STUTTGART. Sängerin Jennifer Haben ließ sich von der nicht ganz so berauschenden Kulisse von etwas mehr als 100 Fahrzeugen auf dem Parkplatz P0 nicht beirren und gab von Anfang bis Ende Vollgas. Klar und melodisch, aber auch enorm kraftvoll schwang sich ihre Stimme über die krachenden Gitarrenwände ihrer Mitspieler hinweg. Von diesem Kontrast lebt die Musik der Gruppe seit ihrer Gründung 2014, auch wenn zwischendurch abgesehen von der Sängerin die komplette Mannschaft gewechselt hat.
Einige der Stücke der neuen Scheibe wie »Wounded Healer« oder »Human« nähern sich mehr dem Pop an, vor allem im Chorus, auch wenn zwischendurch immer wieder die E-Gitarren aufheulen.
Ein paar Songs wie »Misery« singt Jennifer Haben auf der Bühne kauernd, nur von der Akustischen Gitarre Chris Hermsdörfers begleitet. Zwischendurch mischen sich keltische Folkelemente in die Musik und Jennifer Haben wirkt mit mystischer Maske, blutrotem Kleid und einer mit Hörnern bewehrten Haube wie ein Fabelwesen aus der irischen Mythologie.
Später erscheint sie wieder im schulterfreien schwarzen Kleid, die Musik setzt mit treibendem Schlagwerk- und Gitarrensound zum Schlussspurt an, da dürfen die Gitarristen auch mal ein paar raue Shouts einwerfen. Bei einem Ausflug auf den Parkplatz mischt sich Haben zwischen die Autos, während das Publikum mit rhythmischem Hupen mitgeht. Zwei Songs als Zugabe lassen sich Haben und ihre Musiker noch entlocken, dann ist nach rund 80 Minuten Schluss. Etwas gewöhnungsbedürftig, den Metal-Sound aus dem Autoradio zu hören, aber Jennifer Haben und ihre Musiker haben das Beste draus gemacht. Und über Livebilder aus vier Kameras auf Großleinwand war man den Stars dann doch irgendwie ganz nah. (GEA)