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Wie geht es weiter mit den Gomaringer Schulen?

Die Bildungsreform ist durch, der Werkrealschulabschluss abgeschafft. Trotzdem platzen Schloss- und Hublandschule in Gomaringen aus allen Nähten. Wie es nun weitergehen könnte, diskutierten in der jüngsten Gemeinderatssitzung Verwaltung und Gremium - mit sehr vielen Zuschauern.

Noch ist nicht klar, in welche Richtung sich die Schullandschaft in Gomaringen entwickeln wird. Klar ist: Schloss- und Hublandsc
Noch ist nicht klar, in welche Richtung sich die Schullandschaft in Gomaringen entwickeln wird. Klar ist: Schloss- und Hublandschule müssen erweitert werden. Foto: Irmgard Walderich
Noch ist nicht klar, in welche Richtung sich die Schullandschaft in Gomaringen entwickeln wird. Klar ist: Schloss- und Hublandschule müssen erweitert werden.
Foto: Irmgard Walderich

GOMARINGEN. Die jüngste Schulreform des Landes Baden-Württemberg hat den Gomaringern bei ihren Planungen einen Strich durch die Rechnung gemacht. »Wir hatten ein gutes Paket in der Schublade«, sagte Verwaltungs-Fachbereichsleiter Martin Schindler am Dienstagabend im Gomaringer Gemeinderat. Die Bürger beschäftigt das Thema, das zeigte der Andrang, dem Verwaltung und Gremium Herr werden mussten - der Ratssaal war zum Bersten mit Besuchern gefüllt.

Geplant hatte die Gemeinde ursprünglich eine Erweiterung der Hublandschule, in Hinterweiler sollte ein neues Gebäude entstehen. Doch mit der Abschaffungs des Werkrealschul-Abschlusses sowie dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ist die bisherige Arbeit an dem Projekt überholt - »über den Haufen geworfen«, wie es Schindler ausdrückte. Über 370.000 Euro sind bereits in die Planungen geflossen, inklusive Rechnungen in Höhe von knapp 40.000 Euro für das angedachte Nahwärmenetz-Quartier-Hubland. Und: Ein Neubau wäre mittlerweile mit Kosten in Höhe von über 15 Millionen Euro verbunden - was bei der gegenwärtigen Haushaltslage nicht zu finanzieren sei.

Planungen wurden vorerst ausgesetzt

Nach Bekanntwerden der Reformideen hatten sich Verwaltung und Gemeinderat darauf geeinigt, aufgrund der unklaren Lage die Planungen zur Hubland- und Schlossschule vorerst auszusetzen. »Jetzt kennen wir den Beschluss und sind mit der Gesetzgebung vertrauter«, sagte Bürgermeister Steffen Heß.

Nun müssen Lösungen her. »Was wir auf jeden Fall nicht wollen, sind bauliche Maßnahmen, die wir nachher nicht füllen können«, erklärte Schindler. Denn Platzbedarf - auch im Bestand - sei da, übertreiben dürfe man es mit der Raumplanung in Hinblicka auf die Gemeindekasse aber nicht. »Die Schlossschule ist ein Gebäude aus den 60er-Jahren«, erklärte Schulleiter Magnus Klinzing. Die Raumkonzeption entspreche den gegenwärtigen pädagogischen Standards nicht mehr. Es müsse genug Platz für Differenzierungsmöglichkeiten geschaffen werden.

Zwei Szenarien realistisch

Deshalb sind im Prinzip zwei Szenarien realistisch: Entweder die Gemeinde trennt sich vom Hauptschulabschluss und bietet in Zukunft nur noch vier Grundschul-Züge an - was ebenfalls die Schließung der Außenstelle in Hinterweiler zu Folge haben könnte, da der alleinige Betrieb an der Schlossschule möglich wäre. Oder aber der Hauptschulabschluss bleibt, dann müsste aber die Außenstelle in Hinterweiler im laufenden Betrieb erweitert werden - bei einem Mehrbedarf von insgesamt 17 Räumen, gerechnet auf alle Schulen. Der Bedarf der Ganztagsbetreuung könnte noch nicht verlässlich eingeschätzt werden. »Klar ist: Wenn der Anspruch genutzt wird, dann haben wir zu wenig Betreuungsräume«, sagte Klinzing.

CDU-Gemeinderätin Gabriele Häfele zeigte sich ob der »Wahnsinnsdifferenz« der Räume bei der Beibehaltung des Hauptschulabschlusses in Gomaringen überrascht. »Was kann man im Bestand noch machen?« Die Räume seien teilweise schon da, erklärte Bürgermeister Heß. »Die können wir umwidmen.« Der Unterricht habe sich massiv verändert, fügte Schulleiter Klinzing hinzu. »Wir haben Bildungsangebote, die sich nicht so gut im klassischen Schulzimmer umsetzen lassen.« In einer Tabelle lasse sich das nur schwer abbilden - weswegen das Gremium bald eine Entscheidung treffen müsse, betonte Heß. »Sonst rechnen wir zu viel mit den Flächen herum.«

Keine Verlässlichkeit gegeben

Maximilian Föll (SPD) störte sich besonders an der mangelnden Verlässlichkeit bezüglich der bildungspolitischen Entscheidungen. »Wir brauchen Garantien«, sagte Föll in Richtung Martin Fouqué, den Leiter des Staatlichen Schulamts Tübingen. Keinesfalls dürfe man wieder in die Lage kommen, jetzt eine sinnige Entscheidung zu treffen, die mit der nächsten Landesregierung wieder um 180 Grad gedreht werden könnte. »Sonst sehe ich mich nicht in der Lage, qualitativ sinnvoll zu entscheiden.« Diese Verlässlichkeit konnte Fouqué nicht geben: »Wir betreiben keine Bildungspolitik.« Gomaringen sei aber nicht allein. Was jedoch für Bildungserfolg entscheidend sei, konnte Fouqué beantworten. »Das ist weniger von der Schulart als vom pädagogischen Angebot und der Qualität des Unterrichts abhängig.« (GEA)