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Ein Hauch von Alhambra

Schweizer Klaviertrio im Kammermusikzyklus

»Scheherazade« mit Projektionen: Das Schweizer Klaviertrio.  FOTO: VARADY
»Scheherazade« mit Projektionen: Das Schweizer Klaviertrio. FOTO: VARADY
»Scheherazade« mit Projektionen: Das Schweizer Klaviertrio. FOTO: VARADY

REUTLINGEN. Routiniert bedeutet, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Für die Musiker des Schweizer Klaviertrios – Martin Lucas Staub, Klavier, Angela Golubeva, Geige, Joël Marosi, Cello, dazu Davide Bandieri, Klarinette – gab es am Donnerstagabend beim Kammermusikzyklus im kleinen Saal der Stadthalle ein paar Kleinigkeiten, die manch einen nervös hätten machen können. Wenn man auf die Bühne kommt und diese nicht beleuchtet wird, muss man eben warten, bis sich etwas tut. Auch das permanente Klicken eines Rauchmelders störte lediglich das Publikum.

In diesem Sinne wurde auch Musik gemacht. Erfahren, reif, konzentriert. Ein rein russisches Programm mit Michail Glinka, Anton Arenski und Rimski-Korsakow. Glinkas »Trio pathétique« für Klarinette, Cello und Klavier ließ bereits die Qualitäten der Musiker in Erscheinung treten. Staub war am Klavier hervorragend im Ausdruck, im Zaubern lebendiger Klangerlebnisse, nie gekünstelt. Während Marosi mit seinem Cello einen vollen, warmen Klang großer Spannbreite an Stimmungen zu erschaffen wusste. Bandieri ergänzte durch eine präzise Ausführung und seinen sprechenden Ton.

Bei Arenskis Klaviertrio Nr. 1 ersetzte Golubeva den Platz von Bandieri. Hier spürte man die gemeinsame Strömung zwischen den Musikern. Golubeva ließ den Beginn mit viel Vibrato und in einem geradezu verletzlichen Ton fließen. Das Scherzo war in all seiner Schalkhaftigkeit keck und witzig ausgeführt, wenn auch mit stoischem Gesichtsausdruck. Präzision und Eleganz war in allen Sätzen zu fühlen. Und die Seele, die Empfindung war unter all der Reife wahrzunehmen.

»Scheherazade« mit Projektionen

Die zweite Konzerthälfte brachte etwas Besonderes. Zunächst Rimski-Korsakows »Scheherazade« in einer Fassung für Klarinette und Klaviertrio von Florian Noack. Darüber hinaus wurde auch dem Auge etwas geboten. Auf eine Leinwand über den Köpfen der Musiker projizierte Visuals-Künstler Arthur Spirk Bilder. Die Alhambra in Granada mit ihren grandiosen Säulen und Wasserspielen. In diesen Ort lockte Spirk nackte Haremsdamen, orientalische Männer oder feurige Pferde. Bilder wurden überlagert, Details eingeblendet, Frauen auf Balkone oder in Fenster gesetzt. Das ging meist genau mit der Musik, sodass beinahe ein Film entstand.

Interessant und bereichernd war das, doch bei all den visuellen Eindrücken entstand manchmal der Eindruck, die Musiker würden Filmmusik machen und lediglich untermalen. Dabei war gerade hier unheimlich viel zu erleben. Betörende Soli, sinnliche Melodien, lebendige Gestaltung. Es fehlte nur noch die Wasserpfeife für das Publikum. (GEA)