KREIS TÜBINGEN. Direktkandidaten schicken nicht nur die im Parlament vertretenen Parteien ins Rennen. Auch kleiner Gruppierungen haben Kandidaten nominiert. Für die Freien Wähler tritt Alexander Schülzle aus Burladingen an. Flavio Krahl, Medizininformatiker aus Nehren, kandidiert für die Partei. Der Rottenburger Landwirt und Elektroinstallateur Volkmar Raidt bewirbt sich als Einzelkandidat. Pedro Treuer, Informatikstudent aus Tübingen, geht für Volt ins Rennen.
- Alexander Schülzle – Freie Wähler
Der 51-Jährige leitet seit 2022 das städtische Kinder- und Familienzentrum in Burladingen im Zollernalbkreis. Nach seinem Studium an der Berufsakademie Stuttgart hat er viele Jahre im Kinderheim Haus Nazareth Sigmaringen gearbeitet, war Kreisjugendpfleger im Landratsamt Zollernalbkreis und Erzieher im katholischen Kindergarten St. Fidelis Burladingen. Von 2009 bis 2022 war Schülzle Stadtrat für die Freien Wähler in Burladingen, von 2012 bis 2022 Fraktionsvorsitzender. Er schied aus dem Stadtrat aus, als er die Stelle im städtischen Kinder- und Familienzentrum angenommen hatte.
Auf Augenhöhe mit seinen Wählerinnen und Wählern zu agieren und einen achtsamen Umgang miteinander zu pflegen, ist dem Burladinger wichtig. Er setzt sich dafür ein, dass traditionelle Werte und die damit verbundene Kultur geschützt und bewahrt werden.
Die Steuerlast möchte er verringern. Fördermittel will er nicht nur Großunternehmen, sondern auch Kleinbetrieben und Selbstständigen zugutekommen lassen. Migranten sollen keine Geld-, sondern Sachleistungen erhalten. Sie seien willkommen, wenn sie selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen könnten.
Schülzle spricht sich für die Wiedereinführung des Grundwehrdienstes aus. Damit würde nicht nur unsere Verteidigungsbereitschaft gestärkt, sondern mit dem bewährten Zivildienst auch das Sozial- und Pflegesystem stabilisiert, argumentiert der Direktkandidat.
Schülzle ist verheiratet und Vater von zwei Söhnen. Er ist gerne in der Natur unterwegs und das am liebsten mit seiner Familie.
- Pedro Treuer – Volt
Für ein Deutschland, »das mutig voranschreitet und auf europäischer Ebene aktiv vorantreibt«, tritt Pedro Treuer ein. Der 24-Jährige schließt derzeit sein Studium der Informatik mit Schwerpunkt Künstlicher Intelligenz in Tübingen ab. Der Partei Volt ist er beigetreten, weil er davon überzeugt ist, dass große Herausforderungen nur gemeinsam als Europa gemeistert werden können.
Treuer möchte dazu beitragen, dass »unser Land nicht nur auf Bewährtes setzt, sondern auch den Mut hat, neue Wege zu gehen«. Essenzieller Schritt ist für den Informatikstudenten dabei die Einführung eines zentralen Digitalministeriums, um die Digitalisierung der Verwaltung effizient zu steuern. Der Ausbau der erneuerbaren Energien sei ihm eine Herzensangelegenheit. Dabei müssten Digitalisierung und Ökologie Hand in Hand gehen. Dringend nach der Wahl anpacken müsse der Bundestag Maßnahmen, um die Wirtschaft zu stabilisieren und Bürokratie abzubauen. Treuer setzt sich dabei für die Senkung der Unternehmenssteuern auf den OECD-Durchschnitt ein. Außerdem fordert er eine »unbürokratische Investitionsprämie« in Höhe von zehn Prozent der Investitionssumme für die nächsten zwei Jahre.
- Volkmar Raidt – Einzelbewerber
Der 58-jährige Rottenburger kandidiert als Einzelbewerber für den Bundestag. Er arbeitet als Elektriker in der Tübinger Uniklinik und betreibt gleichzeitig noch eine Landwirtschaft im Nebenerwerb. Die Unzufriedenheit mit den Bundesparteien habe ihn dazu veranlasst, seinen Hut in den Ring zu werfen, sagt er im GEA-Gespräch.
Die Bauernproteste, an denen er teilgenommen hat, haben seiner Ansicht nach nichts bewirkt. Die deutsche Landwirtschaft müsse gefördert werden, anstatt sie zu zerstören.
Raidt tritt außerdem dafür ein, dass das Renteneintrittsalter nicht erhöht und die Sozialsysteme nicht überlastet werden. Die Bundesregierung unterstütze mit viel zu viel Steuergeldern Projekte im Ausland, sagt der Rottenburger. Das Geld sei im eigenen Land besser aufgehoben. In der Migrationspolitik wünscht er sich klare Regeln. Deutschland könne nicht »die ganze Welt retten«. Dreh- und Angelpunkt für Integration sei die Sprache. Wichtig ist ihm auch, dass die Coronazeit aufgearbeitet wird. Politiker sollten haften für ihr Tun, fordert Raidt. In Sachen Ukraine-Krieg sollen die »Waffen der Diplomatie« angewendet werden. Raidt ist seit vielen Jahren Mitglied im Rottenburger Gemeinderat. Dort hat er die FaiR-Fraktion (»Für alle in Rottenburg«) gegründet und ist deren Fraktionsvorsitzender. Im vergangenen Jahr ist er gegen den Amtsinhaber Stephan Neher im Oberbürgermeister-Wahlkampf angetreten.
- Flavio Krahl – Die Partei
Der 31-jährige Medizininformatiker ist seit 2019 Mitglied in der Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative (Die PARTEI). Studiert hat er an der Uni Tübingen. Derzeit arbeitet Krahl als externer Mitarbeiter bei Boehringer Ingelheim. Er lebt in Nehren.
»Missstände auf satirische und leicht verständliche Weise einer möglichst breiten Empfängerschaft zugänglich zu machen« sei der Ansatz der Partei. Er engagiere sich für diese satirische Aufklärung, so Krahl. Sollte er gewählt werden, wolle er »für eben diese Aufklärung aus dem Bundestag sorgen und versuchen, eine ausgewogene Diskussion wieder möglich zu machen, indem ich anderen Parteien wieder zu Fraktionsstärke verhelfe«. Dadurch werde die Redezeit verlängert und Möglichkeit zur Antragstellung gewährleistet, womit alle wieder die gleichen Möglichkeiten haben, sich am politischen Diskurs zu beteiligen.
Sein aktuelles politisches Ziel sei es, »einen Sitz im Bundestag sichern, den die AfD nicht bekommen kann«, schreibt Krahl auf dem Internetportal www.abgeordnetenwatch.de. (GEA)