Lubok hießen die russischen Volksbilderbögen, die seit dem 17. Jahrhundert auf Jahrmärkten verkauft wurden. Seit 2007 geben unter diesem Namen der Künstler Christoph Ruckhäberle und der Drucker Thomas Siemon Künstlerbücher mit originalen Linolschnitten heraus. Etwa zehn verschiedene Künstler sind an jedem Band beteiligt. Ihre Grafiken werden auf einer Päsident-Schnellpresse aus dem Jahr 1958 in der Leipziger Baumwollspinnerei gedruckt.
»Handwerklich erstklassig« nennt Kurator Ralf Gottschlich ihre buchbinderische Verarbeitung. Davon kann sich jeder Besucher selbst überzeugen, denn die Bücher liegen auf Tischen aus, und man darf darin nach Herzenslust blättern. Auf zehn Lubok-Sammelausgaben ist die Reihe mittlerweile angewachsen. Etliche Ausgaben sind jedoch vergriffen.
Der besondere Charme der Lubok-Alben hat sich schnell herumgesprochen und hat auch das Interesse von namhaften Künstlern wie Christiane Baumgartner, David Schnell oder Matthias Weischer geweckt sowie von Tal R, André Butzer, Christoph Feist, Katharina Immekus und Volker Pfüller, die dann auch monografische Künstlerbücher gestalteten. Die insgesamt beteiligten hundert Künstler gehören so gut wie alle der jüngeren Generation um 35 an.
Klassische Hochdrucktechnik
Umso mehr überrascht, wie sie in der für viele ungewohnten klassischen Hochdrucktechnik des Linolschnitts und der Beschränkung auf Schwarz-Weiß auf »altmodische« Sujets zurückgreifen. Die große Mehrheit gestaltet im vorgegebenen Format Din-A 4 figurative Szenen, die an Expressionismus und Neue Sachlichkeit erinnern. Andererseits finden die Künstler für ihre Figuration auch ungewohnte Bildlösungen. Aber alles wirkt irgendwie ein bisschen »retro«.So auch Christoph Ruckhäberles Tapeten, die mit ihrer seriellen Op-Art dem Sehnerv einiges abverlangen. Im ersten und zweiten Stockwerk sind Wände mit seinen originalen Linolschnitttapeten beklebt und geben den darauf verteilten Exponaten einen unruhigen Hintergrund. Von den hundert Lubok-Künstlern sind 29 auch mit freien Arbeiten präsent und lassen staunen, wie anders ihre eigentliche Handschrift in Malerei und diversen Grafik-Formen aussieht.
Mit großen, fotografisch anmutenden Linoldrucken imponiert Katharina Immekus, gegenüber hängen mit Ölfarbe vielschichtig gedruckte ornamentale Bilder von Jens Schubert. Kohlezeichnungen von Simone Waßermann sind zu sehen, Radierungen von Schnell und Weischer, Scherenschnitte von Steve Viezens, Holzstiche von Stefanie Schilling.
Geöffnet ist Dienstag bis Samstag 11 bis 17 Uhr (donnerstags bis 19 Uhr) sowie sonntags 11 bis 18 Uhr. (GEA)