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Angeregte Sinne, beflügelter Geist: Werke Otto Herbert Hajeks auf Schloss Mochental

Otto Herbert Hajek war ein bedeutender deutscher Künstler des 20. Jahrhunderts. Eine faszinierende Auswahl seiner Werke ist nun in der Galerie Schrade auf Schloss Mochental zu sehen.

Auf Schloss Mochental sind Werke von Otto Herbert Hajek zu sehen. Die Ausstellung dauert bis zum 29. Juni 2025.
Auf Schloss Mochental sind Werke von Otto Herbert Hajek zu sehen. Die Ausstellung dauert bis zum 29. Juni 2025. Foto: Maria Bloching
Auf Schloss Mochental sind Werke von Otto Herbert Hajek zu sehen. Die Ausstellung dauert bis zum 29. Juni 2025.
Foto: Maria Bloching

EHINGEN-MOCHENTAL. Diese beeindruckende Ausstellung, auf die man sich bereits bei der Anfahrt nach Schloss Mochental dank einer großen Skulptur freuen kann, präsentiert die umfangreiche künstlerische Vielseitigkeit des 2005 in Stuttgart gestorbenen Künstlers, dessen Werke bereits in der ganzen Welt zu sehen waren. Seine sakralen Werke aus Bronze ziehen die Betrachter ebenso in den Bann wie seine farbintensiven Wegzeichen und Bilder. Die Bronzearbeiten wirken wie lebendige Organismen, die Raum und Zeit zu verschmelzen scheinen. Ihre fließenden Formen und strukturierten Oberflächen erzeugen eine fast hypnotische Wirkung.

Insbesondere das Modell zum Kreuzweg Maria Regina Martyrium, Berlin, das in den Jahren 1960 bis 1963 entstanden ist und dessen Original in Plötzensee in direkter Nachbarschaft zur Hinrichtungsstelle der Opfer des Nationalsozialismus steht, nimmt ein zentrales Element in der Ausstellung ein. Das Werk ist nicht nur eine künstlerische Interpretation des religiösen Themas, sondern auch eine technische Meisterleistung. Die einzelnen Stationen des Kreuzwegs sind in ihren Formen und ihrer Ausdruckskraft so gestaltet, dass sie zum Nachdenken und Innehalten einladen. Diese Arbeit ist von einer tiefen Spiritualität durchdrungen, die durch die Verwendung von Bronze und die organischen, beinahe lebendigen Formen verstärkt wird. Auch beim Blick auf die Muttergottes mit Kind und die »Kleine Christusträgerin« spürt man eine gewisse Ehrfurcht und eine Verbindung zu einer zeitlosen Transzendenz.

Klarheit und Ruhe

In den 1960er-Jahren wandte sich Hajek zunehmend von den organischen Bronzeformen ab und begann, sich mit anderen Materialien wie Holz auseinanderzusetzen. In verschiedenen Kirchen sind Werke von ihm zu bewundern, so etwa in Nürtingen das Altarbild. Seine Formen wurden zunehmend geometrischer und klarer, was eine neue Ausdrucksebene eröffnete. Diese Entwicklung spiegelt sich in seinen sogenannten »Farbwegen« wider – Werke, die durch farbige Streifen charakterisiert sind und eine direkte Verbindung zur Architektur eingehen. Bei der Farbgestaltung setzte Hajek auf leuchtende, klare Farben wie Rot, Blau und Gelb, die eine lebendige und energiegeladene Atmosphäre schaffen. Diese Werke vermitteln ein Gefühl von Bewegung und Raum, insbesondere im festlichen Saal des Schlosses. Die lebendigen Farben strahlen Kraft und Freude aus, gleichzeitig aber auch eine gewisse Klarheit und Ruhe.

Beim Durchschreiten der Räume fühlt man sich wie in einem lebendigen Organismus, in dem Farben, Formen und Materialien miteinander verschmelzen. Die intensiven Farben, das organische und geometrische Spiel sowie die architektonische Einbindung der Werke lassen den Besucher in eine Welt eintauchen, die gleichermaßen meditativ und inspirierend ist. Diese Ausstellung regt die Sinne an und beflügelt den Geist. Darin sah Hajek die Bedeutung der Kunst: »Mit Kunst leben heißt, dem Leben täglich begegnen, bedeutet, die Umgebung des Menschen schauen, die Umgebung des Menschen fühlen, in die Umgebung denken, die Sinne benützen, sie schärfen, damit wir ein Teil der Umgebung werden«. Hajek verstand Kunst nicht nur im Objekt und Bild. »Der Vorgang im Schauen, Hören, Fühlen, Denken, das Aktive im Menschen entspringt dem Schöpferischen-Kreativen. Das Tun selbst ist der Kunst zuzuschreiben«, sagte Hajek einmal.

Ausstellungsinfo

Die Ausstellung »Otto H. Hajek - Schlüsselwerke von Hajeks Schaffen« ist bis zum 29. Juni in der Galerie Schrade auf Schloss Mochental, Mochental 1 in Ehingen-Mochental, zu sehen. Geöffnet ist Mittwoch bis Samstag von 13 bis 17 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. (GEA)

Zahlreiche Arbeiten seines künstlerischen Schaffens – darunter Malereien, kleine bis große Plastiken sowie Grafiken – sind in einem Depot eingelagert und werden von seinem Sohn Urban Hajek verwaltet. Galerist Ewald Schrade stellt bereits zum zweiten Mal eine außergewöhnliche Auswahl der Arbeiten Hajeks auf Schloss Mochental aus. Als »gigantisch« und »herzerfrischend« bezeichnet er das große Engagement des Künstlers insbesondere für sakrale Werke. »Hajek war weltweit künstlerisch tätig, er hat enorme Spuren hinterlassen und Maßstäbe gesetzt«, so Schrade. (GEA)