REUTLINGEN. Einen besonderen Konzertabend veranstaltete die Reutlinger Auferstehungskirche mit »Die Sieben letzten Worte Jesu Christi« (1787) von Joseph Haydn. Ursprünglich eine Auftragskomposition für eine Passionsmusik für Orchester, schrieb Haydn eine weitere Bearbeitung für Streichquartett, Klavier und ein Oratorium zu diesem Text. Zahlreiche, nicht nur zeitgenössische Komponisten vertonten die »Sieben letzten Worte Jesu Christi am Kreuz« ebenfalls.
In der Auferstehungskirche wurde eine weitere Fassung für Stimme und Streichquartett musiziert, die der spanische Hoforganist José Peris Lacasa im Jahr 2000 auf Wunsch der spanischen Königin Sofia schrieb. Hier sind die Worte Jesu feinsinnig mit dem Streichquartett-Geschehen verwoben; Gesangsstimme und Instrumente treten in einen Dialog. Das Kruzifix und das Wandbild der Auferstehungskirche mit dem Leidensweg schufen dazu eine weitere visuelle Dimension. Pfarrer Patrick Mauser setzte als Liturg den einzelnen Sätzen zusätzlich Gedanken aus der Gegenwart zur Seite.
Innige Botschaft
Die Sopranistin Susan Eitrich vermittelte mit den beiden Geigern Thomas Haug und Eva-Maria Benzing-Edinger, der Bratschistin Gabriele Haubner und der Cellistin Ina Krauß-Pfleghaar eine überaus dichte und lebendige Botschaft. Die Streicher, die wie die Sängerin über ein breit gefächertes Repertoire verfügen, sind allemal Musiker der europäischen Konzertszene. Mit ihrem Namen Planorbis-Quartett beziehen sie sich auf den weltberühmten Fund einer Süßwasserschnecke bei Steinheim; Varianz und Zuhausesein in verschiedenen Stilen und klangliche Homogenität sind ihr Credo.
So gelang mit den sieben Sätzen eine innig lebendige Botschaft, der man sich kaum entziehen konnte. Die sieben Sonatensätze hatten mit der »Introduktion: Maestoso ed Adagio« und dem »Erdbeben: Presto con tutta la forza« sowohl programmatische als auch formal orchestrale, dabei transparente Strukturen, denen die fünf Musiker sensibel und unprätentiös nachfolgten.
Bei der Botschaft »Es ist vollbracht« etwa entwickelt sich aus einem Ton wie aus einem sterbenden, dann keimenden Weizenkorn neues Leben, zuerst unisono durch gebrochene Akkorde, dann pizzicato, leicht schwebend wie bei einem Menuett.
Susan Eitrich erwies sich durch ihre unaufdringliche und ausgewogene Gestaltung als ebenso eindringlich wie integraler Bestandteil. Für ihre natürliche Diktion und meditative Gefühlstiefe dankte ihr das zahlreich erschienene Publikum mit hoher Aufmerksamkeit bis zum Schluss. Die Intensität der Botschaft machte den Abend zur Sternstunde. (GEA)