METZINGEN-GLEMS. Keiner der Musiker, die im Glemers Hirsch am Samstagabend vor dem Publikum stehen, gehörte zur Band, als Man sich 1969 gründeten. Nur einer, Martin Ace, war in den 1970er-Jahren schon dabei und seither immerdar, über zwei Auflösungen und Wiedervereinigungen hinweg. Sonst nimmt die Gruppe, die in der ländlichen Musikkneipe rockt, sich ziemlich jung aus. Josh Ace an Gitarre und Keyboard, James Beck als Sänger und Gitarrist und Diogo Gomes, der erst seit Februar am Schlagzeug sitzt, sind vielleicht halb so alt wie die Urgesteine, die nicht etwa von der amerikanischen, sondern von der britischen Westküste kamen, aus Wales. Das schadet nicht. Man geben in Glems ein vorzügliches, knackiges, spielfreudiges Konzert.
Damit rechnete nicht jeder, denn die Waliser zeigten sich in späten Jahren mitunter auch schon einmal in schlechterer Form. Die Grunderneuerung der Band rund um den gestandenen Bassisten und Songwriter Martin Ace tat Man ganz offenkundig gut. Vor allem Gitarrist James Beck bestimmt den Sound nachhaltig, spielt messerscharf und äußerst abwechslungsreich, besitzt ein Repertoire an Gitarrensounds, in dem der Einfluss großer Vorbilder virtuos mitklingt, singt mit markiger Stimme, kräftiger Emotion.
Gut geschliffener Rock
So sehr die Gitarrenkunst von Beck die Musik von Man heute prägt und wiederbelebt – seine Mitstreiter tragen jeweils Wesentliches dazu bei, ihr Schliff und Farbe zu geben. Josh Ace, der Sohn des Bassisten, agiert zurückhaltend und konzentriert, Diogo Gomes findet sich gut ein in die epische Rockmusik, treibt sie flüssig und variantenreich voran. Und Martin Ace natürlich, der Kern der Band, der Elder Statesman, ist in seinem Element, wenn er Songs spielt, die er gemeinsam mit Weggefährten schrieb, die längst schon gegangen sind: Gitarrist Micky Jones starb 2010, Deke Leonard, 2017, Clive »Clint« John im Jahr 2011.
Man wurden einst dem progressiven, psychedelischen Rock zugeordnet. Sie waren erdiger, geradliniger als viele anderen Vertreter dieser Genres, ihre ausufernden Songs blieben immer auch dem bodenständigeren Rock verpflichtet. Zudem war diese Band sehr früh schon sehr stolz darauf, mehr Marihuana zu konsumieren als andere. Martin Ace weiß viele Geschichten zu erzählen, von Rocksongs, die im Rausch entstanden, von Musikern, die kräftig an sehr großen Zigaretten zogen, und von jener einen Gelegenheit, bei der Man das Angebot erhielten, für den noch jungen und nicht sehr bekannten David Bowie zu spielen, und es ablehnten.
Lob der Banane
Ace, 78 Jahre alt, geboren in Swansea, der Stadt des Dichters Dylan Thomas, lässt seine Finger federleicht und schnell über die Saiten seines Basses tanzen. Gut 80 Zuschauer erleben Man in Glems, sind sehr begeistert von der Frische der Legende – und Man beginnen ihr Konzert mit »The Ride And The View«, beenden es, nach fast drei Stunden, mit einer Zugabe, mit den Stücken »Romain« und »Bananas« – »I like to eat Bananas, 'cos they got no Bones, I like Marijuana, 'cos it gets me stoned.« (GEA)