FILDERSTADT. Das Theater Pforzheim brachte am Donnerstag ein weihnachtliches Ballettstück nach Motiven von E.T.A. Hoffmann auf die Bühne: »Nussknacker und Mausekönig« von Guido Markowitz zur Musik von Pjotr Tschaikowski, dargeboten von der Badischen Philharmonie Pforzheim unter der Leitung von Michael Pichler, begeisterte mehr als 400 Besucher in der annähernd ausverkauften Filharmonie.
Bunte Bühnen- und Kulissenausstattung
Dabei ist dem Choreografen und Ballettdirektor Markowitz und seinem 15-köpfigen Tanzensemble eine einfallsreiche und emotionale Produktion gelungen. Das fing bei den fantasievollen Kostüm- und Schminkideen von Esther Bätschmann für die auftretenden Tänzerinnen und Tänzer an und setzte sich in der bunten Bühnen- und Kulissenausstattung fort. Die knapp zweistündige Aufführung in zwei Akten zeigte jede Menge tänzerische Talente, unter denen die zuweilen an Riff Raff aus der »Rocky Horror Picture Show« erinnernde Emilie Friedholm als Mausekönigin und der den Prinz tanzende Dominic Mc Ainsh herauszuheben sind. Allein der Pas de deux des Prinzen mit Clara (Chelsea Deslauries) gegen Schluss war ein unwiderstehlicher Augenschmaus.
Stimmige und emotionale Choreographie
Pantomimisch untermalt und optisch begleitet wurde das »Phantastische Märchen« von E.T.A. Hoffmann, das 1816 zum ersten Mal veröffentlicht wurde, vom bunten Bühnentreiben und einer stimmigen Choreographie. Dabei hielt sich Guido Markowitz keineswegs streng an die literarische Vorlage, wie er bei seiner Einführung betonte: Die gesamte Vorgeschichte der Weihnachtsbescherung im Haus des Medizinalrats wurde weggelassen, dafür hat er einen weißen Hasen (Ido Stirin) als Claras ständigen Begleiter hinzugedichtet und mit der Königinmutter der Mäuse eine überaus präsente Gegenspielerin für die gute Fee Drosselmeyer (Sara Scarella) gefunden. Zusammen brachten sie das ursprünglich recht handlungsarme Märchen über Clara und dem von der Mausekönigin in einen Nußknacker verwandelten Prinzen engagiert und lebendig auf die Bühne.
So war der Beifall am Ende lang und laut: Junge wie ältere Gäste waren von den expressiv agierenden Tänzerinnen und der Entwicklung ihrer Figuren sichtlich beeindruckt. Guido Markowitz hat hier eine einfallsreiche und emotionale Verbindung zwischen ernster Musik und einem zeitgenössischen Umgang mit Tanz und pantomimischer Darstellung geschaffen. Zudem hat er Elemente aus Klassikern wie »Dornröschen« und das weiße Kaninchen aus »Alice im Wunderland« integriert und im zweiten Akt ein opulentes Winterzauberreich der Puppen geschaffen, in dem sich riesige Teddybären und Frösche, Spiderman und skurrile Gestalten mit Cowboyhüten begegnen.
Gleichzeitig wurde die Entwicklung dieses klassischen Werkes von E.T.A. Hoffmann von opulenter Orchestermusik begleitet und – auch für die anwesenden Kinder – verständlich und ausdrucksvoll dargeboten.

