KUSTERDINGEN. Der Streit darüber, wie dicht auf den Härten gebaut werden soll, dauert seit Monaten an. Einerseits gibt es großen Bedarf an bezahlbaren Wohnungen in der vorteilhaften Lage zwischen Reutlingen und Tübingen. Andererseits wünschen sich viele Einwohner, dass die ländliche Idylle erhalten bleibt. Am Mittwoch nun einigte sich der Gemeinderat auf einen Kompromiss, dem auch die jeweiligen Kusterdinger Ortschaftsräte einstimmig zustimmten.
Die Dorfbereichspläne werden demnach um den Passus ergänzt, dass die Grundstücksfläche pro Wohnung für zwei Wohnungen mindestens 251 Quadratmeter beträgt, für jede weitere Wohnung sind zusätzliche 150 Quadratmeter erforderlich. Die Regelungen der erforderlichen Grundstücksfläche für ein Einzelhaus (350 Quadratmeter), eine Doppelhaushälfte (200 Quadratmeter) und für ein Reihenhaus (150 Quadratmeter) sind davon unberührt und bleiben erhalten. Außerdem beschloss das Gremium Veränderungssperren von zwei Jahren, die um ein weiteres Jahr verlängert werden können.
Wohnqualität soll hoch bleiben
Im Gemeinderat gab es etwas Verwirrung um Zahlen und Rechenbeispiele. Hypothetisch angewendet auf das Beispiel der Wannweiler Straße (rund 3 100 Quadratmeter Grundfläche) bedeutet die neue Regelung, dass statt 30 Doppelhauseinheiten nur noch 22 oder 23 errichtet werden können. Statt bisher 40 Reihenhäusern können nur noch 24 gebaut werden. »Das Ergebnis unserer Klausurtagung im September war, dass wir etwas mehr Verdichtung wollen, ohne die Wohnqualität zu beeinträchtigen«, sagte Bürgermeister Jürgen Soltau.
Baugesuche wie das Großprojekt in der Wannweiler Straße (wir berichteten) sollen künftig abgelehnt werden können. »Wir versuchen mit dem Beschluss, das Schlupfloch in unseren Dorfbereichsplänen zu schließen«, erklärte Soltau. Er wolle vor allem verhindern, dass weitere Großvorhaben eingereicht werden. Deshalb sei Eile geboten.
Auf Nachfrage von Gemeinderätin Nina Zorn (Härtenliste) zum »Notbeschluss« erklärte Soltau, dass dem künftigen Gemeinderat damit dennoch alle Optionen offenbleiben. Allerdings werde die Anpassung eine Weile dauern. »26 Dorfbereichspläne sind eine Menge Arbeit«, so Soltau. Ob sich damit künftig eine allzu massive Bebauung abwenden lasse, sei nicht 100 Prozent sicher. Mehrere Räte erklärten, dass findige Bauherren clever seien, immer wieder neue Schlupflöcher finden würden. In der vorgelagerten Diskussion ging es um die Möglichkeit, unterschiedliche Maße von Verdichtung in den fünf Teilorten zuzulassen.
Kein Hochhaus erwünscht
Wenig Zustimmung im Gemeinderat Kusterdingen fand Soltaus Vorschlag, einen Korridor für die Verdichtung zu definieren. In den Ortschaftsräten und im Technischen Ausschuss setzte sich aber die Ansicht durch, dass die Teilorte wohl doch vergleichbar seien und kein Härtendorf ein Hochhaus möchte.
Von der Einführung einer Grundflächen- und Geschossflächenzahl riet Planer Künster ausdrücklich ab. Auch über ein generelles Vorkaufsrecht der Gemeinde und die Fassung einer Gestaltungssatzung wurde gestritten. (GEA)