HECHINGEN. Wo liegt eigentlich Entenhausen? Die neuere Forschung verortet die Heimat der Duck-Sippe auf der Erde. Aber nicht auf der unsrigen, sondern in einer Parallelwelt, dem Anaversum namens Entenstern (Stella Anatium). Duckburg, wie die bekannteste Enten-Metropole des Universums eigentlich heißt, darf man nicht mit der Nachbarstadt Mouseton verwechseln, wo Micky Maus, Goofy & Co. beheimatet sind.
Der Unterschied zu unserer Welt besteht darin, dass dort viele Wesen, die man spontan dem Tierreich zuordnen würde, anthropomorphe Züge aufweisen. Die Sache ist, nun ja, relativ. Denn in Entenhausen vollziehen sich auf wundersame Weise fast die gleichen Ereignisse wie auf der Erde. Es sind daher aus allen Zeitepochen und Teilen der anatiden Welt Spuren und künstlerische Hinterlassenschaften der Entenwesen zu finden.
Geprägt hat den Kosmos rund um Donald, Daisy und Onkel Dagobert der geniale Comiczeichner Carl Barks. Der 99-jährig im Jahr 2000 verstorbene Autor aus Oregon verfasste 500 Geschichten mit 6.300 Seiten. Der »Vater der Ducks« schuf nicht nur die Grundlage für Hunderte weitere Zeichner, sondern er entwarf Ölbilder und Porzellanfiguren. Im Laufe der Zeit tauchten weitere Skulpturen, Skizzen und Artefakte alter Kulturen auf. Sind es bisher unbekannte Werke jener Entensippe, die parallel zur Menschheit lebt? Oder verloren geglaubte Werke der Menschheitsgeschichte, die bisher durch Übermalungen entstellt oder in verfremdeter Form bekannt sind? Oder gar die Werke einer an der Kunsthochschule Braunschweig gegründeten Gruppe namens »InterDuck«, bestehend aus Künstlern und Geisteswissenschaftlern, die vorgeben, die Welt der Kunst für solche Menschen attraktiv zu machen, die mit selbiger nicht viel am Hut haben?
Entstanden ist daraus auf jeden Fall seit 1986 eine stetig wachsende Sammlung - die Duckomenta. Duck steht für Ente, der Buchstabe O für Staunen und die Silbe Menta verweist auf Dokumente real vorliegender Beweisstücke. Und den Gründungsmitgliedern um Anke Doepner, Professor Volker Schönwart und Rüdiger Stankow ist dabei nichts heilig, wie man sich seit dem 9. Mai im Hohenzollerischen Landesmuseum Hechingen überzeugen kann. Dort macht die watschelnde Ausstellung mit bislang zwei Millionen Besuchern bis Ende November Station. Sie zeigt, inmitten von Exponaten der hohenzollerischen Geschichte, rund 200 weltberühmte Kunstwerke, die mit der Entenfamilie verknüpft sind.
Ausstellungsinfo
Die Sonderausstellung »Duckomenta« ist im Hohenzollerischen Landesmuseum, Schlossplatz 5 in Hechingen, bis zum 30. November 2025 zu sehen. Geöffnet ist donnerstags von 14 bis 18 Uhr, freitags von 14 bis 17 Uhr, an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen von 13 bis 17 Uhr. Führungen jeweils am Sonntag um 14 Uhr: 18. Mai, 1. und 15. Juni, 6. und 20. Juli. Oder auf Anfrage. (GEA)
Deren Gemälde und Skulpturen sind so täuschend echten Antlitzes, dass man der Illusion erliegt, es handle sich um einen echten Nachlass aus unserem Universum. Die chronologisch geordnete Sammlung, auch mit Bezug in unsere Region, beginnt mit dem versteinerten Duckaeopterix, zeigt die erste aufrecht gehende Ente (Anas erctus), streift mit der Büste der Königin Duckfretete die Antike und verblüfft mit Werken aus dem Mittelalter bis zur Neuzeit. Alle namhaften Künstler der Entenwelt sind vertreten: Leonardo da Vincis Proportionsstudie »Anas Mensura Mundi«, Vincent van Dughs »Selbstporträt mit Schnabel«, Paul Coquins Meisterwerk »Enten am Strand«, Rembrandts verworfenes Gemälde des Mannes mit dem Goldhelm und Schnabel. Die Mona Lisa verblüfft in einer gefiederten Version, und auch Edvard Munchs »Der Schrei« erlangt mit Entengesicht eine neue, humorvolle Dimension. Selten hat man während eines Museumsbesuchs so viele Menschen herzhaft lachen gesehen. (GEA)