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Ausstellung »Maler versus Bildhauerin« zweieinhalb Tage lang in Reutlingen zu sehen

In Friedhelm Wolfrats Reutlinger Atelier treffen seine Bilder auf Stephanie Bindings Bronzeskulpturen. Die Ausstellung in der Reihe »Maler versus Bildhauerin« ist am 4., 5. und 6. April zu sehen.

Friedhelm Wolfrat und Stephanie Binding in Wolfrats Atelier in der Reutlinger Gustav-Wagner-Straße. Vorn Bindings Skulpturen, hi
Friedhelm Wolfrat und Stephanie Binding in Wolfrats Atelier in der Reutlinger Gustav-Wagner-Straße. Vorn Bindings Skulpturen, hinten Wolfrats Bilder. Foto: Christoph B. Ströhle
Friedhelm Wolfrat und Stephanie Binding in Wolfrats Atelier in der Reutlinger Gustav-Wagner-Straße. Vorn Bindings Skulpturen, hinten Wolfrats Bilder.
Foto: Christoph B. Ströhle

REUTLINGEN. Friedhelm Wolfrat hat vor Kurzem ein abstraktes Gemälde über den großen Teich nach Kanada verkauft, wo es bis Mitte März im Culture Club Sherbrooke in der Provinz Nova Scotia ausgestellt war. Ein Werk von beeindruckender Dimension - 85 Zentimeter mal 4,70 Meter groß. Die Vorarbeiten (»Ouvertüre«) und ein seit Jahren an der Decke angebrachtes Schwesterwerk zu dieser »Partitur II« sind in Wolfrats Atelier in der Reutlinger Gustav-Wagner-Straße zu sehen. Dort setzt der frühere Markus-Lüpertz-Schüler am Wochenende seine Ausstellungsreihe »Maler versus Bildhauer/in« fort. Diesmal zusammen mit Stephanie Binding, die im Zusammenspiel mit Wolfrats Bildern ihre Bronzeskulpturen zeigt.

Die in Aachen geborene Künstlerin lebt und arbeitet seit 2020 in Reutlingen und ist Dozentin am Zeicheninstitut der Universität Tübingen. Sie liebt es, Menschen zu beobachten und zu zeichnen. Wie Körperhaltungen unterschiedliche Stimmungen ausdrücken. So stapeln sich bei ihr im Atelier Skizzen, auf die sie als Bildhauerin zurückgreift. »Aus den Zeichnungen entsteht der Wunsch, die Leichtigkeit und Lebendigkeit ins Dreidimensionale zu übersetzen«, sagt sie. Und fragt sich, ob sich auch mit zeichnerischen Mitteln eine dritte Dimension simulieren lässt. Sie gießt sich Wachsplatten, die für sie nicht nur Trägermaterial im Guss sind, sondern ihr die Möglichkeit geben, sehr präzise zu arbeiten, und formt aus ihnen ihre Skulpturen, die mit dem Wachsausschmelzverfahren in Bronze gegossen werden. Dabei ergeben sich in der Dreidimensionalität durchaus auch malerische Effekte. Einige größere Arbeiten von Stephanie Binding sind noch bis zum 20. April in der Villa Eugenia in Hechingen zu sehen.

Poetischer Blick

Es ist ein poetischer Blick, den Stephanie Binding in ihren Arbeiten auf den Alltag wirft. Da schmiegt sich ein Kind an seine Mutter, hütet ein Reisender wartend seine Gepäckstücke, demonstriert ein schrilles, vom Leben gezeichnetes Paar mit Hund Schulter an Schulter Zusammengehörigkeit.

Friedhelm Wolfrat, in Schleswig geboren und ebenfalls in Reutlingen lebend und arbeitend, zeigt seinen Bilderzyklus »The Essential«, benannt nach einer CD mit Liedern des kanadischen Singer-Songwriters, Schriftstellers, Dichters und Malers Leonard Cohen (1934 bis 2016), die er im Schaffensprozess auf sich hat wirken lassen. »Musik spielt bei mir eine große Rolle und inspiriert mich oft«, sagt Wolfrat. Mit Schlagmetall, einem Imitationsgold aus Kupfer und Zink, hat er Leinwände grundiert, auf die er monochrome Farbschichten aus Acryl/Quarz aufgespachtelt hat. Dadurch sind unzählige leuchtende Reliefs auf den Leinwänden entstanden. Das Gold beginnt - im Kontrast zu den in Wolfrats ganz eigenem Duktus aufgetragenen Farbschichten - besonders zu leuchten, wenn das Licht im Raum spärlicher wird. Zwischen dem Auftrag der einzelnen Schichten hat Wolfrat jeweils 24 Stunden verstreichen lassen.

Ausstellungsinfo

Die auf zweieinhalb Tage begrenzte Ausstellung »Maler versus Bildhauerin« mit Arbeiten von Friedhelm Wolfrat und Stephanie Binding ist in Wolfrats Atelier in der Gustav-Wagner-Straße 11 in Reutlingen zu sehen. Die Vernissage ist am Freitag, 4. April, um 18.30 Uhr. Geöffnet ist außerdem am Samstag und Sonntag, 5. und 6. April, jeweils von 11 bis 18 Uhr. (GEA)

Das von Cohen inspirierte Bild »Waiting For The Miracle« ist, was die Farbflächen angeht, zweigeteilt. Einer geheimnisvoll violett, schwarz und rot schimmernden Hälfte steht eine taghell wirkende, orange, rot, hell- und dunkelblau gefleckte Hälfte gegenüber. »Dance Me To The End Of Love«, »Hallelujah« und »The Guests« heißen weitere Arbeiten mit betörenden Farbwirkungen aus diesem Zyklus. (GEA)