Logo
Aktuell Prävention

Wie Mössinger Kindergartenkinder vor Gewalt geschützt werden sollen

Schläge, Erniedrigungen oder sexuelle Gewalt: Oftmals werden Kinder zu Opfern. Damit dies möglichst nicht in Mössinger Kinderbetreuungseinrichtungen geschieht, wurde ein umfangreiches Gewaltschutzkonzept erarbeitet.

Die Leiterinnen und Leiter der Mössinger Kinderbetreuungseinrichtungen nach der feierlichen Übergabe der Zertifkate zum Abschlus
Die Leiterinnen und Leiter der Mössinger Kinderbetreuungseinrichtungen nach der feierlichen Übergabe der Zertifkate zum Abschluss der Gewaltschutzkonzeption zusammen mit Mössingens OB Michael Bulander (stehend, rechts). Foto: Alexander Thomys
Die Leiterinnen und Leiter der Mössinger Kinderbetreuungseinrichtungen nach der feierlichen Übergabe der Zertifkate zum Abschluss der Gewaltschutzkonzeption zusammen mit Mössingens OB Michael Bulander (stehend, rechts).
Foto: Alexander Thomys

MÖSSINGEN. Missbrauchsfälle in Internaten, Erzieherinnen, die Kinder unter Androhung von Gewalt oder mittels Fixierung zum Schlafen oder Essen gezwungen haben: In der Vergangenheit machten solche Fälle bundesweit immer wieder Schlagzeilen. Der Gesetzgeber hat reagiert. Zur Prävention müssen Einrichtungen, die mit Kindern arbeiten, inzwischen Gewaltschutzkonzepte vorlegen. Der Gesetzestext lässt freilich Raum zur Interpretation. »Es bringt aber nichts, wenn ein solches Konzept in der Schublade verschwindet«, sagt Mössingens Oberbürgermeister Michael Bulander. »Es muss gelebt werden.« Die Stadt im Steinlachtal indes, so ist Bulander überzeugt, tut genau dieses.

Viele Akteure kommen dabei zusammen, wenn es um die Mössinger Kinder geht: In städtischer Trägerschaft gibt es gleich 15 Einrichtungen der Kinderbetreuung, in denen 160 Mitarbeitende rund 700 Kinder betreuen - dass da einmal ein »schwarzes Schaf« unter die engagierten Mitarbeiter rutscht, oder dieselben von Gewalterfahrungen der Kinder in der Familie erfahren - beides ist leider im Bereich des Möglichen. Wie aber sich dann richtig verhalten, wenn der Kollege oder die Eltern verdächtig erscheinen? »Man will niemandem Unrecht tun. Solche Situationen erzeugen immer Unsicherheit«, weiß Iris Pape, Sachgebietsleiterin der Kindertagesbetreuung im Landratsamt Tübingen. Ein Schutzkonzept könne hier eine »wertvolle Handlungsgrundlage« bilden.

Mit dem Personal entwickelt

Ein Konzept, das in Mössingen nicht von oben aufoktroyiert wurde, sondern das von Beginn an mit dem eigenen Personal mitentwickelt wurde. Auf eine gemeinsame Auftaktveranstaltung folgten weitere Fortbildungstermine in den einzelnen Einrichtungen, auf Elternabenden wurden auch die Eltern als wohl wichtigste Akteure beim Kinderschutz mit ins Boot geholt. »Man spürt, dass in den Einrichtungen jetzt anders über das Thema nachgedacht wird«, bilanziert Oberbürgermeister Bulander heute. Hinter den städtischen Kitas steht dabei ein langer Weg: Im Juli 2023 fand die Auftaktveranstaltung statt, die weiteren Termine dauerten bis in den November 2024 an. »Und auch in Zukunft werden wir regelmäßig Fortbildungen zu diesem Thema anbieten und neue Mitarbeiter nachschulen«, betont Bulander.

Nun war aber erst einmal Feiern angesagt, als Bulander und Papa die Zertifikate zum erfolgreichen Abschluss der Gewaltschutzkonzeptionsplanung an die einzelnen Einrichtungen und deren Leitungskräfte überreichen konnten. Die Einrichtungen sollen so zu »sicheren Orten« werden, wo sich Kinder auch mit ihren Sorgen und Nöten vertrauensvoll hinwenden können. »Kinder müssen erfahren, dass sie wertvoll und geschützt sind«, betonte Pape. Und auch Bulander ist überzeugt: »Gemeinsam erfüllen wir so den Schutzauftrag für unsere Kinder.« Ein Auftrag, der immer wichtig ist und bleibt - auch im eher beschaulichen Mössingen. »Wir haben auch in Mössingen Fälle der Vernachlässigung und der Kindeswohlgefährdung«, betonte die Mössinger Kinderschutzbeauftragte Eveyln Leins. (GEA)