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Aktuell Ausstellung

Ein Lob an die Schräge

Künstlerinnen der Reutlinger Gedok-Sektion zeigen bis 25. November im Spitalhofsaal ihre Arbeiten

Agnete Bauer-Ratzel begrüßt die Vernissagenbesucher vor einem farbintensiven Gemälde von Gerburg M. Stein.  FOTO: VEY
Agnete Bauer-Ratzel begrüßt die Vernissagenbesucher vor einem farbintensiven Gemälde von Gerburg M. Stein. FOTO: VEY
Agnete Bauer-Ratzel begrüßt die Vernissagenbesucher vor einem farbintensiven Gemälde von Gerburg M. Stein. FOTO: VEY

REUTLINGEN. »Schräg« heißt die Jahresausstellung der Gedok im Spitalhofsaal. Als geometrische Aufgabe, in der die Diagonale im Mittelpunkt steht, setzten es einige der beteiligten Künstlerinnen um. Andere beschäftigten sich mit der Bedeutung, die bei »schräg« mitschwingt, – und das oft auf humorvolle Weise. Musikalisch umrahmt wurde die gut besuchte Vernissage von Isabelle Bläubaum (Gesang) und Reinhard Glatt (Gitarre).

»Schräg, das bedeutet anders oder ungewohnt«, meinte Gedok-Vorsitzende Agnete Bauer-Ratzel zur Begrüßung. Die Einführung übernahm Helmut Anton Zirkelbach. »Dass ich als Mann über eine Ausstellung spreche, die ausschließlich Frauen gestalteten, das ist auch schräg«, erklärte er. Und künstlerische, kuriose Gestalten sind natürlich Teil der Schau.

Kauzige Figuren

Sechs kauzige Figuren bahnen sich in reihenhaft aufgestellten Händen ihren Weg in Jutta Peikerts Keramikinstallation »Schräge Vögel«. Einen kleinen aus Keramik und Glas bestehenden »Schrägen Vogel« steuert Margot Spuhler bei. Schräg, das beutet auch »nicht gerade«. Ein solches Spiel mit den Formen greift etwa Kathrin Fastnacht in ihren Arbeiten auf. Dreieckartige Gebilde gestaltete sie und setzte als Gegenwichte entsprechende Formen als Prägedrucke: »Schräg I« und »Schräg II« heißen ihre Radierungen.

Mit Diagonalen, die sich überlagern, spielt Gudrun Heller-Hoffmann in ihren Fotografien »Schräge Typen 1 und 2.« Abstrakt-Geometrisches greift ebenfalls Margarete Lists Collage aus Holz und Malerei »Schräg« auf.

Schräg im Sinne von persönlich-gesellschaftlichen Schieflagen machen andere Künstlerinnen zum Thema. Eine brenzlige Situation zeigt Jacqueline Wagner in ihrer Assemblage »Zündelnde Worte«, in der Furnierholz, Asche und Acrylfarbe verarbeitet wurden, um Rauch und Feuer darzustellen. Eine aus den Fugen geratene Welt spiegeln auch die Licht- und Bewegungsmuster in Margret Bergers Fotografien »Was läuft schief«.

Schaf mit Wolfsaugen

Der Schafskopf von Birgit Hartstein widmet sich den gekonnten Verführungskünsten. »Der Wolf im ...« taufte sie ihr Gemälde, bei dem das Schaf die falschen Augen hat, nämlich die eines Wolfes. Dagegen bleibt es ein Geheimnis, ob das abstrakte Bild »Secrets« von Gerburg M. Stein mit seinen dynamischen Formen eine Explosion abbildet. Weitere Arbeiten lieferten Heidi Degenhardt, Renate Quast und Susanne Reusch.

Schräger Humor blitzt in vielen Arbeiten auf. Da gibt es bei Mehlika Tanriverdis Zeichnung »Paris – One for Road + Lady in Black« einen Mann, über dem eine tanzende Frau thront. Der Betrachter ahnt, dass dieser Herr mit Weinglas nur von einem weiblichen Wesen fantasiert.

»Unsinn« taufte Christine Ziegler ihre Filzplastik, die damit auf weich-stoffliche Weise die Büchse der Pandora parodiert. Für viel Aufmerksamkeit sorgte Elke Roths Installation »Schräg«, in der sie den Oberkörper einer Schaufensterpuppe in eine Badewanne mit Fischen und Steinen drapierte. (GEA)

 

AUSSTELLUNGSINFO

Die Gedok-Jahresausstellung »Schräg« ist bis 25. November im Spitalhofsaal Reutlingen zu sehen, täglich 11 bis 18 Uhr. Gezeigt werden Werke von Margret Berger, Heidi Degenhardt, Kathrin Fastnacht, Birgit Hartstein, Gudrun Heller-Hoffmann, Margarete List, Jutta Peikert, Renate Quast, Susanne Reusch, Elke Roth, Margot Spuhler, Gerburg M. Stein, Mehlika Tanriverdi, Jacqueline Wanner und Christine Ziegler. (GEA)