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Die kostbaren Drei

REUTLINGEN.Kostbarkeiten der Kammermusik stellten drei hochkarätige Musikerinnen im Konzert der Reutlinger Künstlerinnengemeinschaft Gedok vor: Die Flötistin Gefion Landgraf-Mauz war auf eine »Sonate pour flûte, alto et harpe« von Claude Debussy gestoßen und konnte dafür noch die Bratschistin Marlene Svoboda und die Harfenistin Petra Kruse gewinnen. Zusammen entstand ein Programm von Komponistenkollegen mit je drei Trios und drei unterschiedlich besetzten Duos, unter denen sich auch unbekannte Namen wie Friedrich Metzler und Joseph Lauber fanden.

Eingangs wurde man mit »Deux interludes pour flûte, violon et harpe« von Jacques Ibert mit einem lichten, transparenten Klang überrascht, bei dem die Harfe vor allem den harmonischen Part vertrat, die Flöte und Viola indes abwechselnd sowohl melodisch, durch gebrochene Akkorde aber auch harmonisch hervortraten.

Musik des Lauschens

Das gesamte Programm wurde für die Zuhörer durch die eher leisen Töne zu einer Musik des Lauschens, Hinhörens und der Wahrnehmung differenzierter Zwischentöne. Ibert, der seine Interpreten gerne in virtuose Technik schickt, gefiel in seinem zweisätzigen Trio mit weit schwingenden Kantilenen und iberischen Gitarrenanklängen der Harfe.

Friedrich Metzler, Pastorensohn, Philosoph, Musikwissenschaftler, Chorleiter, Organist, Leiter der Berliner Volksbühne und Professor für Tonsatz, als Komponist aber eher ein No-Name, beeindruckte zwar mit Geläufigkeit, harmonischen Rückungen, Umdeutungen, gebrochenen Akkorden und Flageoletts auf tonalem Terrain, doch blieben seine vier Sätze, zumindest beim ersten Hören, trotz aller Raffinesse etwas konturlos und stilistisch uneinheitlich.

Tänzerischer Schwung

Das Duo in C-Dur von Jean Sibelius, eigentlich für Geige und Bratsche geschrieben, wirkte indes in der Umbesetzung mit Flöte und Bratsche auf Anhieb authentisch, vielleicht sogar abwechslungsreicher als mit zwei Streichern, darauf hätte Sibelius eigentlich auch kommen können.

In Alexander Glasunows Elegie für Viola und Harfe g-Moll schließlich wechselte die zuvor begleitende Viola zur Hauptstimme mit weitem Bogenstrich, kompositorisch mit origineller Coda. Joseph Laubers »Drei mittelalterliche Tänze für Flöte und Harfe«, ebenfalls eine Ausgrabung, gaben dann Gelegenheit, Beschleunigungen und Verzögerungen mit ins Spiel zu bringen, sodass der Schwung der Tänzer spür-, ja fast sichtbar wurde.

Wilde Arpeggien

Debussys »Sonate pour flûte, alto et harpe« bezieht sich indes auf den französischen Barock im Sinne Rameaus und wurde zum Herzstück des Abends. Dem improvisatorischen Pastoralvorspiel folgt ein stilisiertes Menuett; typisch barocke Rhythmen, ein elegisches Thema der Flöte über Liegetönen der Bratsche und eine wiederholte Bassfigur der Harfe führen zu einer feinsinnigen Intimität.

Läufe und Verzierungen lassen vermuten, dass der Komponist sich hier eine Panflöte vorstellte. Das Finale als schneller Tanzsatz verrät zudem spanisch-mediterrane Einflüsse. Über einem Gitarrenklang der Harfe wechseln Flöte und Viola mit wilden Arpeggien ab und münden in eine intensiv beschleunigende Schlusssteigerung. Kenner halten diese Sonate für Debussys beste Komposition.

Das zahlreich erschienene Publikum folgte dem ausgewogenen, innigen und »kostbaren« Spiel der drei sympathischen Künstlerinnen aufmerksam und freute sich mit ihnen über die anschließend unter anhaltendem Beifall überreichten Blumen. (GEA)