REUTLINGEN. Die Todesangst hat viele, oft tierische Gesichter – zumindest in den Werken von Paolo Tesi, die zurzeit in der Volkshochschule Reutlingen zu sehen sind.
Diese Angst wird zum Beispiel in dem Schwein verkörpert, das wie abgestochen zu brüllen scheint. Oder sie ist in den Augen der Rinder zu sehen, die wie ein rot-oranges Feuer auf schwarzem Grund flammen und den Betrachter anstarren.
Diese Emotionen kommen nicht von ungefähr. Die Bilder sind überwiegend in der Corona-Pandemie entstanden. Für Tesi untypisch sind viele in Schwarz-Weiß gestaltet. Allerdings gibt es einige Tiere in grellen Farben auf schwarzem Grund – wie wenn das Leben dieser Tiere vom Tod umfangen wäre.
Ohren wie Engelsflügel
Noch deutlicher wird der Tod durch Gesichter, oder Fratzen, sichtbar gemacht. Meist sind diese menschlichen oder teuflischen Gesichter regelrecht mit Tieren ineinander verkrümmt. So scheint die Todesangst aus den Tieren herauszuquellen. Manchmal ist die Anordnung auf den Bildern diffus und es ist nur noch ein zerstückelter Haufen von Körperteilen zu erkennen.
Einige Tiere wollen jedoch nicht so recht ins Bild passen. So zum Beispiel der blaue Hase, den man erst nach einer Weile zwischen Fratzen erkennt. Aber auch die Darstellung eines seelenruhigen Stachelschweins wirkt deplatziert. Es kann keine (gewünschte?) Angstwirkung entfalten. In der Ausstellung ist zu lesen, dass man in den Werken Tesis auch Geborgenheit und nicht nur Todes-, sondern auch Lebensangst erkennen könne. Wo dies sein soll, erschließt sich dem Besucher allerdings nicht.
Vielleicht in den Überresten (oder Anfängen?) eines bunten Schmetterlings? Oder in den ausladenden Ohren der Elefanten, die wie Engelsflügel aussehen? Doch auch bei den zahlreichen Elefantendarstellungen muss man nicht lange nach unschönen Gesichtern suchen.
Ob Tesi mit den Tieren den Menschen oder tatsächlich nur Tiere darstellen will – es gelingt ihm immer wieder, ausdrucksstarke Emotionen in den Gesichtszügen festzuhalten. (GEA)
AUSSTELLUNGSINFO
Paolo Tesi wurde 1945 in Pistoia geboren und zählt heute zu den prominenten Grafikern und Malern der Toskana. Die Ausstellung »Todes-Angst?« ist Teil des Programms »Pistoia in Reutlingen«. Sie kann zu den üblichen Öffnungszeiten bis zum 16. Juli im Haus der Volkshochschule Reutlingen, Spendhausstraße 6, besucht werden. (GEA) www.vhsrt.de