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Ausstellung in der Kreissparkasse Reutlingen: Weg zurück zu uns selbst

Einladung zur »Seelenwanderung«: Großformatige Arbeiten von Silvia Hornig in der Kreissparkasse

Zwei mit »foxtrott« betitelte Werke von Silvia Hornig in der Ausstellung in der Kreissparkasse. FOTO: STRÖHLE
Zwei mit »foxtrott« betitelte Werke von Silvia Hornig in der Ausstellung in der Kreissparkasse. FOTO: STRÖHLE
Zwei mit »foxtrott« betitelte Werke von Silvia Hornig in der Ausstellung in der Kreissparkasse. FOTO: STRÖHLE

REUTLINGEN. Das Duftig-Leichte findet sich neben dem Energievoll-Impulsiven. Rein von den Farben, ihrer Gewichtung, der Komposition her betrachtet. Denn Silvia Hornigs auf die Leinwand gesetzten Klänge transportieren nicht irgendwelche Geschichten, wie ein Song dies zum Beispiel tut. Sie sind auch keine »Programmmusik«, selbst wenn die großformatigen Bilder – allesamt quadratisch, im Format 1,30 auf 1,30 Meter – dies mit Titeln wie »lovesong« oder »saving tenderness« nahelegen.

»in concert« heißt die Ausstellung mit Mischtechnik-Arbeiten von Silvia Hornig, die in der Kreissparkasse Reutlingen am Markt bis zum 15. August zu sehen ist. Der Vorstandsvorsitzende des Geldhauses, Michael Bläsius, dankte der aus Berlin angereisten Künstlerin für ihre Geduld und ihr Durchhaltevermögen. Denn die Schau war bereits im Jahr 2020 geplant. Pandemiebedingt wurde die Ausstellungseröffnung wiederholt verschoben. Sie fand nun, rege besucht, am Donnerstagabend statt.

In seiner Einführung lud der Reutlinger Galerist Reinhold Maas – er vertritt Hornig seit 15 Jahren – die Vernissagengäste ein, sich, wie als Zuhörer in einem Sinfoniekonzert, fallen und von der »klingenden Ausstrahlung« der Bilder berühren zu lassen. Nicht ums Begreifen einer wie auch immer gearteten Botschaft gehe es, sondern darum, gedanklich loszulassen, ja sich zu trauen, sich selbst in den Bildern zu begegnen.

Wie Tagebücher

Den Zusatz zum Ausstellungstitel, »the soul sessions«, interpretierte Maas ziemlich frei als Aufforderung an jede und jeden, in der Ausstellung auf »Seelenwanderung« zu gehen, ausgehend von wegweisenden, sich öffnenden Räumen in den 14 Bildern. Alles, was bisher verschlossen sei, lasse sich mit wachem und unbefangenem Blick öffnen – das könne auch »der Nachbar von nebenan« sein, so Maas. Nicht zuletzt komme es beim Betrachten darauf an, aufmerksam zuzuhören, »was die Bilder – und wir uns selbst – zuflüstern«. Wenn man von leiseren und lauteren Bildern sprechen wolle, so hingen die lauteren an den Außenwänden, gab Maas den Besucherinnen und Besuchern als Orientierungshilfe noch mit.

Zwei dieser nach Maas’ Systematik lauteren Bilder heißen »foxtrott«. Markante blaue, grüne und in einem Fall auch rote und violette Farbfelder scheinen bei der Betrachtung zu wabern oder zu pulsieren. Sie überspielen einen zarten, in nuancierten Verläufen licht gestalten Hintergrund. Das mutet an wie ein Blick aus der Tiefe des Wassers in Richtung der sonnenbestrahlten Oberfläche. Auch Assoziationen wie Schnee oder Wolken stellen sich ein. Und die, dass wir hinter jeder Struktur etwas Bekanntes, etwas Gegenständliches vermuten.

Silvia Hornig, die in Marktredwitz geborene, in Reutlingen aufgewachsene Künstlerin, die im italienischen Perugia Malerei studiert hat und seit 2008 in Berlin lebt und arbeitet, stellt diese Neigung auch bei sich selbst fest. Dass der Verstand ihr Tun im Schaffensprozess zu lenken versucht, sieht sie jedoch als eher hinderlich an. Wie Tagebücher, die über einen langen Zeitraum hinweg entstehen, empfindet sie ihre Bilder. Wenn sie sich an die Arbeit macht, versucht sie, nichts zu forcieren, nichts zu wollen, sondern, wie sie es nennt, sich selbst aus dem Weg zu gehen und Dinge geschehen zu lassen. Dinge, die eben auch mit ihr zu tun haben, aber auf einer ungeschützten, intuitiven Ebene und nicht als Ergebnis verstandesmäßiger Ordnungsversuche.

Um das spontan tun zu können, habe sie immer auch in ihren Ateliers gewohnt, verriet die Künstlerin am Rand der Vernissage. Die fertigen Bilder reagierten auf das einfallende Licht, sagte sie außerdem. Ein gelbes wache bei Tag auf. Dass sie keine Freundin von Kunstlicht in den Galerien ist, hat mit diesem Umstand zu tun.

Die eigene Wahrnehmung nach innen zu richten, ist für ihr Kunstverständnis essenziell. Aber auch generell wichtig, wie sie findet. Um den gravierenden Herausforderungen unserer Tage wirkungsvoll begegnen zu können, müssten wir »einen Weg zurück zu uns finden«. (GEA)

AUSSTELLUNGSINFO

Die Ausstellung »in concert« mit Werken von Silvia Hornig ist in der Kreissparkasse Reutlingen am Markt bis zum 15. August zu sehen – jeweils Montag bis Freitag von 9 Uhr bis 17 Uhr. Zur Ausstellung ist ein – bereits 2020 konzipierter – Katalog erschienen. (GEA)