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Duo Azuma/Bellinati im Museum: Komponisten als Interpreten

Das Gitarristen-Duo Cristina Azuma und Paulo Bellinatti. Foto: Morawitzky
Das Gitarristen-Duo Cristina Azuma und Paulo Bellinatti. Foto: Morawitzky
Das Gitarristen-Duo Cristina Azuma und Paulo Bellinatti. Foto: Morawitzky

TÜBINGEN. Das Gitarrenfestival Tübingen endet am Sonntagabend mit einem Höhepunkt: Paulo Bellinati und Cristina Azuma sind zu Gast im Silchersaal des Tübinger Museums – und mit Bellinati einer der renommiertesten Komponisten für die Gitarre in Brasilien.

Eine kleine Erfolgsgeschichte hat das Festival in den zwei Jahren seit seiner Gründung erlebt, ist dabei aber doch ein Festival ohne festen Ort geblieben. In fünf verschiedenen Sälen Tübingens fanden seit dem 6. November sechs Konzerte statt, die das Instrument mit den sechs Saiten in diversen Zusammenhängen präsentierten – mit Orchester, im Duo, bei Konzerten von Preisträgern. Am Sonntag schließlich, beim siebten und letzten Konzert der aktuellen Ausgabe, sitzt ein Meister von wahrhaft internationalem Ruf vor einem Publikum, das den verkleinerten Silchersaal im Museum gut füllt.

Geboren in São Paulo

Bellinati wurde 1950 ins São Paulo als Sohn eines Gitarristen geboren, studierte bei seinem Vater und in Genf, unterrichtete schon früh, widmete sich dem Jazz. Er spielte nicht nur mit Carla Bley und Steve Swallow, sondern mit vielen Musikern der internationalen Jazz-, Folk-, Weltmusikszene. Er erhielt Preise für seine Kompositionen, nahm sich darüber hinaus des Werkes seines Landsmanns, des 1955 verstorbenen Garoto, bürgerlich Anibal Augusto Sardinha, an.

Mit Cristina Azuma tritt Bellinati seit Jahren im Duo auf. Auf ihrem Programm stehen eigene Kompositionen beider und natürlich auch ein Stück Garotos. Prägend für den Klang des Duos sind die Instrumente: Bellinati spielt auf Stahlsaiten, Azuma eine klassische Gitarre mit Nylonsaiten; ihr weicher Klang antwortet seinen schnellen, harten, erstaunlichen Figuren. Zuletzt wird jeder von ihnen ein solistisches Stück vortragen.

Was die Fingerfertigkeit angeht, ist das Konzert von Bellinati und Azuma ein Moment ewigen Staunens – aber freilich geht es nicht nur um dieses Können. Die sichere Leichtigkeit, die Konzentration der Musiker betört so sehr wie die Melodien, der oft leise, meditative Tanz der Noten, die sanfte folkloristische Stille, das aufspringende Temperament, der flirrende Klang der Saiten.

»Mon Frère« heißt das Stück Azumas, mit dem das Konzert eröffnet, ein Walzer Bellinatis folgt; das Spiel beider Gitarren verschränkt sich auf wunderbare Weise. Bellinati hat Gitarrenmusik geschrieben, die die lateinamerikanische Tradition mit dem europäischen Barock, mit Bach verbindet; er hat auch ein von vielen Gitarristen interpretiertes Stück geschrieben, das er mit Azuma noch vor den drei Zugaben spielt, mit denen der Abend endet: »Jongo« heißt dieses Stück. (GEA)