KUSTERDINGEN. Zupackend und ausgesprochen lebendig. Mit wunderbarer Energie, aus einem gemeinsamen Atem heraus musiziert. So beginnt der Abend im Kusterdinger Bürger- und Kulturhaus beim Klosterhof. Das Goldberg-Trio ist zu Gast in der vom Arbeitskreis Kunst auf die Beine gestellten Konzertreihe. Zum ersten Mal. Weshalb der Abend ein ganz besonderer für das Trio ist, wie Cellist Jakob Schall betont. Er und seine Schwester Eva Schall (Violine) sind in Immenhausen aufgewachsen und nicht zuletzt durch ihre Initiative und das Engagement für das Immenklang-Festival in Kusterdingen und darüber hinaus bekannt. Er ist in Freiburg freischaffend als Musiker tätig, sie ebenfalls dort im Philharmonischen Orchester. Das Trio komplettiert der Bratscher Pietro Montemagni. Sie hätten sich vor ein paar Jahren getroffen, zusammen Musik gemacht und es habe »sofort gefunkt«, beschreibt Jakob Schall die guten Schwingungen im Ensemble.
Es funkt auch zwischen dem Trio und dem Publikum an diesem Abend. Schon der energiegeladene Einstieg in Erno Dohnányis Serenade für Streichtrio in C-Dur op. 10 besitzt dieses gewisse Etwas, das einen guten Kammermusikabend zu einem besonderen macht. Was für eine ausgewogene Klangkultur! Was für eine Strahlkraft, ausgehend von Eva Schalls Violine, sich auch in den tieferen Instrumenten fortsetzend! Wie die drei aus einem Guss phrasieren, ist für die Zuhörer Abenteuer und Genuss.
Wilde rhapsodische Episode
Dohnányis Serenade ist Musik der Spätromantik, in der sich Elemente der ungarischen Volkstradition mit Anflügen von Modernität vermischen. Bemerkenswert ist nicht zuletzt der zweite Satz (Romanza), der von einem melancholischen Bratschen-Thema eingeleitet wird, von Violine und Cello mit Pizzicati zart begleitet. Auch eine wilde rhapsodische Episode hat der Satz zu bieten, bevor es einen intensiven Abschluss gibt und mit dem Scherzo eine dicht strukturierte Fuge folgt. Ein Thema mit Variationen kommt zart glimmend daher, man wähnt sich an einem fernen, entrückten Ort. Wohingegen es im abschließenden Rondo fetzt, die Instrumentalisten einander genüsslich necken. Nach einem Ruhepunkt erklingt der Schlussakkord dann rund und kraftvoll.
Vom Finnen Jean Sibelius hat das Goldberg-Trio das Fragment gebliebene Streichtrio in g-Moll mitgebracht. Doppelgriffe geben dem Werk eine orchestrale und polyfone Klangfülle. Auch durch die Themenarbeit hat der einzige vollständige Satz, Lento, einen sinfonischen Charakter. Die Musik, teils mit ungewöhnlicher Betonung der Töne auf das Ende hin, hat etwas Schmerzlich-Intensives, manches wirkt wie herausgestanzt, anderes - wie der Schlussakkord - schillert.
Schattenhafte Klänge
Klanglich und gestalterisch eine Offenbarung ist dieses Goldberg-Trio (das man vom Namen her allerdings mit dem französischen Trio Goldberg verwechseln kann). Das zeigt sich auch bei Ludwig van Beethovens Streichtrio in c-Moll op. 9,3, einem Frühwerk, geprägt von souveräner Stimmführung und kontrapunktischer Meisterschaft. Es ist in Teilen ein gespenstisches Spiel mit schattenhaften Klängen über absteigenden chromatischen Linien. Hinzu kommen kantable Episoden und ein melodisch freies Wechselspiel der Kräfte. Auf eine unbekümmerte Dur-Pointe folgt im Finalsatz ein offener Schluss.
Schön, dass das Trio als Zugabe noch Johann Sebastian Bach spielt: die Aria aus den »Goldberg-Variationen«. Von ihnen leitet das Ensemble seinen Namen ab. (GEA)