. (GEA)
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Mit Emmerich Kálmáns »Csárdásfürstin«, Franz Léhars »Lustiger Witwe« und Leonard Bernsteins »Candide« geht's ins Operettenfach. Die Arie »Glitter and Begay« aus »Candide« ist so etwas wie das Paradestück von Rieken. Sie hat es gesungen, als der SWR sie in sein Format »Junge Opernstars« einlud. Je drei junge Sängerinnen und Sänger konkurrieren hier um den Publikumspreis. Den Rieken nicht holte - dafür gewann sie mit demselben Stück den 1. Preis für Gesang in der Vienna International Music Competition. Was ihr einen Auftritt im April beim Preisträgerkonzert im Wiener Musikvereinssaal einbrachte. An der Operette reizt beide, dass sie neben dem Gesang immer auch das Schauspielerische abverlangt.
Verspieltes von Grieg
Schließlich ist beiden der Liedgesang sehr wichtig. Weil man hier eine Geschichte ganz ohne Kostüme und Bühnenbild in kürzester Zeit vermitteln müsse. Duette von Mendelssohn haben sie sich dafür ausgesucht - »eine schöne Verbindung von Mozart in die Romantik«, wie Rieken findet. Und Edvard Grieg mit Vertonungen deutscher Gedichte. »Eine sehr farbenreiche Musik«, schildert Hannes Nedele, »die direkt ins Herz geht.« Nicht etwa Schwermütiges hat der norwegische Nationalkomponist hier im Köcher, sondern Heiteres, Verspieltes, Verliebtes.
Rieken stammt aus einem kleinen Dorf im Münsterland. Durch Zufall kam sie bereits im Kindergartenalter mit Mozarts »Zauberflöte« in Berührung, verliebte sich in die Stücke und trällerte bei einer Kinderaufführung »Der Hölle Rache«, ohne wirklich den Inhalt zu verstehen. Später sei sie familienbedingt eher auf dem Pop-Trip gewesen und habe mit einer Musical-Karriere geliebäugelt. Aber der Gesangsunterricht in der Musikschule brachte sie auf Klassik-Pfade zurück. Ihre Gesangslehrerin dort empfahl ihr Thilo Dahlmann als Dozenten, bei dem sie dann einen Meisterkurs in Oberstdorf besuchte. Dort habe sie »tausend Tode ausgestanden«, ob Dahlmann sie akzeptieren würde. Er tat es, ermunterte sie sogar, noch während der Schulzeit Vorstudentin zu werden. Sie wurde seine Studentin, folgte ihm von Frankfurt nach Stuttgart - wo auch der 21-jährige Hannes Nedele bei ihm lernt.
Liebe zum Kunstlied
Wie Nedele hat auch Rieken im Laufe des Studiums das Kunstlied für sich entdeckt. Und wie bei Nedele war es die Reutlinger Pianistin und Dozentin an der Stuttgarter Musikhochschule Doriana Tchakarova, die sie darin bestärkte. »Sie hat einfach eine enorme Erfahrung im Liedbereich«, schwärmt Rieken. Tchakarova wird die beiden jungen Sänger auch in Metzingen begleiten.
Bei Rieken wie Nedele steht der Bachelor-Abschluss bevor. Zuvor wartet auf Nedele eine große Aufgabe. In der Inszenierung der Stuttgarter Opernschule von Mozarts »Così fan tutte« im Wilhelmatheater hat er eine der Hauptrollen ergattert, nämlich den Guglielmo. Premiere ist am 8. Juni, achtmal wird das Stück dort aufgeführt; weil die Rollen doppelt besetzt sind, wird Nedele viermal dabei sein. Seine erste Hauptrolle in einer großen Opernproduktion. »Normalerweise machen dort nur Sänger im Masterstudiengang mit«, sagt der 21-Jährige.
Psychologisches Kammerspiel
In dem psychologischen Kammerspiel mit komischen und tragischen Momenten kann Nedele auch schauspielerisch alle Register ziehen. Es geht um zwei junge Männer, die der Treue ihrer Partnerinnen nicht trauen - und diese durch einen maskierten Partnertausch auf die Probe stellen.
Die Opernbühne wollen sie beide erobern nach dem Studium. Singend Geschichten zu erzählen, ist ihre Leidenschaft. Und doch betonen sie beide, dass sie auch später die ganze Bandbreite der Gesangskunst bewahren wollen: von Oper über Konzert- und Oratoriengesang bis zum Kunstlied. In der Vielfalt liegt für sie der Reiz - diese Vielseitigkeit werden sie auch in Metzingen ausspielen. (GEA)