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Aktuell Musikvermittlung

Capella Vocalis: Prinz Boni lädt zum Mitsingen

REUTLINGEN. »Wer die Musik nicht liebt und ehret, der ist und bleibt ein Esel!« Eine streitbare These, die Georg Philipp Telemann (1681-1767, eventuell war's aber auch sein Zeitgenosse Christoph Ludwig Fehre) der Hauptrolle seiner »Schulmeister-Kantate« in den Mund legt, einem selbstüberzeugten, wenngleich auch eher ungeschickten Lehrmeister und Kantor.

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Da konnte der Capella-Vocalis- Leiter mal so richtig sein schauspielerisches Talent ausleben: Christian J. Bonath moderiert als »Prinz Boni aus dem Reich der schönsten Töne« das Konzert. Foto: Armin Knauer
Da konnte der Capella-Vocalis- Leiter mal so richtig sein schauspielerisches Talent ausleben: Christian J. Bonath moderiert als »Prinz Boni aus dem Reich der schönsten Töne« das Konzert.
Foto: Armin Knauer
Eben dieser versuchte auch am vergangenen Sonntagnachmittag seiner Schulklasse - in diesem Falle die Knaben der Capella Vocalis sowie dem Publikum in den Räumlichkeiten der Reutlinger Kreissparkasse am Marktplatz - auf seine ganz eigene Weise Musik zu vermitteln. Dass ihm das Erziehen seiner »Bengel« jedoch nur mit einiger Mühe gelingt, ist der Komposition geschuldet. Umso unterhaltsamer ist die »Musikstunde« für die Zuhörer. Mal wird der Lehrmeister unter Protest durch Getuschel in seinen Ausführungen unterbrochen, mal klappt der Einsatz für den Kanon nicht richtig und hier und da entgleitet ihm beim Singen selbst auch die Stimme.

Ungewöhnliche Bassistenaufgabe

Keine alltägliche Aufgabe auch für Florian Hartmann (Bass), der die Rolle des Kantors im Stück übernahm. Neben klassischem Singen, durfte die Stimme auch schon mal ins lächerliche gezogen oder die Vokalfärbung ganz vergessen werden. Für Hartmann schien das jedoch, ebenso wie die schauspielerischen Qualitäten, ein Leichtes. Wenn ihm seine Schülerschar auch zunächst gar nicht so recht folgen wollte, spätestens beim Fazit des Werkes - »Der ist ein Esel, der die Musik nicht liebt« - waren Lehrer, Schüler und Publikum im Einklang. Die sinnunterstreichenden »I-A«-Rufe des Sängers wurden dabei tatkräftig vom Chor und Publikum wiederholt und füllten den Raum mit Hunderten von Esel-Rufen; unisono und im Takt versteht sich, denn gemeinsam Singen lernen war ja Inhalt des vorausgegangenen Musikunterrichts. Eingängige Melodien, kurze Phrasen und eine gesunde Portion Humor machen das kurze Werk zu einem Besonderen, vor allem für Kinder. Schließlich war der Nachmittag als Familienkonzert ausgelegt und Christian Bonath, musikalischer Leiter der Capella Vocalis, nahm sich das zum Anlass, angemessen durch den Nachmittag zu moderieren, verkleidet und in der Rolle als »Prinz Boni von Schönklang aus dem Königreich der schönsten Töne«. Ausgestattet mit Papierkrone, rotem Umhang und Pelzschal führte Prinz Boni durch das Konzert und nahm die Anwesenden mit auf eine musikalische Entdeckungsreise. Mit viel Witz, Charme und natürlich unter Beteiligung des Publikums, wurden noch vor dem Konzert die beteiligten Instrumente vorgestellt: Violine, Cello, Cembalo. Selbstverständlich entdeckte man gemeinsam auch die Stimme als zentrales Instrument des Konzerts. Mit viel Fingerspitzengefühl bei der Ausgestaltung des Programmes, der Moderation und der Einbindung des Publikums gelang Bonath und den Aufführenden ein kurzweiliges und zugleich musikalisch ansprechendes Gesamtpaket für Jung und Alt. (GEA)