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Aktuell Festival-Reportage

Die größte Party im Südwesten

NEUHAUSEN OB ECK. Das Hoch »Therese« sorgte dafür, dass das diesjährige Southside-Festival für einige Sonnenbrände und Hitzeschläge sorgte. Schlamm, Regen und Kälte gehörten der Vergangenheit an. Endlich wieder ein Festivalwochenende ohne Regenponcho, Gummistiefel und nasse Zelte! Pünktlich zu den ersten Bands strahlte am Freitag die Sonne, bis sie die feierwütige Meute am Sonntagabend verließ.

Am Anreisetag lief alles unaufgeregt und wie geplant: Die ersten 30 000 Besucher enterten mit Bus und Pkw das Gelände des ehemaligen Militärflugplatzes. Alles verlief ruhig. Rund 70 Prozent der Besucher waren bereits am Donnerstag angereist. Etwa 14 000 davon nutzen das seit 2012 angebotene Bahn-Konzept mit Shuttleverbindung zum Festival-Gelände. Im Ticket-Preis waren die An- und Rückreise mit der Bahn sowie Fahrten mit Bussen im öffentlichen Nahverkehr inbegriffen.

Durch den erneuten Besucherrekord von über 60 000 Fans musste die Verkehrsführung umstrukturiert werden. In Gemeinschaftsarbeit mit den anliegenden Gemeinden schafften es die Veranstalter, ein staufreies Festival zu gewährleisten. Lediglich diverse Polizeikontrollen sorgten für Verzögerungen, die aber auch dem ein oder anderen Kriminellen oder Dealer im Voraus das »Geschäft« verdarben.

Auch die DRK-Helfer konnten ein positives Festival verzeichnen. Zu knapp 15 Körperverletzungen kam es dieses Jahr, wovon der kleinste Teil fremdverschuldet war, berichteten Helfer. Auch was Strafanzeigen an diesem Wochenende angeht, kam es hier zu »nur« 140 Straftaten, meist Diebstählen.

Gigantische Feuershow

Aber auch die Feuerwehr hatte nicht nur wegen der unzähligen Campingkocher einiges zu tun, sondern sie betreuten auch die unglaublich aufwändige Pyrotechnik-Show von Rammstein. Die Berliner Rocker bestachen nicht nur durch musikalische Härte, sondern auch durch einen perfekt durchorganisierten Bühnenauftritt inklusive gigantischer Feuershow. Diese zählte zu den Highlights am Samstagabend direkt neben Irie Révoltés und dem Stuttgarter Max Herre.

Die Verlierer dieses Festivals hießen Bloc Party. Die einstigen Festival-Raketen, die sich nach den Sommerkonzerten auflösen wollen, sollten diesen Plan in die Tat umzusetzen. Sie klangen wie eine mäßige Coverband ihrer eigenen Songs.

Kasabian, die alles daran setzen, die Nachfolge von Oasis anzutreten und auf der Insel auf dem besten Weg dahin sind, hatten den Bogen da weit besser raus. Und in Sachen Arroganz auf der Bühne steht Sänger Tom Meighan den Gallaghers in nichts nach. Die Indie-Rocker Arctic Monkeys, die am Sonntagabend als Topact gesetzt waren, konnten diese Spitzen-Rolle ausfüllen. Die Editors gaben einen akustischen Vorgeschmack darauf, was ihr Album »The Weight of Your Love« bringen wird. Die Band um den charismatischen Frontmann Tom Smith zündete zudem mit den Hits der vergangenen Jahre. Außerdem konnte man die fröhlichen Isländer »Of Monsters And Men« oder das vortrefflich und kultreif an vier Plattentellern werkelnde DJ-Kollektiv C2C erleben. Eine absolut bemerkenswerte DJ-Crew, die allesamt Weltmeister sind.

So richtig Party gefeiert wurde aber auf der etwas kleineren Open-Air-Bühne. Nachdem das Kyteman Orchestra mit Riesenbesetzung für Aha-Momente im Großformat gesorgt hatte, ging’s beim Rapper Marteria eher um die Oohs und Aahs. Der »Endboss« des deutschen Hip-Hop schlüpfte auch in die Rolle seines Alter Egos Marsimoto, um am Ende völlig »Verstrahlt« alles von den hüpfenden Fans abzufordern und beste Werbung für die Hip-Hop-Open in Stuttgart zu machen. Um Festivalspaß pur ging’s auch beim Auftritt der spanischen Band Ska-P. Die in Ehren gealterten Skapunk-Antikapitalisten und Cannabis-Verfechter, die wegen der aktuellen sozialpolitischen Situation in der Heimat wieder hoch im Kurs stehen dürften, heizten auch in Neuhausen ob Eck ordentlich ein. (GEA)