REUTLINGEN. Das Biergarten-Milieu wird gemeinhin mit Blasmusik assoziiert; es lässt sich in einem solchen jedoch auch bei gepflegter Rockmusik ausgezeichnet aushalten. Dieser Ansicht waren weit mehr als 200 Gäste beim Auftakt der Biergarten-Konzerte im Reutlinger Echaz-Hafen am Mittwochabend. Auf Einladung des Jazzclubs in der Mitte hatte sich die Delta B Rock & Bluesband im Bühnencontainer installiert. Verwirrung hatte es vorab um die Anfangszeit gegeben – 18 oder 19 Uhr? Delta B legten bereits kurz nach sechs los und machten, von zwei Pausen abgesehen, erst Schluss zur Sperrstunde um 21 Uhr.
So viel Zeit muss sein, denn es geht um einen Durchmarsch durch die großen Klassiker von Blues, Rock und Country. Im ersten Teil ist bei herrlichem Frühsommerwetter noch Zurücklehnen und Genießen angesagt. Etwa bei Johnny Cashs legendärem »Ring of Fire«, bei dem man die weite Prärie vor sich sieht. Oder bei einer Bluesrock-Version des Beatles-Hits »Come Together«, bei dem schon eifrig mitgesungen wird vom fachkundigen Publikum.
Hochbetrieb vorm Container
Nach der Pause lockt der Creedence-Clearwater-Revival-Kracher »Proud Mary« (im Original von John Fogerty) die ersten Tänzer vor die Bühne. Spätestens bei »Bad Case of Loving You (Doctor, Doctor)« von Robert Palmer ist Hochbetrieb vor dem Musiker-Container. Ekstatisch werfen Menschen die Glieder, von denen einige der Generation nach den jungen Elvis noch persönlich getroffen haben könnten.
Elvis ist das Stichwort: Eine Rock 'n' Roll-Runde hält die Energie hoch, die mit AC/DCs »Thunderstruck« noch steigt. Um in einer schwäbischen Version des Stones-Hits »Satisfaction« (»I ben oifach ed recht z'frieda«) seinen Höhepunkt zu finden. Ergreifend rundet die Ballade »Turn The Page« das Set ab, in einer Version, die näher an der Fassung von Metallica angesiedelt ist als am Original von Pete Seger. Das dritte Set ist mit ZZ Top, den Stones und dem »Drecklacha Blues« von Schwoißfuaß nochmal bester Rock-Tanzstoff, ehe die Deadline allzu früh den Stecker zieht.
Begeisternde Soli
Sie legen das profund hin, die vier von Delta B: Benjamin Strohmaier mit knackiger Stimme und Showtalent; Bernd Strohmaier mit furiosen E-Gitarren-Soli, besonders famos in »Thunderstruck«; Niels Ott mit groovendem Bassfundament; und Albrecht Nagel, der mit der Bluesharp prächtiges Südstaaten-Feeling zaubert und in »Ring of Fire« eine ganze Batterie Trompeten ersetzt. Ein toller Rock-Frühabend. (GEA)