MÜNSINGEN-GUNDELFINGEN. Michael Urtz war ein Künstler, der es verstand, seine kreative Vision auf unverwechselbare Weise zum Ausdruck zu bringen. Dank seiner konsequenten Positionierung und emotionalen Bildsprache gilt der 2021 gestorbene Künstler als Gegenwartsvertreter der expressiven und zugleich lyrischen Stilrichtung. Bei ihm standen Zeichnung und Malerei in einer engen Beziehung – was sich in einer ganz eigenen Handschrift ausdrückte. Die in Gesten gebündelte Energie und deren explosive Entladung zeigt sich in der Ausstellung »Malstrom«, die von 11. Mai bis 20. Juli in der Stiftung Anton Geiselhart in Münsingen-Gundelfingen zu sehen ist. Sie präsentiert Werke, die über viele Jahre seines Schaffens hinweg entstanden sind.
Laut Kuratorin Sabine Lang handelt es sich dabei oft um gesammelte und festgehaltene Eindrücke während seiner Sommeraufenthalte in der Bretagne, entstanden in seinem Atelier in der Umgebung von Morlaix. »Zeichnung als unverschleierte Rezeption wahrgenommener Naturimpulse«, beschreibt Sabine Lang die Bilder von Urtz. Sie seien »den Elementen und Gezeiten ausgesetzt«. In ihrer Klarheit wie auch in ihrer explosiven Entladung der Linien glichen sie dem titelgebenden Malstrom, glichen zuweilen auch einem »strudelnden Mündungstrichter«.
Gebündelte Energie
Die Kuratorin spricht von einer »Reflexion der gebündelten Energie mittels Kohle auf dem Papier«. »Man könnte meinen, die Reibung der Kohle auf dem Bütten zu hören«, so Sabine Lang. Sie stellt sich bei der Betrachtung seiner Zeichnungen die arbeitende Hand des Künstlers vor. Eine arbeitende Hand, deren Tun fragile Spuren neben dem gesetzten, satten Strich hinterlässt. »Man möchte vorausschauend zusammenzucken, wenn der verkohlte Ast durch zu viel Druck porös wird und zu brechen scheint.«
Die malerische Bildsprache von Michael Urtz, der bis zu seinem Tod im Juni 2021 in Stuttgart lebte und arbeitete, scheint losgelöst von jeder logischen Nachvollziehbarkeit. Seine Linien lassen sich weder in ihrer Dynamik noch in ihrem Rhythmus vorhersehen. Sie erzählen nichts und erklären nichts. Urtz hat gerne in Werkgruppen und Serien gearbeitet, wobei jede einzelne Arbeit mit ihrer Fülle von Nuancen und Differenzierungen als Individuum betrachtet werden muss.
Ausstellung 1999 in Reutlingen
»Für ihn war die Auseinandersetzung von zentraler Bedeutung, Zeichnung und Malerei waren gleichbedeutend«, weiß Sabine Lang. So sei es auch folgerichtig, dass zwischen den 18 Zeichnungen unterschiedlicher Formate, mit welchen sich die Ausstellung jetzt in Gundelfingen schwerpunktmäßig auseinandersetzt, immer wieder auch Malereien auftauchen.
Sabine Lang hat bereits im Mai 1999, also vor 26 Jahren, eine Ausstellung von Michael Urtz in der Galerie 5 in Reutlingen kuratiert und sich mit dem Künstler auseinandergesetzt. »Ich erinnere mich gerne zurück an den intensiven Austausch mit ihm als sensiblen Menschen und Künstler.« Urtz, 1952 in Göppingen geboren, studierte von 1972 bis 1979 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Professor K.R.H. Sonderborg. In seinen frühen Arbeiten beschäftigte er sich abstrahierend mit den Themen Kreatur und Tod.
Ausstellungsinfo
Die Ausstellung »Malstrom« mit Malerei und Zeichnung von Michael Urtz ist in der Stiftung Anton Geiselhart in Münsingen-Gundelfingen (Am Bürzel 1) von 11. Mai bis 27. Juli 2025 zu sehen. Vernissage ist am Sonntag, 11. Mai, um 14 Uhr, die Einführung hält Kuratorin Sabine Lang. (GEA)
www.stiftung-anton-geiselhart.de
Im Laufe seines Künstlerlebens wendete Urtz sich gezielt der feinsinnigen, lyrisch gesetzten Kraft der Linie und einer Malerei mit weiten Farbräumen zu. Monochrome Malereien wechseln mit subtiler, vielschichtiger Farbgebung und dem Linienspiel verschiedener Ausprägungen des Zeichnens. Die jetzige Ausstellung »Michael Urtz – Malstrom« in der Stiftung Geiselhart entstand in Kooperation mit der Galerie Lauffer in Stuttgart. (GEA)