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Er kann's noch: Peter Fox in der Stuttgarter Schleyerhalle

Er ist zurück: Peter Fox, der mit seiner Band Seeed und als Solo-Künstler ganze Generationen zum Tanzen brachte. Über einen mitreißenden, aber irgendwie auch unpersönlichen Auftritt in Stuttgart.

Peter Fox bei einem Auftritt im Rahmen seiner Tour kürzlich im österreichischen St. Pölten.
Peter Fox bei einem Auftritt im Rahmen seiner Tour kürzlich im österreichischen St. Pölten. Foto: Florian Wieser/dpa/dpa
Peter Fox bei einem Auftritt im Rahmen seiner Tour kürzlich im österreichischen St. Pölten.
Foto: Florian Wieser/dpa/dpa

STUTTGART. Kann er's noch? Er kann! Spätestens bei »Lok auf 2 Beinen«, dem dritten Song des Abends, hält es auch die letzten Besucher auf den Tribünen nicht mehr auf ihrem Sitz. Und die Masse im Stehbereich kennt sowieso kein Halten mehr, bei diesen wummernden und mitreißenden Beats. Peter Fox ist an diesem Montagabend nach Stuttgart gekommen und beweist in der Schleyerhalle eindrucksvoll, wie man Tausende Menschen zum Tanzen bringen kann. 53 Jahre ist er mittlerweile alt, doch ein atemberaubend anstrengendes Bühnenprogramm, bei dem er nur selten still steht, hält er noch gut durch.

Generationen mit seiner Musik geprägt

Als sein Album »Stadtaffe« 2008 veröffentlich wurde, war der Großteil der Menschen, die an diesem Abend gekommen sind, noch in der Schule, andere erst im Kindergarten. Bevor Peter Fox als Solo-Künstler durchstartete, war er mit seiner Band Seeed bekannt geworden. Ganze Generationen hat er seit einem Vierteljahrhundert mit seiner Musik geprägt, bevor es dann eine Weile still um ihn wurde. 2022 kam er dann zurück, mit »Zukunft pink«, einer Hymne an die Emanzipation.

In Stuttgart wird an diesem Abend vor allem eins deutlich: Besonders seine alten Hits, die aus der Seeed- und der »Stadtaffe«-Zeit, sorgen für Stimmung. Evergreens. Songs, bei denen der Text oft wenig inhaltlichen Tiefgang hat (»Augenbling«) und Songs, zu denen eine ganze Generation ihre ersten Nächte in den Clubs des Landes durchgetanzt hat (»Schüttel dein Speck«). Aber irgendwie ist der Inhalt bei Peter Fox' Konzerten auch egal. Es ist der mitreißende Beat, der zählt. Wer weder Song noch Lyrics kennt, der kann mindestens eins: mittanzen! Auf der Bühne dürfen dies neben den (laut Fox) »bestens Tänzern Berlins« an diesem Abend auch Normalos aus dem Publikum. Locker, unkonventionell, nicht einstudiert, gechillt: Das Lebensgefühl, das Peter Fox mit Seeed und auch als Solo-Künstler einst transportierte, das vermittelt auch seine aktuelle Bühnen-Show. Ein echter Berliner halt, sagen die Schwaben im Publikum.

Wenig Bindung zum Publikum geknüpft

Und so strecken sie wie selbstverständlich die Hände in den Himmel und singen begeistert »Schwarz zu blau«, seine Hymne auf die Hauptstadt, mit. »Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein ...« - Singen sie's mit, weil Stuttgart hübscher ist? Immerhin hat Fox zuvor die Schleyerhalle gelobt, die »auch immer schöner wird«. Egal - der Beat zählt. Bis auf zwei weitere Stuttgart-Witze in der kurzen Moderation bleibt das aber auch der einzige Kontakt, den der Künstler an diesem Abend zum Publikum knüpft. Persönlich wird's nicht, und als er nach dem regulären Programm sang- und klanglos von der Bühne verschwindet, sind die Zuschauer so irritiert, dass es eine Weile dauert, bis erste »Zugabe«-Rufe erschallen.

Diesen Wunsch erfüllt der deutsche Dancehall-König seinen aus dem ganzen Ländle angereisten Fans dann aber natürlich. Und bringt mit »Alles neu« und »Stadtaffe«, zwei weiteren Songs vom legendären 2008er-Album, noch einmal die Masse zum losgelösten Tanzen. »Danke Stuttgart, ihr wart super!« Sagt's, verschwindet - und hinterlässt eine nassgeschwitzte und glückliche Menschenmenge. »Wissen nicht mehr wie es geht, aber die City lebt«, singt Fox in »Vergessen wie« auf seinem neuen Album. Stimmt nicht. Er weiß noch genau, wie man eine Menge während einer eineinhalbstündigen Wohlfühlparty in den Erinnerungen ihrer Jugend schwelgen lassen kann. Ja, die City lebt. (GEA)