FOCHTELOO. Der Bekanntheitsgrad von HAP Grieshaber reichte ab den 1950er-Jahren über die Landesgrenzen hinaus. So wurde Willem Sandberg ? von 1945 bis 1962 Direktor des Stedelijk-Museums in Amsterdam ? auf ihn aufmerksam. Er sah einen Zusammenhang mit dem 1945 von den Nationalsozialisten ermordeten niederländischen Typografen und Drucker Hendrik Nicolaas Werkman. Die Kontakte führten 1958 zu einer vier Wochen dauernden Grieshaber-Ausstellung im Stedelijk-Museum.
Welchen Stellenwert der Achalm-Künstler dieser Verbindung beimaß, belegt das 280 Seiten starke Buch »hommage à werkman«, in das Grieshaber das Geld aus dem Gewinn des Oberschwäbischen Kunstpreises steckte. An dem Band beteiligten sich auch zahlreiche andere Künstler.
Spendhaus und Grieshaber-Halle
Aktuell zeigt das Zentrum für Druckgrafik (Centrum voor Prentkunst) der Stiftung Nobilis im niederländischen Fochteloo Holzschnitte Grieshabers. Zur Vorbereitung waren die Kuratoren Pieter Jonker und Peter Kooij vom Zentrum für Druckgrafik nach Reutlingen gekommen. Hier wollten sie in Anregungen für ihre Schau einholen. Erste Anlaufstelle war das Kunstmuseum Reutlingen, wo sie jedoch anstelle der erwarteten Dauerschau zu Grieshaber nur auf einzelne Werke von ihm stießen. Dass sie Bücher über den Holzschneider kaufen konnten, »die wir in unserer Bibliothek in Fochteloo noch nicht haben«, bot sich als Ausgleich an. Auch die Vorführung der einst von Grieshaber benutzten Kniehebelpresse im Spendhauskeller kam gut an.

Allerdings resümierten sie: Zwar werde der Name Grieshaber oft mit Reutlingen in Verbindung gebracht, aber eigentlich sei es besser, von der nahe gelegenen Achalm, wo er seit 1947 lebte, zu sprechen sowie von Eningen unter Achalm. Es war denn auch der Eninger Hermann Walz, Vorsitzender des Fördervereins Eninger Kunstwege, der den Besuchern den aus 42 Einzelmotiven bestehenden Wandfries in der Eninger Grieshaber-Halle zeigte, gestaltet von Grieshaber und seiner Frau Riccarda Gregor-Grieshaber. Ein Blick auf die laufende Grieshaber-Schau »Rettet die Wacholderalb« im Foyer der Empore schloss sich an.
Enttäuscht von Künstlerdomizil
Auch der HAP-Grieshaber-Rundweg auf Eninger Gemarkung mit den 14 Repliken fand Interesse. Enttäuscht waren die Gäste vom »heruntergekommenen und verlassenen« Domizil des Künstlers an der Achalm. Zum Abschluss besuchten sie das Grab des Holzschneiders auf dem Eninger Friedhof. In der Summe kamen Pieter Jonker und Peter Kooij im Beisein von Hermann Walz zum Eindruck: »Wir fühlen eine große Verwandtschaft in der Art und Weise, wie in Eningen und Fochteloo zu Grieshaber gearbeitet wird.«
Die Ausstellungsmacher Jonker und Kooij verfügen in ihrem Zentrum für Druckgrafik über genügend Exponate, um die seit 12. Januar bestehende Grieshaber-Schau zu bestücken. In der 24 Seiten umfassenden Broschüre zur Ausstellung sind rund 30 Arbeiten abgebildet, als auch die Stationen und Impressionen der Deutschlandreise geschildert, allerdings auf Niederländisch.
Ausstellungsinfo
Die Ausstellung im Zentrum für Druckgrafik der Stiftung Nobilis (centrum voor prentkunst) in 8428 HE Fochteloo (Zuideinde 26b) dauert bis 1. Juni 2025. Geöffnet ist Donnerstag und Sonntag von 13.30 bis 16.30 Uhr. (GEA)
Den Auftakt der Publikation macht der Holzschnitt »Galgenberg« aus Grieshabers Zeitschrift »Engel der Geschichte« (Nr.22), herausgegeben 1975 zur Erinnerung an 450 Jahre Deutscher Bauernkrieg. 2025 wird 500 Jahren Bauernkrieg gedacht. Mehrfach stehen Holzschnitte aus der Reihe »Engel der Geschichte« im Mittelpunkt in Fochteloo. Aber auch Titel wie »Für Martin Luther King« (1968), »Tanzende Griechen« (1973) oder »Bauernpaar« (1976) zählen zu den Exponaten. Fazit von Jonker und Kooij: »Grieshabers Werk ist ein ständiges Plädoyer für die Menschlichkeit.« (GEA)