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Efterklang zum Greifen nah im Stuttgarter Wizemann

Nach zehn Jahren kehrt die dänische Band Efterklang zurück auf die Stuttgarter Bühne. Angeführt von Casper Clausen setzt die Gruppe auf Vielstimmigkeit. Nicht nur das Finale ist ein Ereignis.

Die dänische Band Efterklang beim Konzert im Stuttgarter Wizemann. Casper Clausen (in Rot) spielt ein außergewöhnliches Musikins
Die dänische Band Efterklang beim Konzert im Stuttgarter Wizemann. Casper Clausen (in Rot) spielt ein außergewöhnliches Musikinstrument namens Pipe. Foto: Stanislav Schitz
Die dänische Band Efterklang beim Konzert im Stuttgarter Wizemann. Casper Clausen (in Rot) spielt ein außergewöhnliches Musikinstrument namens Pipe.
Foto: Stanislav Schitz

STUTTGART. Die Band Efterklang arbeitet gerne mehrstimmig. Zu ihren Favoriten gehört auch ein Mädchenchor aus dem Süden Dänemarks, wo die drei Musiker ihre Wurzeln haben. Am Dienstagabend war der Chor in Stuttgart nicht dabei – dafür ist die Bühne im kleinen Saal des Wizemann zu klein. Trotzdem funktioniert es mit der Mehrstimmigkeit: In den Liedern legt Mabe Fratti aus Guatemala am Cello und als Gastsängerin ein paar spanischsprachige Zeilen über Casper Clausens Gesang. Gitarrist Hector Tosta aus Venezuela steigt bei manchen Songs ebenfalls mit der Stimme ein.

Und der fehlende Chor? Kein Problem: Die Musiker steigen von der Bühne ins Publikum und geben ein Summgeräusch vor. Die rund 150 Besucher machen mit – es entsteht ein Lied. So endet das Konzert.

Klingender Alkoholtester

Dazwischen gibt es wummernde Bässe, kuriose Tanzeinlagen und exotische Musikinstrumente. Etwa die sogenannte Pipe, die wie ein Atemalkoholtester von der Polizei aussieht. Efterklangs Sänger Clausen nimmt das Ende des Geräts in den Mund und legt los: Während er in das Röhrchen pustet, schreit, singt und atmet, dreht er an Seitenreglern und drückt an Knöpfen. Es entstehen Töne, die man selten zu hören bekommt: laut, schrill, komisch, mitreißend.

Große stilistische Vielfalt

Die Musik von Efterklang reicht von Vogue über Elektronik bis hin zu Pop. Ein breites Repertoire eben. Die rhythmischen Wiederholungen und ständige Taktwechsel versetzen das Publikum in eine entspannte Atmosphäre. Die Gesangsstimmen schweben davon. Dann wird es wieder laut.

Das Debüt der Band liegt über 20 Jahre zurück. Die Bandmitglieder kennen sich seit der Schulzeit und wirken vertraut auf der Bühne. Vergleicht man die Songs von früher, ist ein deutlicher Wandel zu erkennen: Von damals elektronischen Klängen gibt es einen Wandel hin zu einer Art innovativem Pop oder Indierock. Typisch für den Elektro-Sound sind die wiederkehrenden Klänge, da machen Efterklang keine Ausnahme. Trotzdem unterscheiden sie sich: Auch bei ihnen kann man sich wie in einer Disco zu den Rhythmen bewegen – jedoch gibt es ein ständiges Wechselspiel aus dem Hintergrundgesang, der plötzlich lauter wird und wieder als Echo verschwindet. Innerhalb eines Songs wechseln sich die Musik-Genres ab.

Erfahrungen bei den Mormonen

Auch die Bandkonstellation hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Gründungsmitglied Rune Mølgaard verlässt Efterklang 2007, weil er sich den Mormonen anschließt. In einem aktuellen Interview verrät er, dass er im Laufe der Zeit immer weniger mit den Ansichten seiner neuen Gemeinschaft einverstanden war. Er verlässt die Mormonen und verarbeitet seine Erfahrungen mit Musik, besonders im Song »Shelf Break«: Das überladene Regal bricht zusammen, auf dem Rune Mølgaard seine Zweifel gegenüber der Mormonengemeinde abgelegt hat, der er über 15 Jahren angehörte.

Mølgaard hat auch die meisten Songs auf dem 2024 erschienen Album »Things We Have In Common« geschrieben. Der Song »Plant« (Pflanze) unterstreicht die Sichtweise des Albums. Es geht darum, sich seiner Verletzlichkeit bewusst zu werden und sich der Sonne hinzuwenden, wie eine Pflanze, sagt der Sänger Casper Clausen in einem Interview. (GEA)