»Lasset das Zagen« sangen die Knaben voller Elan und forderten Jauchzen und Fröhlichkeit ein, was die Musiker mit melodiösem Glanz, Paukenprägnanz und Trompetenjubilieren unterstrichen. Damit waren Zeichen gesetzt: Keine halben Sachen in puncto Gestaltungskraft. Das Werk als Botschaft, klangvoll-erhaben auf Jesu Geburt verweisend.
Die Choräle singen die jungen Sänger meist auswendig. Jedes Wort, jede Nuance, artikulatorisch wie interpretatorisch, sitzt. Die Aufmerksamkeit aller ist hoch, der Kontakt zwischen der Capella und Strippenzieher Bonath stets gegeben. Das zeugt von Professionalität, erlaubt es den Ausführenden aber vor allem, einen gemeinsamen Atem, eine gemeinsame Klangvision zu entwickeln, die sich nicht an Oberflächlichem aufhält.
Seelenvoll gestaltet das Orchester, gestalten die Solisten mit. Jan Jerlitschka, Jahrgang 1998, der die Alt-Arien singt, und der erst vierzehnjährige Til Krupop, der die Sopran-Partien übernimmt, sind Vokalsolisten aus den Reihen der Capella. Auch der Tenor Moritz Kallenberg, inzwischen auf Profi-Kurs, hat dem Knabenchor viel zu verdanken.
Es ist eine Freude, ihnen, ihrer feinen Klanglichkeit zu lauschen. Kallenberg legt in die Rezitative eine wunderbar zeichnerische Kraft. In der Arie »Frohe Hirten, eilt« singt er von Anmut, vom Laben von Herz und Sinnen und lässt seinen Vortrag all das auch beinhalten. Seine Stimme ist kultiviert, ausdrucksstark, tragfähig. Jerlitschka hat seine Stärke mittlerweile in der mittleren und unteren Alt-Lage. Arien wie »Bereite dich, Zion« und »Schlafe, mein Liebster« widmet er sich mit großer Wärme und innerer Anteilnahme.
Aufgekratzter Chor der Hirten
Eine reife Leistung ist auch, was Krupop aus sängerischen Herausforderungen wie dem Duett mit Markus Volpert (Bass) »Herr, dein Mitleid« macht. Volpert, die Klänge rundend und geschmeidig entwickelnd, hat mit Krupop einen Gegenüber, der mit der Stimme zu glänzen versteht, der eine große Natürlichkeit mit edlem Klangsinn verbindet. Im Zusammenklang mit Orchestermusikern, die als Solisten hervortreten und den Arien zusätzlich Zauber und Tiefe geben, beeindruckt das Wirken der Vokalsolisten außerordentlich. Das Orchester steht ihnen, was die Ernsthaftigkeit und die Frische angeht, mit der hier gestaltet wird, in nichts nach.Der Chor zeigt sich im »Lasset uns nun gehen« der Hirten herrlich aufgekratzt. Den Eingangschor der dritten Kantate (»Herrscher des Himmels«) greifen die Mitwirkenden zum Konzertabschluss mit ansteckender Verve nochmals auf. Der Applaus im fast voll besetzten Saal fällt überwältigend aus. (GEA)