TÜBINGEN. Als »unverzichtbaren Bestandteil« der Gesellschaft bezeichnete Landrat Joachim Walter die Kindertagespflege und dankte dem Tageselternverein für die langjährige Zusammenarbeit. »Silberne Hochzeit« feiert in diesem Jahr die Verbindung zwischen dem Tübinger Tageselternverein und dem Landkreis Tübingen. Anlässlich der 25-jährigen vertraglichen Kooperation fand eine Feierstunde im großen Sitzungssaal des Landratsamtes statt.
Eine Podiumsdiskussion befasste sich mit aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Kindertagespflege. Dass es sich dabei um eine überwiegend weibliche Domäne handelt, zeigte ein Blick in den gut gefüllten Saal: Bei der Frage, ob auch Tagesväter anwesend seien, schnellte eine Hand nach oben. Musikalisch eingerahmt wurde die Veranstaltung vom zehnköpfigen A-cappella-Chor »Voc-Alma«.
Der Tageselternverein wurde 1991 gegründet, zwei Jahre vor der Partnerschaft mit dem Landkreis. Von Beginn an ergänzt die Kindertagespflege die Betreuungsangebote institutioneller Einrichtungen und ist aus dem Alltag vieler Familien nicht mehr wegzudenken. Vor Kurzem stimmte der Kreistag einer Anhebung der Stundensätze um einen Euro je Kind und Betreuungsstunde von 5,50 auf 6,50 Euro zu (der GEA berichtete).
Bessere Vergütung in Randzeiten
Mittlerweile kümmern sich im Landkreis Tübingen rund 200 Tagespflegepersonen im familiären Rahmen um über 750 Kinder und leisten ihren Beitrag, damit Eltern ihr Privat- und Berufsleben miteinander vereinbaren können. Im Zuge der Kooperation mit dem Landkreis übernimmt der Tageselternverein die Fachberatung in der Kindertagespflege, die Vermittlung qualifizierter Stellen, die Begleitung bestehender Verhältnisse sowie die Qualifizierung von Tagespflegepersonen.
Die Podiumsdiskussion moderierte Renate Angstmann-Koch. Neben Landrat Joachim Walter, Gomaringens Bürgermeister Steffen Heß und Tageselternverein-Geschäftsführerin Annette Geist nahmen auch Tagesmutter Lena Neurauter sowie Kinderfrau Claudia Maas teil. Die ehemalige Verlagsredakteurin Neurauter, die Kinder bei sich daheim betreut, berichtete, wie ihr die Arbeit als Tagesmutter eine »neue berufliche Perspektive« eröffnet hatte.
Claudia Maas, die zu den Kindern nach Hause kommt, erzählte von ihrer Begeisterung für eine »sinnstiftende Tätigkeit«, die »Verstand, Herz und Bauchgefühl« gleichermaßen anspreche. Auf die Frage, was ihnen die Arbeit erleichtern würde, kristallisierten sich zwei Aspekte heraus: der Wunsch nach einer Unterstützung bei Raumnot, wenn eine Tagesmutter beispielsweise die eigenen vier Wände nicht mehr nutzen kann, sowie nach einer einheitlichen Regelung zur Vertretung in Krankheitsfällen.
Im weiteren Verlauf des Podiumsgesprächs wurde deutlich, dass vor allem für die Krankheitsvertretung keine kurzfristige Lösung in Sicht ist. Ein weiteres Thema der Runde waren außergewöhnliche Betreuungszeiten, die auch durch die Kindertagespflege nur bedingt abgedeckt werden können.
In diesem Zusammenhang berichtete Annette Geist von einem an den Landkreis verfassten Brief, der eine Forderung nach einer besseren Vergütung solcher Randzeiten beinhaltet. (GEA)
AUSZEICHNUNG FÜR FRAUEN IM KREIS TÜBINGEN
Geehrt für langjährige Verdienste
Für mehr als 15 Jahre Tätigkeit beim Tageselternverein ehrte Landrat Joachim Walter folgende Tagesmütter:
Aus Dettenhausen Barbara Wizenmann, Anna Bauer und Silvia Walter-Weinhardt, aus Ammerbuch Hannelore Henzler und Vera Janle, aus Mössingen-Talheim Christa Eissler, aus Rottenburg Gaby Steur, aus Kirchentellinsfurt Sandra Rohrer, aus Kusterdingen Petra Pawlik und aus Gomaringen Beate Eisele.
Aus Tübingen wurden geehrt: Gudrun Walker, Doris Hugger, Claudia Westhoff, Elzbieta Matejek-Malinowski sowie Beate Hiltwein. (bij)