KUSTERDINGEN. »Ich hatte Zeit und die Idee eher aus einer Laune heraus«, sagt Jonathan Wandel. Wenn alles mit den Genehmigungen klappt, kann der Mähringer bald in sein selbstgebautes Tiny House einziehen. Drei Monate lang hat der Besitzer von Wandel Außenmöbel und Gartenzubehör gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Felix Reiber an dem Mini-Haus geschraubt, gesägt und gehämmert. Zusätzlich hat er noch eine Architektin beauftragt. Aufwendig waren vor allem die Genehmigungsverfahren. Denn in Baden-Württemberg benötigt man für das Aufstellen eines, wenn auch noch so kleinen Hauses, eine Baugenehmigung inklusive statischem Gutachten. Da kann schon ein halbes Jahr ins Land ziehen.
Die Wohnfläche bemisst etwa acht mal drei Meter. Eine Terrasse möchte Wandel, sobald das Haus an seinem Platz steht, anbauen. »Mir war wichtig, dass ich ein gutes Wohngefühl habe. Dazu gehört eine gewisse Breite, damit es hier nicht wie in einem Tunnel aussieht«, sagt der 28-Jährige.
Innen wirkt es noch recht leer. Schnickschnack? Fehlanzeige. Auf rund 25 Quadratmetern finden eine Einbauküche und ein Wohnzimmer mit ausfahrbarem Sofa Platz. Schränke und Regale fehlen noch. Über ein steiles Holztreppchen erklimmt man das »Schlafzimmer« - einen höher gelegenen Bereich, den die Bettmatratze fast vollständig füllt. Da muss man schon schwindelfrei sein. Für die Frischluftzufuhr sorgt ein kleines Fenster. Energetisch ist das Haus auf neuestem Stand: Die Heizung ist bereits eingebaut, aber an einer versteckten Stelle - hinter einem Bild. Die Beleuchtung ist dimmbar. Aufs Dach des Hauses in Holzständerbauweise kommt eine Photovoltaik-Anlage und ein Speicher wird noch eingebaut. Strom-, Wasser- und Abwasserzugänge müssen gelegt werden. Aber das steht natürlich erst an, nachdem das Haus mit einem Sattelzug zu seinem Standort transportiert worden ist.
Wandel lebt derzeit auf 70 Quadratmetern, ist aber zuversichtlich, dass 25 Quadratmeter ihm reichen. »Weniger ist mehr. Ich bin aber auch aktiv und viel unterwegs«, sagt der 28-Jährige.
Ist das Tiny House das Wohnmodell der Zukunft? Wandel würde da eher auf Mehrfamilienhäuser tippen. Schließlich brauche man für ein Tiny House eine Fläche. Und die bedeutet schonmal ordentlich Kosten, zum Beispiel die jährliche Grundsteuer. Bei Menschen, die bereits Flächen in Besitz hätten, wäre das eine andere Sache. Sie könnten ja zum Beispiel an nachhaltig Interessierte oder Studenten vermieten. (GEA)