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Bonnie Raitt in Winterbach: Wenig Show, große Wirkung

Die Sängerin und Gitarristin Bonnie Raitt ist hierzulande selten live zu erleben. Schon deswegen wäre das Konzert in Winterbach bemerkenswert gewesen.

Nur Berlin, Bonn und Winterbach: Bonnie Raitt.
Nur Berlin, Bonn und Winterbach: Bonnie Raitt. Foto: Joachim Kreibich
Nur Berlin, Bonn und Winterbach: Bonnie Raitt.
Foto: Joachim Kreibich

WINTERBACH. Ihr Name wird oft zusammen mit Jackson Browne und James Taylor genannt. Sie alle sind erfolgreiche Singer-Songwriter und sie stehen für ein anderes Amerika. Seit Trump im Amt ist, erst recht. Die heute 75-jährige Bonnie Raitt tourt gerne, kommt aber selten nach Deutschland. Ausgerechnet im kleinen Winterbach ist es den Festivalmachern gelungen, sie für einen von drei Terminen in der Bundesrepublik zu buchen.

Wer Bruce Springsteens Ansage noch im Ohr hat, wartet auch bei Raitt am Dienstag auf ein klares Bekenntnis. Eigentlich ist das gar nicht nötig. Ihr Leben lang hat sie gestritten für Umweltbelange, soziale Gerechtigkeit, Rechte von Frauen und Minderheiten, hat sich in der Anti-AKW-Bewegung engagiert und für den Klimaschutz. »Ihr wisst es selber«, sagt sie in Winterbach, »es ist ein Alptraum.« Nach allem, was in den USA passiert, scheint ihr eine Botschaft für Frieden und Vernunft mehr als angebracht. »Hear Me Lord« von Oliver Mtukudzi aus Simbabwe ist ihr rhythmischer und doch sanfter Protestsong an diesem Abend.

Kein Wetteifern

Bonnie Raitt hat Leute wie Norah Jones, Aretha Franklin und viele andere zu sich auf die Bühne geholt und musste dabei nicht wetteifern, wer mehr im Rampenlicht steht. Auch auf ihrer Tour wird gleich klar: Der Wahl-Kalifornierin geht es nicht um Wettbewerb, sondern um musikalisches Zusammenspiel. Gitarrist Duke Levine wird gleichberechtigt behandelt, obwohl Raitt selbst sowohl Slide als auch Picking wunderbar beherrscht. Und Bluesman Jon Cleary aus dem Vorprogramm darf auch mit auf die Bühne. Ricky Fataar (Drums) und Hutch Hutchkinson (Bass) gehören sowieso seit Jahrzehnten zur Tourband. Raitt macht keine große Show, erzielt aber große Wirkung.

Die Grammy-Gewinnerin hat mit eigenen Songs wie »Nick Of Time« große Erfolge gelandet. Doch sie brilliert auch als Interpretin von fremdem Material: Typisches Beispiel ist »Angel From Montgomery«, geschrieben von John Prine. Das darf in keinem Programm fehlen. Und Raitt spielt es auf eine Weise, dass keiner mehr auf den Gedanken kommt, er wolle lieber das Original hören. In »Women Be Wise« von Sippie Wallace, das sie zum Blues brachte, trägt sie deren Erbe weiter. »Livin' For The Ones« ist einer der wenigen Titel vom aktuellen Album. »I Can't Make You Love Me« darf als erste Zugabe den emotionalen Höhepunkt markieren für die Herzschmerz-Geplagten.

In der engeren Auswahl

David Crosby hat sie mal als seine Lieblings-Sängerin bezeichnet. Wer in Winterbach dabei war, wird nicht bestreiten, dass sie bei jedem Folk-, Rock- und Blues-Fan in der engeren Auswahl gut aufgehoben wäre. (GEA)