Zum Glück hielt es sie dort nicht. 2004 brach die heute 34-Jährige ihre bürgerlichen Zelte ab und lebt seither in Berlin, wo sie längst einen guten Namen hat in der Songwriter-Szene.
Vor wenigen Monaten hat sie ihr drittes Album herausgebracht, das sie als berüchtigte Perfektionistin auch weitgehend selbst abgemischt hat. Am Samstag war sie erneut zu Gast im gut gefüllten franz.K in Reutlingen - übrigens ihrem »absolute favourite Ingen«, wie sie erfreut twitterte.
Da stand sie, eine schlanke Gestalt in enger Hose und flachen Schuhen, die Haare schlicht zurückgebunden, keine einzige Pose während des gesamten Auftritts. Eher wortkarg, aber sympathisch kündigte sie einzelne Lieder an - oder griff nur hoch konzentriert zum nächsten Instrument. Oft blieb sie allein auf der Bühne und vertraute ganz ihrer Stimme, und ihre Zuhörer wurden so still, dass jedes Gläserklirren störte. Aber auch ihre Band weiß, wie man die introvertierten, hintersinnigen Frankie-Stücke richtig zur Geltung bringt.
Beste Songwriter-Tradition
»Please don't give me what I want« heißt ihr neues Album, der Titelsong frisst sich ins Gehirn und bleibt dort. Und auch sonst lohnen die Texte das Hinhören, in bester Songwriter-Tradition. Ein absoluter Virtuose ist ihr linker Fuß. Damit bedient sie in selten gesehener Akkuratesse die Loop-Maschine, mit der sie Schnipsel ihrer Musik aufnimmt und sofort wieder abspielt. Binnen weniger Minuten baute sie sich am Samstag einen ganzen Kat-Frankie-Chor, unterlegt mit Kat-Frankie-Beatboxing, und ließ darüber Melodien schweben.Kat Frankie singt geraderaus und sehr natürlich. Wie sie ihre vielen Stimmfarben einsetzt, wirkt in keinem Moment pathetisch. Im Internet findet man etliche Vergleiche: Sie klinge wie Annie Lennox oder P J Harvey, das Brechende hat wohl was von Sarah McLachlan. Alles nicht falsch, aber es sagt zu wenig.
Nach kurzen 70 Minuten verschwand sie das erste Mal von der Bühne. Mehrfach holte das begeisterte Publikum sie zurück und erklatschte sich noch einige weitere Gänsehautmomente. Unter den Zugaben war mit »Broken Glass« ein Cover, eines, das einen Annie Lennox einfach vergessen ließ. (GEA)