STUTTGART. Opulent, gewaltig, pathetisch und manchmal aus kitschig – so könnte man die Show von Avantasia in der nicht ganz gefüllten Schleyerhalle beschreiben. Denn Avantasia ist ursprünglich keine Band, sondern eine Metal-Oper. Der inzwischen 47-jährige Tobias Sammet aus Fulda – damals Sänger der Band Edguy und bei Fans bekannt dafür, dass er nach einem Bühnensturz in Balingen mit Knochenbrüchen das Konzert zu Ende sang – komponierte 2000 eine solche. Ursprünglich nur für ein einmaliges Konzeptalbum.
Heldenreigen des Rock
Dafür versammelte er eine Art All-Star-Team aus bekannten Musikern – unter anderem sangen auf den Alben Klaus Meine von den Scorpions und Alice Cooper. Das Grundprinzip ist, dass es wie in einer klassischen Oper verschiedene Rollen gibt, die jeweils von einem Sänger verkörpert werden. Allerdings wurde das Avantasia-Projekt mit diesem Konzept, das etwas von der Helden-Ansammlung der Avengers hat, so erfolgreich, dass vor ein paar Wochen mit »Here be Dragons« bereits das neunte Studioalbum herauskam. Es setzte sich prompt an die Spitze der deutschen Albumcharts.
Die spannende Frage bei Avantasia-Konzerten ist, welche Gastsänger Tobias Sammet jeweils live aufbieten kann. Vor und während der dreistündigen Show diskutieren die Fans deshalb, wer kommen könnte, ob man ihn erkennt und zu welcher Band der Sänger ursprünglich gehört. Deshalb freuten sich die Fans besonders, als der an Lungenkrebs erkrankte Däne Ronnie Atkins, Sänger der Pretty Maids, auftrat. Eric Martin, der mit Mr. Big 1989 den Nummer-Eins-Hit »To Be With You« hatte, war in Stuttgart ebenfalls dabei. Außerdem sangen unter anderem die beiden Schweden Kenny Leckremo (Frontmann von H.E.A.T.) und Tommy Karevik (Kamelot) sowie Herbie Langhans (Voodoo Circle). Langhans ist außerdem der Sänger der offiziellen Wacken-Hymne und der Onkel der bekannten Stuttgarter Influencerinnen Lisa und Lena.
Wechselnde Frontleute
Die Avantasia-Show lebt von den Gesangsduetten der wechselnden Frontleute und der opulenten Orchestrierung von neun Instrumentalisten. Es steht eben meistens nicht nur eine Band, sonder die Metal-Entsprechung eines Opern-Orchesters auf der Bühne. Entsprechend bildgewaltig ist auch das Bühnenbild, zumeist mit einer Friedhofsoptik, das durch Flammenwerfer, Rauchmaschinen und einen wechselnden Videohintergrund ergänzt wird. Ständig knallt und zischt es. Einmal wird eine Art mit brennenden Fackeln versehener Fledermausthron auf die Bühne geschoben.
Avantasia spielten – in Sammets Worten – »nicht nur den alten Scheiß, sondern auch den neuen Scheiß: Hauptsache, es ballert«. Neben den Songs des neuen Albums gab es auch einige Klassiker. Als Zugabe spielte und sang Sammet das Stück »Lucifer« ohne Band am Solo-Klavier, bevor er für das letzte Stück »Sign of the Angels« zum einzigen Mal die gesamten Avengers auf die Bühne holte. (GEA)