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Eindrücke von den Proben: »Die Eiskönigin« in Stuttgart

Im Möhringer Musicaltheater laufen die Proben zum Musical »Die Eiskönigin« auf Hochtouren. Am 26. November ist Premiere. Schneemann Olaf hatte bereits seinen ersten Einsatz.

Noch ohne Kostüm: Ablau Alaoui als Anna (links) und Ann Sophie als Elsa bei den Proben zum Musical »Die Eiskönigin« im Apollo-Th
Noch ohne Kostüm: Ablau Alaoui als Anna (links) und Ann Sophie als Elsa bei den Proben zum Musical »Die Eiskönigin« im Apollo-Theater. Foto: Martin Sigmund
Noch ohne Kostüm: Ablau Alaoui als Anna (links) und Ann Sophie als Elsa bei den Proben zum Musical »Die Eiskönigin« im Apollo-Theater.
Foto: Martin Sigmund

STUTTGART-MÖHRINGEN. Jedes kleine Mädchen möchte Elsa sein – der unglaubliche, fast unheimliche Erfolg des Disney-Films »Frozen«, zu Deutsch »Die Eiskönigin«, aus dem Jahr 2013 ging so ein bisschen vorbei an uns Erwachsenen. Zu untypisch war diese Heldin, zu unbekannt ihre Geschichte, die sich sehr frei an Hans Christian Andersens Kunstmärchen »Die Schneekönigin« orientiert. Ende November nun ziehen Elsa und ihre Schwester Anna, der drollige Schneemann Olaf und das sympathische Rentier Sven mit ihrem ganzen frostigen Königreich Arendelle ins Apollo-Theater in Stuttgart-Möhringen ein, die Proben für das Musical laufen derzeit auf Hochtouren.

2018 kam »Die Eiskönigin« an den Broadway, 2021 hatte die deutsche Version in Hamburg Premiere, die nun mit weitgehend neuer Besetzung ins Schwäbische umsiedelt. Vor dem Probenraum stapeln sich riesige Reifröcke, drinnen steht ein Maibaum an der Wand, ein Ensemblemitglied nestelt sich in das Kostüm des Rentiers Sven – Artem Salastenyk läuft mit den Armen auf Stelzen und hat hinten hohe Hufe angeschnallt, es ist eine echt anstrengende Rolle. Dafür kann der verblüffend echt aussehende Sven total lieb mit den Augen blinken.

Komiker aus Schneebällen

Elsa trägt zwar würdevoll Zepter und Kugel, aber sie und ihre Schwester Anna stecken vorerst noch in gemütlichen Trainingsklamotten. Ohne Perücke und Kostüm sehen sich die beiden zierlichen, dunkelhaarigen Darstellerinnen sehr ähnlich: Ann Sophie, eigentlich Ann-Sophie Dürmeyer, nahm 2015 für Deutschland am Eurovision Songcontest teil und ist erst seit einigen Jahren im Musical - hier verkörpert sie Elsa; die Deutsch-Marokkanerin Abla Alaoui spielt Anna und hat schon viele große Parts gesungen. An der großen Tanzszene ist auch Schneemann Olaf beteiligt, in dem Kaj-Louis Lucke steckt. Er bedient das Wesen aus Schneebällen und einer Karottennase mit Stäben und spielt gleichzeitig selbst die lustige Rolle.

Abla Alaoui als Anna (links) und Ann Sophie als Elsa bei Proben zum Musical »Die Eiskönigin« mit dem Schneemann Olaf, gespielt v
Abla Alaoui als Anna (links) und Ann Sophie als Elsa bei Proben zum Musical »Die Eiskönigin« mit dem Schneemann Olaf, gespielt von Kaj-Luis Lucke. Foto: Martin Sigmund
Abla Alaoui als Anna (links) und Ann Sophie als Elsa bei Proben zum Musical »Die Eiskönigin« mit dem Schneemann Olaf, gespielt von Kaj-Luis Lucke.
Foto: Martin Sigmund

Zwölf neue Songs gibt es im Musical, geschrieben, wie die Filmsongs, vom Ehepaar Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez. Das erzählt der Associate Director Adrian Sarple, der sich gemeinsam mit Musical Supervisor Sebastian de Domenico um die Integrität der Inszenierung von Michael Grandage kümmert: Alles soll nah am Broadway-Original bleiben, aber eben dennoch so authentisch wie möglich aussehen und klingen. Sarple ist seit der Broadway-Produktion dabei, wo die Pandemie das Stück nach 800 Aufführungen stoppte. Er betreute Aufführungen in Australien, Japan, London, Hamburg oder Den Haag.

Traumrollen für kleine Mädchen

Geprobt wird ein Duett der beiden Schwestern, die nicht nur große, mächtige Stimmen haben, sondern – darüber kommt der Regisseur ins Schwärmen – musikalisch und als Charaktere perfekt zusammenpassen, weil sie eine gemeinsame Energie und Spannung zwischen sich aufbauen. »Genau dafür machen wir so viele Auditions, um solche Leute zu finden«, sagt Sarple mit leuchtenden Augen. Und erzählt später von den Castings für die kleinen Elsas und Annas, die zu Beginn des Musicals einige Szenen haben: Wie er jedes, wirklich jedes kleine Mädchen anhört, das sich angemeldet hat, ob sie überambitioniert oder scheu sind, ob sie Sinn fürs Theater haben oder nicht. »Ich liebe es, wie sie sich dann im Lauf der Zeit verändern, nicht nur ihre körperliche Haltung, auch wie sie selbstbewusster werden, wenn sie in den Raum kommen.«

Bei der Frage, was denn bühnentechnisch so schiefgehen kann mit den Special Effects, etwa bei Elsas blitzartiger Verwandlung ins hautenge Glitzerkleid, fällt dem lachenden Sarple der Disney-Supergau ein, als der große, mit vier Mann besetzte Elefant im »König der Löwen« mal in den Orchestergraben fiel. Damit sowas nicht passiert, wird die »Eiskönigin« mit allen Darstellern und Puppen, mit Bühnen-, Licht- und Zaubereffekten so lange geprobt, bis sie perfekt ist.

Starke Frauen statt hilfloser Prinzessin

Elsa, die blonde, einsame Eisprinzessin, ist nicht nur zu einem Motiv auf Bettwäsche und Schulmäppchen geworden, sie ist bereits Gegenstand der Forschung, weil ihre Geschichte mit den klassischen Disney-Stereotypen der hilflosen Prinzessin bricht: Beide Schwestern sind selbstständige und mutige Frauen; die unheimlichen, hexenhaften Eigenschaften Elsas werden nicht bestraft, sondern durch einen Akt der Liebe verwandelt. Der prinzliche Retter erweist sich als machtbesessene Karikatur, das Rennen macht ein bodenständiger Eislieferant.

Aufführungsinfo

Das Musical »Die Eiskönigin« feiert am Stuttgarter Apollo-Theater am 26. November seine Premiere. Von da an gibt es Vorstellungen in der Regel Dienstag und Mittwoch um 18.30 Uhr, Donnerstag und Freitag um 19 Uhr, Samstag 14.30 und 19 Uhr, Sonntag 14 und 18.30 Uhr. (GEA)

Natürlich liegt der Erfolg von Film und Musical auch an »Let It Go«, dem Oscar-prämierten Hitsong, der mit den besten Ohrwürmern der Disney-Geschichte mithalten kann. In dieser Schlüsselszene wählt Elsa die Einsamkeit auf dem eisigen Berg, verwandelt ihre Verletzungen und ihre Wut in einen Eissturm und wird vom ängstlichen Mädchen zur strahlenden, stolzen Frau. Zu Beginn des Ukraine-Kriegs ging ein wackeliges Video durch die sozialen Netzwerke, wo ein kleines Mädchen den Song auf Ukrainisch bei Bombenalarm im Bunker sang: Elsa ist überall und macht den Kindern Mut, sie ist zu einem Phänomen der populären Kultur geworden. »Lass jetzt los« heißt das Lied auf Deutsch, mit ihm endet triumphal der erste Akt des Musicals, zu sehen ab 26. November in Stuttgart. (GEA)