FILDERSTADT. »Back with a Bang« – der Titel des aktuellen Albums von Kissin‘ Dynamite ist Programm. Sobald Hannes Braun und seine Jungs am Samstagabend die Bühne in der Filharmonie betreten, ist auf einen Schlag eine ordentliche Ladung Energie am Start. Die blonde Mähne top frisiert, der Lidstrich sitzt, das Shirt ist aufgeknüpft – eine Optik wie ein Rockstar aus den 80ern. Der charismatische Frontmann hat die 2.000 Fans, Altersdurchschnitt deutlich 40+, aber noch lange nicht müde, mit einer ansteckenden Begeisterungsfreude voll im Griff. Die Jungs, die von der Schwäbischen Alb stammen, haben in ihrer mittlerweile etwa 20-jährigen Karriere Länder wie Japan, die USA und Brasilien erobert. »Back in der Heimat ist es aber am schönsten«, betont Braun.
Es regnet Hits mit Mitsing-Refrains. Eingängig, aber nicht simpel. Die Fans in den ersten Reihen kennen die Lieder alle auswendig. »I’ve Got The Fire«, »My Monster«, »Only The Dead«, »Not The End Of The Road« – das ist mitreißende Rockmusik mit einer positiven Lebenseinstellung. Heraus sticht besonders das leicht bluesrockig angehauchte »The Devil Is A Woman« mit einem krachenden Gitarrenriff. Passend zum großen Rocksound gehören große Gesten. Mit einem langen roten Mantel samt Zepter nimmt Braun auf einem Thron Platz zu »I Will Be King«. Gute Laune und Partystimmung regieren schließlich bei Kissin‘ Dynamite. Der ganze Saal bebt von Anfang bis Ende. Still rumstehen ist bei Kissin‘ Dynamite nicht drin. Auch die Band selbst ist die ganze Zeit in Bewegung. Auf einer großen Treppenkonstruktion ist schließlich genügend Platz, der bespielt werden kann.
Lagerfeuerromantik mitten im Rockkonzert
Natürlich braucht ein gutes Rockkonzert auch ruhige Parts. »Six Feet Under« vom 2012er-Album »Money, Sex & Power« lädt statt zum Abrocken zum Mitwippen ein. Wunderschöne Gitarrensoli bei der melancholischen Ballade »Heart Of Stone« sorgen für Gänsehautstimmung. Pure Lagerfeuerromantik für »die besten 2.000 schwäbischen Freunde« gibt’s bei »Not A Wise Man« – mit Akustikinstrumenten samt Schellenring. Die Handylichter funkeln. Braun zeigt nochmal eindrücklich, was für ein begnadeter Sänger er ist. Besonders, wenn er seine hohe Rockstimme auspackt. Männer und Frauen dürfen hier gegeneinander ansingen. »Engelschor« versus »Hooligansgegröle«. Damit jeder Braun auch von Nahem sehen kann, lässt er sich in einem Bötchen durchs Publikum tragen.
Braun hat vor wenigen Wochen angekündigt, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr der Sänger seiner Band sein wird. »Es war eine unbeschreibliche Reise über mehr als 20 Jahre. Ich werde ein Teil von Kissin‘ Dynamite bleiben. Ich werde weiterhin Songs schreiben und die Musik produzieren«, verspricht der 33-Jährige. So einfach wird man diesen charismatischen Frontstar bestimmt nicht ersetzen können. Ein Trostpflaster: In der Region kann man Hannes Braun noch einmal live erleben: Am 27. Dezember in der Volksbankmesse Balingen. (GEA)

