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Die Jazzopen Stuttgart locken mit Kraftwerk, Kylie Minogue – und Jakob Manz

Bunt und hochkarätig ist das Line-up der Jazzopen Stuttgart im kommenden Juli. Ikonen wie Kraftwerk, Kylie Minogue, Herbie Hancock, Lionel Richie und Jean-Michel Jarre treten auf. Aber auch der Dettinger Jakob Manz.

Jakob Manz spielt im Juli bei den Jazzopen Stuttgart.
Jakob Manz spielt im Juli bei den Jazzopen Stuttgart. Foto: pr
Jakob Manz spielt im Juli bei den Jazzopen Stuttgart.
Foto: pr

STUTTGART. Nun kommen auch die Jazzopen nicht mehr an Jakob Manz vorbei: Am 5. Juli wird der Dettinger Jazz-Senkrechtstarter den Hof im Stuttgarter Alten Schloss bespielen. Und zwar als Auftakt zu keinem Geringeren als Herbie Hancock, dem mit 83 Jahren womöglich größten noch lebenden Jazzdenkmal. Mehr Ehre geht nicht. Opus-Geschäftsführer Jürgen Schlensog ist bei der Programmvorstellung ganz aus dem Häuschen über den jungen Saxofonstar. Auch wenn er ihn versehentlich ein paar Meter zu weit oben im Ermstal verortet, in Bad Urach statt in Dettingen.

Dass mittlerweile eine junge Garde den Jazz aufmischt, findet Schlensog Klasse. Wie sich hier die jungen Wilden und die alten Legenden entspannt und auf Augenhöhe begegnen, gehört zu den Stärken des Festivals.

Von Raye bis Richie

Was verblüfft, ist nicht nur die Spannweite der Generationen, sondern auch das Spektrum der Genres. In sieben Konzerten auf dem Schlossplatz – statt sechs wie bisher – ist die Vielfalt extrem. Soulsängerin Raye lässt Erinnerungen an die große Amy Winehouse wach werden. Jacob Collier mischt das Publikum als rasender Klavier-Sänger-Trommler-Entertainer auf (beide am 7. Juli). Kraftwerk bringen ihren minimalistisch pulsierenden Elektrosound auf den Schlossplatz (8. Juli).

Kylie Minogue gehört zu den Stars auf dem Schlossplatz.
Kylie Minogue gehört zu den Stars auf dem Schlossplatz. Foto: Yui Mok/dpa/dpa
Kylie Minogue gehört zu den Stars auf dem Schlossplatz.
Foto: Yui Mok/dpa/dpa

Kylie Minogue erfindet sich auch nach Jahrzehnten ihrer Popkarriere immer wieder neu (9. Juli). Joe Bonamassa zelebriert Gitarrenrock auf atemberaubendem Niveau (10. Juli). Jean-Michel Jarre schafft aus Synthesizern und Livemusik-Beiträgen epische Klanglandschaften – und hat Martin Kohlstedt als Aufwärm-Act geprüft und für gut befunden (11. Juli). Zucchero zelebriert seine Italo-Songs mit dem coolen Mario Biondi als Co-Headliner (12. Juli). Und Lionel Richie serviert seine feinen Pop-Perlen mit dem jungen US-Sänger José James als Support, der bereits mit Hommage-Alben zu Billie Holiday und Bill Withers begeisterte. Mehrere der Schlossplatz-Konzerte sind bereits ausverkauft.

Von Ezra bis Porter

»Wir sind ein Jazzfestival und wir bleiben es«, stellt Schlensog klar. Der Blick auf das Programm im stimmungsvollen Hof des Alten Schlosses macht klar: Das ist kein bloßer Spruch, doch wird der Jazz immer wieder neu erfunden. Zu Beginn mischt das Ezra Collective aus London den Jazz mit Reggae, Dub und Soul, wohingegen der kolumbianische Tastenvirtuose Jesus Molina am selben Abend eine ganze Batterie von Synthesizern gleichzeitig bedient (2. Juli). E-Bassist Marcus Miller erinnert an die westafrikanische Insel Gorée, von der aus früher Sklaven verschifft wurden, und bringt Chérif Soumano mit der Kora, der afrikanischen Stegharfe, mit (3. Juli).

Stammgast bei den Jazzopen: Gregory Porter tritt im Alten Schloss auf.
Stammgast bei den Jazzopen: Gregory Porter tritt im Alten Schloss auf. Foto: Tore Sætre
Stammgast bei den Jazzopen: Gregory Porter tritt im Alten Schloss auf.
Foto: Tore Sætre

Der 4. Juli im Schlosshof gehört mit Diane Reeves und China Moses zwei großen weiblichen Stimmen des Jazz. Vom Generationentreffen Hancock-Manz am 5. Juli war bereits die Rede. Den Abschluss im Alten Schloss am 6. Juli macht der Mann mit der Mütze und der Stimme wie Samt: Gregory Porter, Stammgast beim Festival.

Bunte Mischung im Club

Club-Atmosphäre entfalten die Konzerte im Spardawelt-Eventcenter und im Bix-Jazzclub. Hier trifft man die spezielleren, frecheren, spleenigeren Acts. In der Spardawelt ist am Sonntag, 6. Juli, ein Matineekonzert mit Jazz für Kinder geboten. Den Abend zuvor gestalten mit Biréli Lagrène, Martin Taylor und Ulf Wakenius drei Altstars der Jazzgitarre zu hören (5. Juli). Mit Tankus kommt eine junge britische Truppe, die Jazz, Pop und Beatmusik wie auf Speed hinausballert (11. Juli). Dazwischen die deutsche Klasse-Schlagzeugerin Anika Nilles mit Band (4. Juli). Im Bix entfacht Adi Oasis das funkige Herz des Jazz (3. Juli), macht Camille O'Sullivan den Club zur verruchten Cabaret-Bühne (5. Juli), kommt mit Keyon Harrold der Mann, den Jürgen Schlensog für den nächsten Großmeister der Jazztrompete hält (10. Juli).

Zwei Trophäen statt einer

Seit 2001 wird zum Auftakt der Jazzopen die German Jazz Trophy vergeben. Diesmal ist die US-Jazzsängerin und Songwriterin Dianne Reeves die Gewinnerin. Sie wird nicht nur das Preisträgerkonzert am 2. Juli in der Spardawelt bestreiten, gleichzeitig Festivaleröffnung, sondern am 4. Juli auch in einem Doppelkonzert mit Sängerinnen-Kollegin China Moses im Alten Schloss auftreten.

Dianne Reeves bekommt die German Jazz Trophy und tritt zweimal beim Festival auf.
Dianne Reeves bekommt die German Jazz Trophy und tritt zweimal beim Festival auf. Foto: Armin Knauer
Dianne Reeves bekommt die German Jazz Trophy und tritt zweimal beim Festival auf.
Foto: Armin Knauer

Neu ist der »Wolfgang Dauner Award«, der von diesem Jahr an ebenfalls bei den Jazzopen verliehen wird. Ins Leben gerufen haben ihn die Jazzopen mit Dauners Witwe Randi Bubat und der Péter Horváth Stiftung als Geldgeber. Der Preis soll das Andenken an Stuttgarts großen Jazzer Wolfgang Dauner wach halten. Geehrt werden sollen junge Künstler bis maximal 40 Jahre. Die Jury, in der neben Randi Bubat auch Jazzopen-Chef Schlensog sitzt, hat sich in der ersten Runde für den israelischen Jazzpianisten Shai Maestro entschieden. Eine neue Location kommt mit dem Preis dazu: Verliehen wird der Award samt Preisträgerkonzert am Sonntag, 6. Juli, im Fruchtkasten, wo das Württembergische Landesmuseum seine historischen Instrumente zeigt. Und zwar um 14 Uhr, was im Jazz noch als »Matinee« gilt.

Manches gibt's umsonst

Öffentliche Gelder, betont Schlensog, nehme man dort, wo es um öffentliche Interessen geht, etwa bei der Nachwuchsförderung. Der Rest muss sich alleine tragen. Was bedeutet, dass es ohne zwanzig Prozent Sponsoren-Anteil nicht geht. Und dass die Tickets für die Superstars auf dem Schlossplatz, mit denen der Rest des Festivals quersubventioniert wird, 85 Euro aufwärts kosten. Die Karten für die anderen Locations sind wesentlich günstiger. Ein Teil ist sogar gratis, nämlich die Konzerte der »Open Stages«, den offenen Bühnen. Sie sollen Türöffner sein für alle, die sich die kostenpflichtigen Konzerte nicht leisten können oder wollen.

Festival-Info

Die Jazzopen Stuttgart 2025 gehen von 2. bis 13. Juli über die Bühne. Schauplätze sind der Schlossplatz, der Innenhof im Alten Schloss, das Spardawelt-Eventcenter und der Bix-Jazzclub. Dazu kommen kostenfreie »Open Stages« im Kunstmuseum, im Stadtpalais, im Bix, in der Domkirche St. Eberhard und im Musikpavillon am Schlossplatz sowie das Preisträgerkonzert des neuen Wolfgang-Dauner-Awards im Fruchtkasten. Mehrere der Schlossplatz-Konzerte sind bereits ausverkauft. (GEA)
www.jazzopen.com

Sieben Orte bespielen die Open Stages, darunter das Kunstmuseum, das Stadtpalais, den Musikpavillon am Schlossplatz, die Domkirche St. Eberhard. Und auch das Bix, in dem an drei Abenden kostenfreie Nachtkonzerte angeboten werden. Für all diejenigen, die nach einem Abendkonzert noch nicht genug haben. Junge Künstler sind dabei wie Leila, Willow Parlo oder Paula Engels, aber auch eine etablierte Jazzgröße wie die Stuttgarter Sängerin und Pianistin Olivia Trummer mischt mit, Singer-Songwriterin Brockhoff ebenso wie die Duos Okshvo + Experience und Freekind. (GEA)