Den schlecht sitzenden Anzug aufreizend falsch geknöpft, dazu ein paar berückend alberne Dressurnummern mit seinem mitgebrachten Hund: Bühnenprofi Tukur lacht sich sein überraschend reifes Publikum erst mal warm. Dann darf die Musik ihre Wirkung entfalten. Ausgesuchte Preziosen aus vergangenen Jahrzehnten, vornehmlich den 1920er- und 1930er-Jahren, die von den vier Herren liebevoll und tadellos dargeboten werden.
Sagenhafte Rhythmusboys
Der Name Rhythmusboys ist übrigens eine sagenhafte Untertreibung für das, was Ulrich Mayer, Günter Märtens und Kalle Mews da bieten: Die Begleitkapelle stemmt auch die harmonisch verschwurbeltsten Chorgesänge bravourös, hantiert kundig mit diversen Instrumenten, beherrscht ein enormes Repertoire an Tierstimmen und bringt mit Slapstick-Auftritten als dänische Akrobatentruppe »Die drei Pølser« die Damen im Publikum dazu, sich lautstark zu wünschen, sie hätten wasserfeste Wimperntusche verwandt.Die glockenhelle Stimme Tukurs geht einem durch Mark und Bein - zumindest, wenn der Toningenieur ihr den Regler genügend aufdreht, was er in Stuttgart leider nicht immer tat. Wie auch Max Rabe näselt Tukur nach alter Schule, kann aber jederzeit ganz anders. So unterhaltsam und gleichermaßen kultiviert ist dieser Abend, dass man am Ende doch noch versucht wäre, Lobeshymnen anzustimmen. Sogar in Schwaben. (GEA)