REUTLINGEN. Es muss nicht immer der Jazz der Puristen sein in der »Mitte«. Funk und Soul allerdings liegen nicht weit davon entfernt, auch wenn es dann ein wenig in Richtung Disco geht. Nils Landgren schließlich griff auch schon Titel von Abba auf – und von Landgren haben sich Costa del Soul ihre Version von »Voulez Vous« abgeschaut. Das sorgt für Stimmung am Samstagabend in der Gartenstraße. Der Club ist voll, die Bühne ohnehin: Dort stehen zehn Musiker beieinander, eine komplette Bläsersektion ist dabei. Sie füllen den kleinen Club aus mit pulsierender Unterhaltungsmusik – hier stehen Stevie Wonder, Earth, Wind & Fire und Aretha Franklin auf dem Programm. Viel Platz bleibt nicht im Gewölbekeller, getanzt wird trotzdem.
Gast an der Posaune
Im Jazzclub spielt die Formation öfter. Dieses Mal sind dabei: Wolf-Dieter Rahn, Elke Kuppig und Claudia Hüsselitz am Mikrofon, Daniel Zenker an der Gitarre, Thomas Haditsch an den Keyboards, Thomas Thumm am Bass, Jochen Strähle am Schlagzeug. Ihre Bläser, die »Master Horns«, bringen die Luft kraft ihrer Lungen zum Tanzen, sind Handwerksmeister allesamt. Klaus Werz spielt die Trompete, kümmert sich sonst um Wasser- und Heizungsinstallationen; Wolfgang Thiele spielt das Tenorhorn und war mal Hausmeister. Posaunist Uli Gutscher ist der Stargast des Abends, unterrichtet an der Musikhochschule Stuttgart, gehörte zu den Bands von Erwin Lehn und Paul Kuhn, tritt mit den fabelhaften Stuttgarter Salonikern auf und fügt sich wunderbar ein in eine Band, der es vor allem darum geht, auf der Bühne den allergrößten Spaß zu haben.
Bei »Street Life«, das Randy Crawford 1979 mit den Crusaders sang, setzen die Bläser kräftig ein, der Bass türmt sich mit hart rollendem Sound auf das Schlagzeug, die Gitarre spielt funky, Uli Gutscher modelliert die Melodie – der Jazzclub brennt. Der Song ist Wolfgang Rätz gewidmet, der viele Jahre dem Vorstand der Mitte angehörte, er starb am 6. Februar.
Jede Menge Hits
Costa del Soul fassen sich nie kurz. Jeder ihrer Songs wird zu einer kleinen Jamsession. Die Band kostet ihr Material aus, spielt mit den Rhythmen, den Melodien. Gitarrenriffs treiben elegante Bläsersätze an, das Saxofon steigt auf, das Schlagzeug arbeitet mit fließendem Groove – ein Hit folgt dem nächsten.
»Georgy Porgy« von Toto gehört dazu, »I Wish«, »Sir Duke« und »Signed, Sealed, Delivered« von Stevie Wonder. Tower of Power sind mit »Diggin‘ on James Brown« dabei – hier übernimmt Wolf-Dieter Rahn zum ersten Mal die Lead-Vocals; bei »Voulez Vous« zieht er sich das Glitzerjackett an. Earth, Wind & Fires »September« folgt. Nochmals gibt es Earth, Wind & Fire (»Let’s Groove«), dann »Brick Hose« von den Commodores, »Lady Marmelade«, »Lessons in Love« und mehr – die Stunde rückt voran, die Stimmung auf und vor der Bühne wird hitziger, die Party könnte endlos dauern, aber Costa Del Soul & The Master Horns gehen schließlich doch. Werden sie wiederkehren? Das ist sicher. (GEA)