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Autor Alexander Pick gibt Einblicke in die Entstehung seines ersten Romans »Sonnwend«

Alexander Picks Roman »Sonnwend« ist ein Krimi. Es gibt Leichen und Ermittlungen. Doch wichtiger war dem Autor die Darstellung menschlicher Facetten mit Abgründen, Masken und Selbsttäuschungen.

Verena Eisenhardt interviewte ihren Vater, den Autor Alexander Pick.
Verena Eisenhardt interviewte ihren Vater, den Autor Alexander Pick. Foto: Gabriele Böhm
Verena Eisenhardt interviewte ihren Vater, den Autor Alexander Pick.
Foto: Gabriele Böhm

REUTLINGEN. Der Reutlinger Verlag Oertel+Spörer, bei der Lesung in der Reutlinger Stadtbibliothek am Donnerstagabend vertreten durch Gabriele Schäfer-Lehari, habe sich dankenswerterweise getraut, seinen Erstlingsroman »Sonnwend« mit rund 1.000 Seiten zu veröffentlichen, sagte Autor Alexander Pick. Freilich nicht, ohne ihn mithilfe von Lektor Bernd Storz auf 830 Seiten zu reduzieren. »Schwaben sei gesagt: Es ist immer noch viel fürs Geld«, so Pick humorvoll. 20 Jahre dauerte die Arbeit an dem Werk.

Das Lokalkolorit war für Gabriele Schäfer-Lehari auch einer der Gründe, das Werk in die Reihe der Bücher mit Heimatbezug aufzunehmen. Der Krimi spielt in einem fiktiven Dorf mit Blick auf die Burg Hohenzollern. Auch Hechingen, Balingen, Tübingen, die Salmendinger Kapelle oder der Mössinger Bergrutsch finden sich wieder.

1978 in den Polizeidienst eingetreten

Doch am wichtigsten war Pick (Jahrgang 1959), der 1978 in den Polizeidienst eintrat, von 2002 bis 2016 Leiter der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg in Villingen-Schwenningen und ab 2016 Polizeipräsident des Polizeipräsidiums Reutlingen war, der Blick hinter die menschliche Fassade, die Lebensnähe. Picks Tochter Verena Eisenhardt entlockte ihm im Gespräch Details, die den zahlreich erschienenen Zuhörern ein besseres Kennenlernen des Autors ermöglichten.

Im Café der Mutter lernte Pick schon als Junge die unterschiedlichsten Charaktere kennen, und Lehrer entdeckten auch früh sein Talent fürs Schreiben. In den 1980er-Jahren entstand ein publizierter Gedichtband, in dem die Scheinwelt der Politiker thematisiert wurde. Pick hatte viele Jahre für Politiker als Ghostwriter geschrieben.

Buchinfo

Alexander Pick: Sonnwend, Kriminalroman, 830 Seiten, 18 Euro, Verlag Oertel+Spörer, Reutlingen.

Das Buch »Sonnwend« sei nicht umsonst so umfangreich. Jahrzehntelange Erfahrungen als Polizist und scharfsinniger Beobachter seien eingeflossen. Vom Inhalt selbst verriet der Autor wenig. Im Zentrum stehen neun Tage im Sommer 2003, die für viele Menschen schicksalhaft wurden. Beim Sonnwendfeuer des Schützenvereins tauchen menschliche Überreste auf, auch eine junge Frau wird erstochen. Die Ermittlungen beginnen, die, so der Profi, im echten Leben keineswegs mit »Derrick-mäßigen Heldenfiguren« abliefen. Sein eigener Protagonist, der Kommissar Leo Bauernfeind, sei zwar glänzend nach außen, jedoch im Inneren zerrissen und ein »Meister des Selbstbetrugs«. Zum Team gehören auch die »Westernlady« mit Stiefeln und Gossensprache, ein Kommissar-Anwärter mit voreiligen Schlüssen und viele weitere »Querulanten und Spinner«.

Allgemein menschliche Aspekte tun sich auf, wie die Gefahr des Irrtums, die Gesichter des Todes, das Kopf- und das Bauchgefühl, die Frage nach Zufall oder Fügung. Kein Zweifel - die Lesung weckte Neugier aufs Buch. (GEA)