WORMS. Johann Mattheson, dieser Name lässt Alte-Musik-Interessierte aufhorchen. Groß ist das Interesse dann auch, wenn wieder eine Komposition dieses Universalgenies ans Tageslicht kommt wie nun in Worms. Als Kriegsbeute landete sein Opus nach dem Zweiten Weltkrieg in Armenien; 1998 fand es den Weg zurück nach Hamburg.
Christian J. Bonath, der in Worms die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts pflegt, stellte jetzt in einer Welterstaufführung das Pfingstoratorium »Die Frucht des Geistes« von Mattheson aus dem Jahr 1719 vor. Die Vereinigung von weltlicher Oper und geistlichem Oratorium bezeugt dieses Kleinod mit seinen 28 Nummern. Die Koloraturarien, die Mattheson seinen Solisten abverlangt, wurden virtuos dargeboten, vor allem Sandra Ehses glänzte in der Rolle der Castilas, auch Stephan Wernersbach überzeugte mit seinem warmen und schlanken Bariton als Patientia.
Mattheson setzte als einer der ersten Frauenstimmen in der Kirchenmusik ein, ein Tabubruch, dem das Ensemble Paulinum mit Originalbesetzung (vier Frauen, vier Männer) gerecht wird. Bonath leitet das Geschehen souverän von der Orgel aus und punktet zudem als Begleiter. Die gesangstechnischen Voraussetzungen des jungen Ensembles führen zu einem großartigen Ergebnis: Vitaler Klang, federnde Leichtigkeit und Präzision. In der Wormser Friedrichskirche werden das Barockorchester Pulchra Musica und das Ensemble Paulinum dafür mit stehendem Applaus gefeiert. (pr)
