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Freundliche Wüteriche: Die Gruppe Outrage im Reutlinger franz.K

Outrage spielen alles, was Spaß macht. Die Punk- Ska-Polka-Band kam am Montagabend ins Reutlinger franz.K und alle hüpften.

Gitarren und Bläser geben Gas bei Outrage.
Gitarren und Bläser geben Gas bei Outrage. Foto: Thomas Morawitzky
Gitarren und Bläser geben Gas bei Outrage.
Foto: Thomas Morawitzky

REUTLINGEN. Diese Bande bringt Spaß in die Bude. Darauf kann man sich verlassen. Outrage kommen aus Frankreich, stürmen am Montagabend die Bühne im Foyer des Reutlinger franz.K und legen los. Es sind fünf Mann, einer mit Glatze, einer mit Bart. François Cipolla singt und spielt die wuchtige Bassgitarre, Nicolas Poirrier ist ein Hüne mit Saxofon, Bertrand Huger bläst in die Trompete, Jean Baptiste Rossard spielt elektrische Gitarre und Yves Barré trommelt ohne Hemmungen. Alle haben sie gute Laune, strahlen von Ohr zu Ohr und stecken an.

Outrage ist keine englische Vokabel. Nein, dieser Eintrag kommt auch vor in französischen Wörterbüchern, wird dort gewiss anders ausgesprochen, und er meint: Beleidigung, Schmähung, Frevel, Missachtung – von Autoritäten möglicherweise, oder von allem, das sich der Lebensfreude in den Weg stellt. Dabei geht es laut zu, ausgelassen, aber sehr herzlich. Schon breitet François Cipolla seine Arme aus und jubelt seinem deutschen Publikum zu, will hören, wie es lauter und lauter schreit, im Chor. Das Foyer des franz.K erweist sich als ideal für ein Konzert wie dieses – hier brüllt man auf Augenhöhe, hier ist die Stimmung familiär.

Glückliche Raserei

Outrage gründeten sich vor fast 30 Jahren in Le Mans, der Hauptstadt des Départements Sarthe in der Region Pays de la Loire. Sie toben immer noch in bester Form und sie erweisen sich am Montagabend als sehr freundliche Wüteriche, die ein stilistisch buntes, temporeiches Repertoire abfeuern und ihr Reutlinger Publikum in glückliche Raserei versetzen. Es gibt Fans, die behaupten, Outrage schon viermal im franz.K gesehen zu haben – gesichert ist die Erkenntnis, dass sie schon einmal dort spielten, 2022, vor damals 20 Zuschauern. Nun ist der kleine Saal voll, 60 oder 70 Menschen sind gekommen, und sie alle tanzen oder hüpfen auf der Stelle.

Los geht’s mit einem Lied, das man kennt, nur nicht so schnell. Ein Brummton liegt in der Luft, ein Knistern, Schnalzen, einer der Musiker kräht wie ein Hahn, das Publikum klatscht schon, ein erster, zerrender Gitarrenton kommt an, eine Melodie entsteht, das Schlagzeug flattert – und die Bläser springen vor. »Bitte kommt ein bisschen näher!«, ruft der Sänger. »Noch ein bisschen näher! Wir wollen hier heute Abend eine gute Party haben, mit euch. Wir können das allein nicht schaffen, wir brauchen euch! Seid ihr bereit?« Und wie heißt das erste Lied? »Bei mir bist du schön!«

Tumultöses Hochgefühl

Nun: Outrages Bläsersätze sind nicht sauber, aber saftig. Die Band hat seit dem Jahr 2000 acht Alben und eine EP veröffentlicht. Ihr letztes Werk trägt den Namen »Régne Animal« – zu Deutsch: Das Königreich der Tiere. Und Outrage wildern in allen Spielarten der härteren Musik, spielen rasenden Punk und hippelige Polka, greifen auch für harte, gerade Rockriffs tief in die Saiten. Man sieht François Cipolla, wie er den nächsten wilden Schrei abschickt und auf seine Bassgitarre trommelt, man hört knappe Riffs und Soli, die sich durch das tumultöse Hochgefühl graben. Und wieder preschen Saxofon und Trompete voran, schmettern die Melodien. Dann wird ein wenig geschunkelt, dann kommt ein Ska-Stück, geschaffen für Demonstrationen und friedliche Zusammenkünfte.

»Das ist ein Song über Angeber!«, sagt François Cipolla nun. »Er heißt: 'Tu vuò fà l’americano'«. Das Lied - der Titel bedeutet »Du willst den Amerikaner spielen« - ist kein unbekanntes, Renato Carosone sang es bereits 1956. Donald Trump war damals gerade zehn Jahre alt. François Cipolla, mit einem stets lachenden Gesicht, singt es natürlich auf Italienisch. Und schon wieder geht die Post ab und der Abend ist noch lange nicht zu Ende. (GEA)