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Axel, sing noch eins!

TÜBINGEN. Axel Prahl ist einer der beliebtesten Tatort-Ermittler der Republik, aber weder groß noch schlank. Das dürfte auch in seiner Jugendblüte nicht viel anders gewesen sein. Zum Frauen-Rumkriegen brachte er sich einst das Gitarrespielen bei. Wenig erfolgreich, wie er am Samstagabend im Biergarten des Tübinger Sudhauses verriet: Am Lagerfeuer waren alle anderen längst am Knutschen, zu ihm sagten sie immer nur: Axel, komm, sing doch noch eins!

Axel Prahl bei seinem Auftritt im Sudhaus-Biergarten. Foto: Renkenberger
Axel Prahl bei seinem Auftritt im Sudhaus-Biergarten. Foto: Renkenberger
Axel Prahl bei seinem Auftritt im Sudhaus-Biergarten. Foto: Renkenberger
Inzwischen ist der Mann alt und erfolgreich genug, um zu tun, was ihm Freude macht. Musikmachen gehört offenkundig dazu, schließlich war er in jungen Jahren auch schon zeitweise als Straßenmusiker und mit Band zugange. Und so bereist der 54-Jährige gerade Deutschland, mit einem Seebärenbart im Gesicht und einer Band namens Inselorchester im Schlepptau. Im Tübinger Sudhaus-Biergarten hatte er am Samstagabend Glück und Pech zugleich: Angesichts der malerischen Kulisse unter Bäumen befand er an-fangs, die Berliner Waldbühne könne einpacken. Einpacken hieß es zur Konzertpause für die Gäste: Ein strammes Gewitter war aufgekommen, Platzregen sorgte für eine fast einstündige Zwangspause. Kein schlechtes Zeichen, wenn die unter alle Dächer Verstreuten danach fast vollzählig wiederkommen, um bei strömendem Regen die zweite Konzerthälfte zu hören. Wenn neben Pfützen getanzt wird und sich die vor Nässe Dampfenden kurz vor elf Uhr noch Zugaben erklatschen.

Musikalisch war einiges geboten. Mit Gershwin und den Beatles wärmte Prahl sich auf, verneigte sich musikalisch vor Rio Reiser sowie dem singenden Baggerfahrer und DDR-Regimekritiker Gerhard Gundermann. Zwischendurch raunte er aus den Tiefen seiner Raucherlunge Roy Blacks »Du bist nicht allein«, während seine Augenbraue ironische Alleingänge unternahm.

Ein bisschen Schauspielerei war meist dabei, auch bei kabarettverdächtigen Plaudereien und in der zweiten Konzerthälfte, in der Prahl die Stücke seines Albums »Blick aufs Mehr« vorstellte. Da bleibt sich einer treu: Axel Prahl unterhält gern die Leute. Selbst dann, wenn er beim »Alle mal mitsingen!«-Spielchen arg ausgetretene Pfade wählt: Erst alle! Dann nur oben! Unten! Männer! Frauen! Das geht doch besser!

Ungleich mehr Poesie steckt in den Songs aus seiner Feder. Es geht um Liebe oder zur Abwechslung um Beziehung. »Ich bin nun mal so«, singt er, und »Liebe hat mir den Tisch gedeckt«. Halsbrecherischer Balkanpop und Quetschkommoden-Melancholie, dazu immer neue Stimmfarben: Prahl ist einer von denen, die auch mit einem zweiten Leben gut was anfangen könnten. (GEA)