REUTLINGEN. Mit ihrem Jahresprogramm ist der Reutlinger Künstlerinnenverband Gedok zufrieden. Ganz in Grün ist der Flyer gestaltet. Das hat seinen Grund: »Grün steht für Aufbruch, für Frühling«, sagt Künstlerin und Ausstellungsleiterin Geburg M. Stein bei der Vorstellung der Termine im Kunstverein.
Weniger grün und komplett unzufrieden sind die Frauen jedoch über die Örtlichkeiten. Sie haben schlicht keinen Raum für ihre Kunst. Seit Jahrzehnten kämpfen sie dafür. Doch getan habe sich bisher nichts.
»Es liegt mir sehr am Herzen«, leitet die Vorsitzende Agnete Bauer-Ratzel ihre Anliegen ein. Im vergangenen Jahr habe es eine Kulturkonzeption gegeben und diese sei mittlerweile von der Stadt beschlossen. In Reutlingen gebe es zu wenig Möglichkeiten für Künstler. Bisher sei das Konzept jedoch nicht veröffentlicht. Die Gedok-Frauen seien sehr enttäuscht: »Hunderte Stunden an Ehrenamt stecken dort drin.« Daher habe die Stadt ihnen und der Öffentlichkeit gegenüber eine Bringschuld.
Ausstellungen/Konzerte
Ausstellungen/Konzerte
Außerdem sei im Haushaltsplan kein einziger Cent für ihre Kulturarbeit einbestellt. Nicht einmal die Fraktionen hätten Gelder beantragt. »Die Stadt lässt Künstler im Regen stehen«, sagt die Vorsitzende. Stein sieht es gar als Ohrfeige an die Künstler. Drittens hat der Verein keine eigenen Räume. »Die Stadt muss belebt werden«, sagt Bauer-Ratzel. Das geschehe mit dem weichen Faktor Kunst. Die alte Post sei ein idealer Standort – ein Fabrikgebäude, aus dem Künstler etwas machen können. Stattdessen werde es abgerissen, und die Stadt nutze es für die Verwaltung.
Dabei sei die alte Post im idealen Speckgürtel zwischen franz.K und Stadthalle. Zu oft wurden die Frauen enttäuscht. In den neuen Oberbürgermeister Thomas Keck setzen sie große Hoffnung.
Gedok-Veranstaltungen sind überall verstreut, da sie keine Räume haben, beispielsweise im Spitalhofsaal oder alle zwei Jahre im Reutlinger Rathausfoyer.
Spartenübergreifend
Dort ist die erste von zwei Gedok-Ausstellungen des Jahres »Real – irreal – surreal«. Der Dreiklang soll bewusst verschiedene Assoziationen hervorrufen. »Es gibt Dinge, die unter gewissen Bedingungen auch irreal sind«, sagt die Vorsitzende. Die Vernissage startet am Sonntag mit einer Begrüßung durch Bürgermeister Hahn. Die Stadt ist Ausstellungspartner. 15 von einer Jury ausgewählte Künstlerinnen zeigen ihre Collagen, Druckgrafiken, Fotografien sowie Keramikarbeiten und Malerei. Eine Einführung gibt die Interimsleiterin des Kunstvereins, Julia Berghoff. In unserer Gesellschaft verschwimme alles miteinander, daher komme auch die Frage auf, was real ist, sagt Stein: »Besonders freuen wir uns auf die Neuen. Gräfin Ingrid von Normann mit ihren Papier-, Textilarbeiten und Radierungen sowie Jolanta Switaikski.« Einer Bildhauerin. Bestimmt werde die Jahresausstellung »Jetzt gerade!« im November von dem Thema Frauenwahlrecht. Noch werde spartenübergreifend daran gearbeitet.
Spartenübergreifend soll es auch bei der Kulturnacht werden, verrät die Vorsitzende. Musikspartenleiterin Erika Christine Baumann hat hingegen drei Konzerte geplant, das erste ist am 24. März mit Klaviersonaten von Franz Schubert. Beim Sommerkonzert im Juni mit Anne Munding (Sopran) und Nathalie Glinka (Klavier) finde ein Wechsel zwischen romantischer Musik, etwa Clara Schumanns, und Musik des 21. Jahrhunderts statt. Ganz besonders freut sich Baumann auf das Herbstkonzert im Oktober mit Werken von Georg Friedrich Händel. (GEA)