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Die Zauberflöte als Musical

REUTLINGEN. Auf ein übergreifendes Motto für die beginnende Spielzeit hat die Tonne diesmal verzichtet. Dafür steckt in den acht Neuproduktionen, von denen sieben Uraufführungen sind, ungewohnt viel Musik. Zum Beispiel in Daniel Calls Opernmusical für »Zauberflöten«-Neuentdecker »Königin der Nacht« (Premiere 29. Oktober). Heiner Kondschak mit Band und die titelgebende Sopranistin präsentieren Schikaneders Text und Mozarts Musik in neuem Gewand, wobei eine Wette zwischen der Königin der Nacht und Sarastro den Handlungsrahmen bildet.

»Für Tonne-Verhältnisse wird das eine Großproduktion«, erklärte Intendant Enrico Urbanek bei der Spielzeit-Pressekonferenz. Das Stück soll in der Vorweihnachtszeit die Besucher locken. Zuvor feiert am 1. Oktober Eric van der Zwaag mit dem Monolog »Schiller« (ebenfalls von Daniel Call) Premiere. Die Zuschauer erwarte »Unterhaltsames und Informatives im Schiller-Jahr«, so Darsteller van der Zwaag, der zugleich Oberspielleiter am Theater ist.

Ein Gerichtsstück über Johanna von Orléans, in dem »die politischen Motivationen der Richtenden und die spirituell-geistige Kraft der Verurteilten« gestützt auf Originaldokumente aus dem 15. Jahrhundert zur Sprache kommen sollen, ist van der Zwaags »Prozessakte: Johanna«, das die Tonne ab 28. Januar unter seiner Regie zeigt.

Produktionen mit Musik

Die teils realistische, teils melodramatische Vorstadtlegende »Liliom« von Franz Molnar steht ab 11. März auf dem Spielplan. Regie führt, wie schon bei Gerhart Hauptmanns Stück »Einsame Menschen«, Anke Bußmann.

Die Reihe der Theaterrevuen führt Michael Schneider mit dem Projekt »Rastlos« zum Thema Reisen und Unterwegssein, fort (Premiere 22. April). Regisseur Urbanek und die Baff-Theatergruppe wagen sich nach der bilderreichen Umsetzung des Klassikers »McBeth« an einen weiteren Mythos der Weltliteratur: den »Fliegenden Holländer« (Premiere 29. Mai). Michael Schneider hat auch hier die musikalische Leitung.

Das Jugendforum studiert mit »Schule mit Clowns« von F. K. Waechter (ab 10. Juni) ein Lehrstück der APO-Zeit über gesamtgesellschaftliche Widersprüche ein. Auch das Deutschlandlied soll darin eine Rolle spielen, so Spielleiter van der Zwaag. Das Sommertheater blickt unter dem Titel »Wer hat den Farbfilm vergessen?« (Premiere 1. Juli) auf die Zeit der deutschen Teilung zurück. Die »Revue links und rechts der Mauer« - diese wird von der Band gebildet - haben sich Enrico Urbanek und Heiner Kondschak ausgedacht.

Neben Gastspielen und Wiederaufnahmen werden auch etablierte Reihen wie das Internationale Tanztheater, die Reutlinger Melange und das Forum Riskante Musik fortgesetzt. Neu ist das Erscheinungsbild der Tonne auf Plakaten und Programmen, die in dieser Saison der Grafiker Bernd Wegener entwirft. An das weiße »R« auf rotem Grund, ein abgewandeltes Trademark-Zeichen, das für Reutlingen stehen kann, aber auch für die »Tonne als Marke« (Wegener), werden sich die Besucher wohl erst noch gewöhnen müssen.

Mit der »Theatercard« stellt der Theaterverein zudem eine Neuerung vor, von der er sich zusätzliche Mitglieder erhofft. Wer den Jahresbeitrag von 35 Euro bezahlt, kann damit Eigenproduktionen der Tonne zum halben Preis anschauen, erläuterte Vorstandsmitglied Werner Fesseler. Derzeit zählt der Verein rund 200 Mitglieder. Das Theater haben in der vergangenen Spielzeit knapp 20 000 Zuschauer besucht, der Etat lag bei rund 900 000 Euro. (GEA)