REUTLINGEN. »Ein wildromantischer Geselle« (so der Untertitel) begegnet einem im Bildband »Der Neckar«, der den Fluss von seinem Ursprung im Schwenninger Moos bis zur Mündung in den Rhein bei Mannheim in Fotos von Sebastian Wenzel erlebbar macht. Auf 192 Seiten zeichnet der Stuttgarter Fotograf und Neckarkenner ein Gesamtbild dieser baden-württembergischen Lebensader, das man sich in dieser Komplexität im Alltag sonst eher nicht macht. Im Gegensatz zum Rhein und der Donau sei der Neckar ein vergleichsweise unbekannter, unbesungener Fluss, schreibt Bettina Bernhard in ihrem Einführungstext. Und unterstreicht mit Zitaten etwa Friedrich Hölderlins oder Mark Twains dann doch die Aufmerksamkeit, die er erfährt.
»In deinen Tälern wachte mein Herz mir auf – Zum Leben, deine Wellen umspielten mich«, schrieb Hölderlin in seiner »Ode an den Neckar«. Twain schwärmte in seinem Buch »Bummel durch Europa«, dass Deutschland im Sommer der Gipfel der Schönheit sei. Niemand aber habe »das höchste Ausmaß dieser sanften und friedvollen Schönheit begriffen, wirklich wahrgenommen und genossen, der nicht auf einem Floß den Neckar hinab gefahren ist«. Wenzel zeigt den Fluss mit faszinierenden Wolkenformationen, lieblichen und schroffen Ufern, betonbewehrt, mit Städten und Burgen, Weinbergen, Häfen, und Industrieanlagen. Mal ganz harmonisch erscheint der Neckar so, durch Nebel wie in Watte gepackt oder reißend wild. Eine stimulierende Einladung, am Fluss auf Entdeckungsreise zu gehen. (cbs)
Sebastian Wenzel: Der Neckar. Ein wildromantischer Geselle.192 Seiten, großformatig bebildert, 40 Euro, Oertel+Spörer Verlag, Reutlingen.