In unserer ansonsten ach so offenen Welt gibt es ein Thema, über das regelmäßig der Mantel des Schweigens gehüllt wird: den Tod. Umso bemerkenswerter ist, was der Autorin C. Juliane Vieregge mit diesem Buch gelungen ist: 18 meist prominenten Zeitgenossen – unter ihnen Boris Palmer, Katrin Sass, Jochen Busse, Dieter Thomas Kuhn oder Joe Bausch – entlockte sie deren Erfahrungen und Meinungen zum Sterben und endgültigen Abschiednehmen. So lernt der Leser in zwangsläufig sehr persönlichen Statements die Menschen, die er von Funk und Fernsehen her zu kennen meint, noch einmal von einer völlig neuen Seite kennen.
Boris Palmer etwa verrät, sein Vater Helmut habe ihm kurz vor dem Tod anvertraut: »Gell, mir hänn uns mehr mögen als mir g’sagt hännd?« Für einen Schwaben ist das eine sehr innige Liebeserklärung.
Jochen Busse spielte gerade in München, als sein Vater starb: »Als junger, noch nicht sehr wichtiger Schauspieler kann man nicht einfach sagen: ›Mein Vater wird morgen beerdigt, und ich muss jetzt mal zwei, drei Vorstellungen ausfallen lassen.‹«
Viel Erfahrung mit dem Tod hat Dieter Thomas Kuhn machen müssen: 1982 verlor er als 18-Jähriger seinen älteren Bruder, 1988 seinen Vater, 1994 seine Mutter. »Die Hälfte meiner Familie und viele Freunde liegen schon auf dem Friedhof.« Wie etwa die herzkranke Tochter einer Freundin, die mit nur 17 Jahren starb und deren Mutter sich später das Leben nahm. Und trotzdem – oder gerade deshalb? – kann ausgerechnet »die singende Föhnwelle« einen so abgeklärten Satz sagen wie: »Der Tod ist wie die Liebe, er ist einfach da.«
Die Autorin fasst die so unterschiedlichen Erkenntnisse unter inhaltliche Klammern zusammen, fügt kleine biografische Hinweise hinzu, ergänzt die Einstellungen von Menschen, die sich beruflich mit dem Thema Tod beschäftigen. Ein lesenswertes Kompendium rund um das Pfingstfest und alle anderen Tage, an denen ein so ernstes Thema einmal die Chance bekommt, den Mantel des Schweigens ablegen zu können. (va)