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Gedok Reutlingen hat eine neue Vorsitzende

Die Gedok Reutlingen hat eine neue Vorsitzende. Die Anliegen der Künstlerinnenvereinigung sind geblieben

Stabübergabe bei der Gedok Reutlingen: Barbara Krämer (links) folgt als Vorsitzende auf Agnete Bauer-Ratzel. FOTO: STRÖHLE
Stabübergabe bei der Gedok Reutlingen: Barbara Krämer (links) folgt als Vorsitzende auf Agnete Bauer-Ratzel. FOTO: STRÖHLE
Stabübergabe bei der Gedok Reutlingen: Barbara Krämer (links) folgt als Vorsitzende auf Agnete Bauer-Ratzel. FOTO: STRÖHLE

REUTLINGEN. Ihre Pionierin wird am 14. Januar in Reutlingen geehrt: Ida Dehmel (1870–1942), Gründerin der Vereinigung Gedok, die seit 1926 Künstlerinnen aller Sparten und Kunstförderer unter einem Dach vereint. An diesem Tag jährt sich Dehmels Geburtstag zum 150. Mal. Die Gedok Reutlingen will diesen Termin nicht einfach so verstreichen lassen: In der Buchhandlung Osiander erinnert die Regionalgruppe mit Musik und Literatur an die Kunstförderin und Frauenrechtlerin.

Dass die Gedok Reutlingen seit diesem Sommer eine neue Vorsitzende hat, hat der Verband jetzt erst publik gemacht: Barbara Krämer hat von Agnete Bauer-Ratzel die Leitung der 69 Mitglieder zählenden Regionalgruppe übernommen, deren Einzugsbereich sich bis zum Bodensee, auf die Fildern und zum Schwarzwald erstreckt.

Bauer-Ratzel führte die Regionalgruppe acht Jahre lang, weit länger, als sie sich 2011 vorgenommen hatte. Nun ist sie froh, in Barbara Krämer eine engagierte Nachfolgerin gefunden zu haben. Wie Bauer-Ratzel ist Krämer keine ausübende Künstlerin – und doch vom Fach. Als Jurorin und Ausstellungsrednerin war die Kunsthistorikerin – studiert hat sie in Tübingen und München – in den vergangenen Jahren immer wieder für die Gedok tätig. Seit vier Jahren ist sie kunstförderndes Gedok-Mitglied. Die Reutlingerin, Jahrgang 1961, ist als freie Mitarbeiterin unter anderem für das Kunstmuseum Reutlingen und als Dozentin für die Pfullinger und Reutlinger Volkshochschule tätig. Beim Pressegespräch spricht sie die Leidenschaft an, mit der Agnete Bauer-Ratzel die Anliegen der Künstlerinnen und generell von Kunst und Kultur vertreten hat.

In einer krisenhaften Situation übernahm Agnete Bauer-Ratzel 2011 den Vorsitz der Gedok-Regionalgruppe. In der Gruppe knirschte es. Ein aufwendiger, über drei Kilo schwerer Katalog, der zum 60-jährigen Bestehen der Gedok Reutlingen erscheinen und die Künstlerinnen und ihre Arbeit darstellen sollte, sprengte die finanziellen Möglichkeiten der Gruppe, es kam zu Streit und Austritten. Beim Bundesvorstand war sogar ein Schiedsgericht angefragt – und das kurz bevor in Reutlingen groß gefeiert werden sollte.

Wunsch: Ein Haus der Kunst

Frauenbewusst und kunstaffin, wie Bauer-Ratzel ist, sprang sie in der Notsituation als Vorsitzende ein, nach einer gewissen Bedenkzeit. »Mir war klar, dass das nicht auseinanderbrechen darf«, beschreibt sie rückblickend ihre Motivation. Mit Ach und Krach brachten die Mitglieder die Finanzierung des Katalogs doch noch zustande und rauften sich wieder zusammen. Bei der Druckerei erreichte man einen Preisnachlass, auch steuerten die Künstlerinnen selbst Geld bei.

Ein Teamvorstand sollte sich in den Folgejahren bewähren. Auch besann man sich wieder darauf, dass man als Gedok-Regionalgruppe ja Bestandteil des ältesten und europaweit größten Netzwerks für Künstlerinnen aller Kunstgattungen ist. 22 regionale Gruppen in Deutschland und die Sektion Österreich in Wien mit insgesamt um die 3 000 Mitglieder gibt es. Agnete Bauer-Ratzel und ihren Mitstreiterinnen gelang es 2015, die Gedok-Bundestagung nach Reutlingen zu holen, wo aus diesem Anlass auch eine Ausstellung in der Städtischen Galerie stattfand, die in der Verleihung des Form-Art-Klaus-Oschmann-Preises gipfelte.

Für Barbara Krämer steht fest, dass »Kunst ein Lebenselixier, kein verzichtbarer Luxus« ist. Wie ihre Vorgängerin betont sie den dringenden Wunsch der Gedok-Künstlerinnen nach einer eigenen Ausstellungsmöglichkeit: »Wir hätten gern ein Haus der Kunst und Kultur.« Ein probates Mittel gegen Leerstand in der Innenstadt wäre eine Gedok-Galerie, sagt sie verschmitzt. Städtische Unterstützung oder ein Großsponsor wären dafür nötig. In Berlin und Köln etwa, Karlsruhe, Freiburg, Stuttgart und Heidelberg verfüge die Gedok über eigene Ausstellungsmöglichkeiten oder Häuser. Warum, so fragen Krämer und Bauer-Ratzel, sollte das nicht auch in Reutlingen möglich sein?

Bei zwei Gelegenheiten sind Gedok-Künstlerinnen in nächster Zeit zu erleben: Beim Konzert mit Christine Schäfer (Blockflöte) und Petra Marianowski (Cembalo) am 20. Oktober um 17 Uhr im Reutlinger Spitalhofsaal und bei der ebenfalls dort stattfindenden jurierten Jahresausstellung unter dem Titel »Jetzt gerade!« vom 14. bis zum 24. November. Eröffnet wird die Schau am 13. November um 19 Uhr. (GEA)