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Auf den Spuren von Joseph Beuys: Studentische Arbeiten in Tübingen

Angestoßen durch eine Lehrveranstaltung, die Kunsthallen-Direktorin Dr. Nicole Fritz über Joseph Beuys hielt, fertigten Studierende der HBKsaar Saarbrücken 15 Arbeiten, die nun in Tübingen zu sehen sind.

Prof. Eva Weingärtner (links), Prof. Dr. Nicole Fritz und Prof. Dr. Matthias Winzen vor den »Puppenstuben« von Melissa Pelk.
Prof. Eva Weingärtner (links), Prof. Dr. Nicole Fritz und Prof. Dr. Matthias Winzen vor den »Puppenstuben« von Melissa Pelk. Foto: Gabriele Böhm
Prof. Eva Weingärtner (links), Prof. Dr. Nicole Fritz und Prof. Dr. Matthias Winzen vor den »Puppenstuben« von Melissa Pelk.
Foto: Gabriele Böhm

TÜBINGEN. Vom 8. November 2025 bis zum 8. März 2026 setzt sich die Kunsthalle Tübingen mit Joseph Beuys auseinander (»Bewohnte Mythen«). Bereits im Vorfeld wurde die Ausstellung »Körperdecke« gestaltet, für die ab sofort bis zum Ende der Beuys-Ausstellung 15 Arbeiten von Kunststudierenden der HBKsaar Saarbrücken in verschiedenen Gebäuden der Stadt zu sehen sind.

Zustande gekommen ist das Projekt durch eine Lehrveranstaltung der Leiterin der Kunsthalle, Dr. Nicole Fritz, in Saarbrücken über Joseph Beuys. »Daraus entwickelte sich eine Dynamik, die dazu führte, dass die Studierenden für Tübingen ein eigenes Ausstellungsprojekt entwickelten«, erläutert Prof. Dr. Matthias Winzen. Unter der Leitung von Professor Eva Weingärtner befassten sich die jungen Leute mit dem Thema »Haut«.

Dialog mit sich selbst und der Außenwelt

Die Haut halte nicht nur den Körper zusammen, so die Dozentin, sondern sei auch die Grenze zwischen innen und außen. »Es entstand ein Dialog mit sich selbst und der Außenwelt.« Dabei sollte keine Nachahmung von Beuys stattfinden, sondern seine Thematik einen Widerhall in den eigenen Arbeiten finden. Als weiterer Aspekt kamen die Tübinger Räumlichkeiten dazu, die die Studierenden in einer Exkursion besuchten und in ihre Arbeiten einbezogen.

Im Rahmen der Ausstellung »Körperdecke – Kunst im Stadtraum Tübingen« wird beispielsweise in einer exklusiven Wandnische im Hotel Krone eine Maske gezeigt, die Leonie Louisa Adam aus verschiedenen Pelzsorten fertigte. Intensiv hatte sich auch Beuys mit den Tieren als Mitgeschöpfen auseinandergesetzt. In einem Hotelgang sind die Kohlezeichnungen von Saba Borhani zu sehen, die Menschen im Zustand des Ruhens oder Schlafens zeigen und in denen sich die Künstlerin mit »Zuständen zwischen Körper und Seele« beschäftigt - passend zu einem Raumdurchgang.

Gewollte Brüche

Im Hoteleingang wirken die Glaskästen mit Puppenstuben von Melissa Pelk zunächst als biedermeierliches Idyll. Doch wer genauer hinschaut, entdeckt Skurriles wie ein auf einem schwarzen Ziegenbock reitendes Baby. Gewollte Brüche entstehen, die den Betrachter aus seinen Sehgewohnheiten herausreißen.

Im Schuhhaus von Kathrin Schuster (Neue Straße 10) hat Leonie Adam die Nylonstrümpfe ihrer verstorbenen Großmutter ausgestellt. Sie wurden über keramische Hände und Gesichter gezogen und gleichsam wieder mit dem Leben verbunden. In einem Raum in dem mittelalterlichen Haus Marktgasse 3 wurde ein Filzzelt aufgebaut, das für Geborgenheit und Gemeinschaft steht und damit, so Eva Weingärtner, das beuyssche Thema von den Anfängen der Menschheit aufgreift.

Ausstellungsinfo

Die Ausstellung »Körperdecke« ist im Pop-up-Raum der Kunsthalle Tübingen (Marktgasse 3) zu sehen, außerdem in der Neuen Straße 10, im Hotel Krone (Uhlandstraße 1) und in der Albert-Schweitzer-Kirche (Beim Herbstenhof 21). Der Pop-up-Raum ist Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Jeden dritten Donnerstag im Monat wird dort um 15.30 Uhr eine öffentliche Führung angeboten. (GEA)

Häufig wird in den Arbeiten gefundenes Abfallmaterial verwendet, dessen Potenzial auch Beuys entdeckt hatte, dafür allerdings in den 1960er-Jahren noch die Beschimpfung erntete, er arbeite mit »Dreck«. Heute, so Winzen, werde gebrauchtes Material ganz selbstverständlich in seinem einzigartigen Charakter gewürdigt.

Es sei Nicole Fritz zu danken, dass nicht nur Ausstellungsorte in der Tübinger Altstadt gefunden werden konnten, sondern auch die nötigen Finanzmittel bereitstanden. Weitere Ausstellungsorte sind die Kunsthalle Tübingen sowie die Albert-Schweitzer-Kirche (Beim Herbstenhof 21). Man hoffe, so Eva Weingärtner, dass viele Besucherinnen und Besucher, die vielleicht normalerweise nicht in die Kunsthalle gingen, das Angebot in der Ortsmitte annehmen. (GEA)